Verschwiegen: Thriller (German Edition)
Raum?«
»Nein, natürlich nicht.« Er lächelte mild. »Andy, ich vertraue Ihnen.«
»Genug, um Ihren Mandanten mit uns reden zu lassen?«
»Nein, nein. Dazu vertraue ich Ihnen zu sehr.«
Und damit war die Vernehmung von Patz beendet.
Halb zehn Uhr abends.
Laurie lag auf dem Sofa und blickte mich an, das Buch hatte sie aufgeschlagen über ihren Bauch gelegt. Sie trug eine braune Bluse mit dicht besticktem V-Ausschnitt und ihre Lesebrille mit dem Perlmuttgestell. Sie hatte mit der Zeit einen Weg gefunden, ihren Kleiderstil aus der Jugend in die mittleren Jahre zu übernehmen: Ihre bestickten Baumwollblusen im Indienlook und die abgetragenen Jeans aus ihrer funkigen Teenagerzeit hatte sie in eine elegantere und aufwendigere Garderobe im gleichen Stil gewandelt.
»Möchtest du reden?«, fragte sie.
»Worüber?«
»Über Jacob.«
»Das haben wir doch schon.«
»Ich weiß, aber du grübelst weiter darüber nach.«
»Ich grübele überhaupt nicht, ich sehe gerade fern.«
»Das Kochprogramm?« Sie lächelte liebevoll, aber skeptisch.
»Es gibt nichts anderes. Und außerdem mag ich Kochen.«
»Nein, das stimmt nicht.«
»Ich schaue aber gerne Kochsendungen.«
»Kein Problem, Andy. Du musst nicht, wenn du noch nicht so weit bist.«
»Darum geht es nicht. Es gibt einfach nichts mehr zu sagen.«
»Darf ich dich etwas fragen?«
Ich verdrehte die Augen: Und was ist, wenn ich Nein sage?
Sie nahm die Fernbedienung vom Beistelltisch und stellte den Fernseher aus. »Bei der Unterhaltung mit Jacob heute hast du gesagt, du glaubst nicht, dass er etwas angestellt hat, aber dann hast du ihn trotzdem ins Kreuzverhör genommen.«
»Nein, das stimmt nicht.«
»Doch. Du hast ihn nicht direkt beschuldigt, aber dein Ton war … der eines Anklägers.«
»Wirklich?«
»Ein bisschen.«
»Das wollte ich nicht. Ich werde mich später bei ihm entschuldigen.«
»Du musst dich nicht entschuldigen.«
»Wenn ich diesen Eindruck gemacht habe, schon.«
»Ich frage mich nur, warum. Gibt es da etwas, das du mir verschweigst?«
»Was zum Beispiel?«
»Zum Beispiel, warum du ihn so in die Zange genommen hast.«
»Ich habe ihn nicht in die Zange genommen. Nein, überhaupt nicht, ich war nur wegen dieses Messers erschrocken. Und darüber, was Derek auf Facebook geschrieben hat.«
»Weil Jacob hatte doch einige Verhaltens-«
»Laurie, mein Gott, hör auf damit. Das ist nichts als Blödsinn von einigen dieser Kids. Wenn ich Derek in die Finger kriege … was er da geschrieben hat, war eine unglaubliche Dummheit. Wirklich, ich glaube, der hat den Verstand verloren.«
»Derek ist ein ganz netter Junge.«
»Wirst du das auch noch sagen, wenn man eines Tages bei Jacob nachhakt?«
»Wäre das möglich?«
»Nein, selbstverständlich nicht.«
»Müssen wir etwas unternehmen?«
»Du meinst, haben wir etwas falsch gemacht?«
»Etwas falsch gemacht? Nein, ich meine, müssten wir das melden?«
»Nein, um Gottes willen. Da gibt es nichts zu melden. Der Besitz eines Messers ist kein Verbrechen. So wie es kein Verbrechen ist, ein blöder Teenager zu sein, Gott sei Dank, sonst müssten wir die Hälfte von ihnen wegsperren.«
Laurie nickte. »Es ist nur – man hat ihn beschuldigt, und jetzt hast du davon erfahren. Und die Polizei wird es auch finden, es steht ja direkt auf Facebook.«
»Die Anschuldigung ist nicht glaubwürdig. Es gibt keinen Grund, Jake in die Mangel zu nehmen. Das Ganze ist einfach lächerlich.«
»Glaubst du das wirklich, Andy?«
»Ja, natürlich! Du etwas nicht?«
Sie sah mich nachdenklich an. »Also gut. Was geht dir dann im Kopf herum?«
»Ich hab es dir schon gesagt: gar nichts.«
»Wirklich?«
»Wirklich.«
»Was hast du mit dem Messer gemacht?«
»Ich hab’s entsorgt.«
»Wo?«
»Ich hab’s weggeworfen, in irgendeinen Müllcontainer.«
»Du hast ihn gedeckt.«
»Nein, ich wollte dieses Messer einfach nicht mehr im Haus haben. Ich wollte nicht, dass es dazu benutzt wird, Jacob etwas anzulasten, was er nicht getan hat. Das ist alles.«
»Und worin besteht der Unterschied dazu, jemanden zu decken?«
»Man kann nicht jemanden decken, der nichts angestellt hat.«
Wieder ihr nachdenklicher Blick. »Okay. Ich gehe jetzt schlafen. Kommst du auch?«
»Gleich.«
Sie erhob sich und kam auf mich zu, strich mir durchs Haar und küsste mich auf die Stirn. »Bleib nicht mehr zu lange auf, Liebling. Sonst kommst du morgen nicht aus dem Bett.«
»Du hast meine Frage nicht beantwortet. Ich habe dich nach
Weitere Kostenlose Bücher