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Verschwiegen: Thriller (German Edition)

Verschwiegen: Thriller (German Edition)

Titel: Verschwiegen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Landay
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Dass mein Sohn hier für eine kurze Zeit, einige Minuten oder vielleicht auch nur einige Sekunden, auf jeden Fall für eine kurze Zeitspanne, noch am Leben war. Irgendwo dort hat er im nassen Laub gelegen und ist verblutet. Und ich war nicht bei ihm. Ich hätte ihm helfen müssen. Denn das kann man von einem Vater erwarten. Aber ich wusste nichts davon. Ich war irgendwo anders, in meinem Auto, in meinem Büro, und habe telefoniert oder gerade irgendwas anderes gemacht. Andy, begreifen Sie das? Haben Sie irgendeine Vorstellung, wie man sich da fühlt? Können Sie sich das überhaupt vorstellen? Ich war bei seiner Geburt dabei, war dabei, als er seine ersten Schritte machte … und als er Fahrradfahren lernte. Ich habe ihn an seinem ersten Schultag begleitet. Aber als er starb, war ich nicht an seiner Seite. Können Sie sich dieses Gefühl vorstellen?«
    »Dan«, erwiderte ich betreten, »soll ich für Sie einen Streifenwagen kommen lassen, der Sie nach Hause bringt? Ich glaube nicht, dass das hier der richtige Ort für Sie ist. Sie sollten bei Ihrer Familie sein.«
    »Ich kann nicht bei meiner Familie sein, davon zum Teufel rede ich doch die ganze Zeit. Meine Familie existiert nicht mehr.«
    »Gut.« Ich schaute zu Boden, auf seine weißen Turnschuhe, die von Erde und Kiefernnadeln verschmutzt waren.
    »Ich werde Ihnen was sagen«, fügte Rifkin hinzu. »Es spielt keine Rolle, was von jetzt an mit mir geschieht. Ich kann drogensüchtig werden oder stehlen oder betteln gehen. Ab jetzt spielt es keine Rolle mehr, was mit mir passiert. Warum auch? Warum sollte ich mir noch Gedanken machen?«
    Er presste diese Worte in einem bitteren Tonfall hervor.
    »Rufen Sie in Ihrem Büro an, Andy.« Kurze Pause. »Nun machen Sie schon. Es ist vorbei. Sie sind draußen.«
    Ich nahm mein Handy aus der Tasche und rief Lynn Canavan direkt unter ihrer Mobilnummer an. Es läutete dreimal. Ich stellte mir vor, wie sie auf dem Display den Namen des Anrufers sah und sich innerlich für das Gespräch wappnete.
    »Ich bin im Büro«, meinte sie. »Sie können sofort vorbeikommen.«
    Während Rifkin mich mit Genugtuung betrachtete, antwortete ich ihr, sie könne mir an Ort und Stelle sagen, was los sei, und mir die Fahrerei ersparen.
    »Nein«, beharrte sie. »Kommen Sie in mein Büro, Andy. Ich möchte unter vier Augen mit Ihnen reden.«
    Ich klappte mein Telefon zu. Ich wollte noch ein paar Worte zu Rifkin sagen, mich verabschieden oder ihm viel Glück wünschen oder irgendeinen anderen Blödsinn. Etwas in mir wusste, dass er richtig lag und dass das jetzt das Ende war. Aber er wollte nichts von mir hören. Seine Körperhaltung machte das deutlich. Für ihn war ich der Bösewicht, und wahrscheinlich wusste er ohnehin mehr als ich.
    Ich ließ ihn auf dem Feld stehen und fuhr grübelnd nach Cambridge. Dass ich von dem Fall abgezogen würde, war mir mittlerweile klar: Rifkin konnte sich das nicht einfach nur so ausgedacht haben. Jemand hatte ihm einen Tipp gegeben, wahrscheinlich Logiudice, dessen Einflüsterungen bei der Bezirksstaatsanwältin endlich zum gewünschten Ergebnis geführt hatten. Meinetwegen. Ich würde wegen Befangenheit, einer Formalität, vom Fall abgezogen werden. Man hatte mich ausgebootet, das war alles. Das war Bürogeplänkel, und darin war ich noch niemals gut gewesen. Logiudice würde also seinen ersten bedeutenden Fall bekommen und ich mit der nächsten Anklage, dem nächsten Opfer, dem nächsten Fall weitermachen, den der Apparat verarbeiten musste. Ich glaubte das alles tatsächlich – von Dummheit geschlagen oder aus Enttäuschung oder auf der Suche nach einer Erklärung. Ich sah immer noch nicht, was auf mich zukam. Nur wenige Indizien führten in Jacobs Richtung – eine Schülerin mit einem Geheimnis, einige Kids mit ihrem Facebook-Getratsche und sogar ein Messer. So gut wie nichts. Jeder halbwegs fähige Verteidiger würde die wie Spinnweben beiseitewischen.
    Vor dem Gerichtsgebäude empfingen mich vier Polizisten in Zivil, nicht schlecht. Ich wusste, dass sie alle der CPAC angehörten, aber ich kannte nur einen von ihnen sehr gut, einen Detective namens Moynihan. Wie eine römische Feldgarde begleiteten sie mich durch die Empfangshalle des Gerichtsgebäudes, durch Büroeinheiten und -flure, die an einem Sonntagmorgen verlassen dalagen, bis hin zu Lynn Canavans Büro.
    Um den Konferenztisch saßen drei Leute: Canavan, Logiudice und ein Pressesprecher namens Larry Siff, dessen permanente Anwesenheit an Canavans

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