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Verschwiegen: Thriller (German Edition)

Verschwiegen: Thriller (German Edition)

Titel: Verschwiegen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Landay
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durchsucht wurde?
    Zeuge:
    Auf dem Parkplatz am Eingang zum Park.
    Mister Logiudice:
    Und irgendwann tauchte dort Mister Rifkin, der Vater des Opfers, auf?
    Zeuge:
    Ja. Als ich ihn sah, kam er aus der Richtung des Waldes. Davor liegen an diesem Teil des Parks Fußball- und Baseballfelder. An jenem Morgen waren sie leer, und es war einfach eine große, ebene Rasenfläche. Er kam quer über das Gelände auf mich zu.
    Dieses Bild des verzweifelten Dan Rifkin hat sich in mein Gedächtnis eingegraben: eine kleine Gestalt, die sich über eine riesige grüne Fläche bewegt, den Kopf gesenkt und die Hände in den Taschen vergraben. Der Wind brachte ihn immer wieder von seiner Richtung ab, er wankte mal nach rechts, mal nach links, wie ein kleines Boot, das sich gegen den Wind vorwärtskämpft.
    Ich ging auf die Spielfläche hinaus, um ihn zu grüßen, doch wir waren in einiger Entfernung voneinander, und es dauerte etwas, bis wir beide das Gelände überquert hatten. Einen peinlichen Augenblick lang musterten wir uns, während wir aufeinander zugingen. Wie müssen wir aus der Vogelperspektive ausgesehen haben? Zwei winzige Gestalten, die sich langsam über ein riesiges grünes Feld aufeinander zubewegen und sich irgendwann in der Mitte treffen.
    Als er näher kam, winkte ich ihm zu. Doch Rifkin erwiderte den Gruß nicht. Vielleicht war er zufällig auf die Suchtrupps gestoßen, und das war ihm nahegegangen. Ich würde dem Anwalt des Opfers dafür einen Rüffel verpassen, dass er Rifkin an jenem Tag nicht vom Park ferngehalten hatte, hielt ich in Gedanken fest.
    »Hallo, Dan«, begrüßte ich ihn vorsichtig.
    Er trug eine Pilotensonnenbrille, obwohl der Himmel grau war. Seine Augen schienen schwach durch die Gläser. Er sah zu mir auf, und seine Augen waren hinter der Brille so riesig und ausdruckslos wie die einer Fliege. Er war offenbar verärgert.
    »Alles in Ordnung, Dan? Was machen Sie hier?«
    »Ich bin überrascht, Sie hier zu sehen.«
    »Ach ja? Warum? Wo sollte ich sonst sein?«
    Er schnaubte.
    »Was ist los, Dan?«
    »Wissen Sie«, begann er in einem philosophischen Tonfall. »Seit Kurzem beschleicht mich ein sehr merkwürdiges Gefühl: Es ist, als ob ich mich auf einer Bühne befinden würde, und die anderen um mich herum wären alles Schauspieler. Alle, die mir auf der Straße begegnen, laufen mit erhobener Nase herum und tun so, als ob nichts passiert wäre, jeder Einzelne von ihnen, und ich bin der Einzige, der die Wahrheit kennt: Ich als Einziger weiß, dass nichts mehr so ist wie vorher.«
    Ich nickte gutmütig und ließ ihn reden.
    »Sie sind nicht aufrichtig. Begreifen Sie, was ich sagen will, Andy? Sie tun nur so.«
    »Wie müssen Sie sich nur fühlen, Dan.«
    »Vielleicht sind Sie auch so ein Schauspieler.«
    »Warum sagen Sie das?«
    »Ich glaube, Sie sind nicht aufrichtig.« Rifkin nahm seine Sonnenbrille ab, klappte sorgsam die Bügel ein und verstaute die Brille dann in der Innentasche seiner Jacke. Seit ich ihm das letzte Mal begegnet war, hatten sich die Augenringe weiter verdunkelt. Seine olivfarbene Haut hatte eine fahle Blässe angenommen: »Man hat Sie von dem Fall abgezogen, habe ich gehört.«
    »Was? Von wem haben Sie das gehört?«
    »Das spielt keine Rolle. Ich will nur, dass Ihnen eins klar ist: Ich will einen anderen Staatsanwalt.«
    »Gut, darüber können wir sicher reden.«
    »Da gibt es nichts zu reden. Das ist alles schon in die Wege geleitet. Rufen Sie Ihre Chefin an. Reden Sie mit Ihren Leuten. Ich habe es Ihnen gerade gesagt: Ich bestehe auf einem anderen Staatsanwalt. Jemand, der die Ermittlungen nicht nur aussitzt. Und jetzt ist es so weit.«
    »Die Ermittlungen aussitzen? Wovon zum Teufel reden Sie, Dan?«
    »Sie haben behauptet, dass alles Notwendige unternommen würde. Was genau haben Sie damit gemeint?«
    »Es ist ein schwieriger Fall, verstehen Sie? Ich gebe zu –«
    »Nein, das stimmt so nicht, es ist mehr als nur das. Warum haben Sie die Schüler nicht in die Mangel genommen? Ich meine, sie richtig unter Druck gesetzt? Das würde ich gerne wissen.«
    »Ich habe mit ihnen geredet.«
    »Auch mit Ihrem Sohn, Andy?«
    Mir fiel die Kinnlade herunter. Ich streckte meine Hand in seine Richtung aus, um ihn am Arm zu berühren und so Kontakt zu ihm herzustellen, aber er hob ihn, wie um sie wegzuschlagen.
    »Sie haben mich angelogen, Andy. Die ganze Zeit haben Sie gelogen.«
    Sein Blick schweifte zum Wald. »Wissen Sie, was mir im Kopf herumgeht, Andy? Was diesen Ort hier angeht?

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