Verschwiegen: Thriller (German Edition)
von dem Kid?«
»Genau.«
»Ihr Sohn war’s nicht.«
Ich wartete. Das Herz klopfte mir in der Brust.
»Len war’s.«
»Woher weißt du das, Matt?«
»Ich weiß es einfach.«
»Aber wie? Ich dachte, du wärst das Opfer einer Anzeige wegen Belästigung eines Minderjährigen.«
»Na ja, das ist ein bisschen kompliziert.«
»Ach ja?«
»Ja, schon. Lenny und ich sind gewissermaßen Freunde.«
»Und dann zeigst du ihn an?«
»Ehrlich gesagt, diese Sache … das hat Len nie gemacht.«
»Ach nein? Und warum hast du ihn dann angezeigt?«
Er grinste kurz. »Wie schon gesagt, das ist alles ein bisschen kompliziert.«
»Hat er dich angefasst oder nicht?«
»Doch, das hat er schon.«
»Und?«
»Wissen Sie, was? Mir gefällt das alles nicht. Ich sollte gar nicht mit Ihnen reden. Ich habe ein Recht darauf, die Aussage zu verweigern. Und das mache ich jetzt auch.«
»Bei der Polizei kannst du die Aussage verweigern. Aber ich bin kein Polizist. Und deswegen gilt das hier in diesem Raum nicht.«
»Vielleicht komme ich in Schwierigkeiten.«
»Also, Matt, jetzt hör mir mal gut zu. Ich bin eigentlich ein geduldiger Mensch. Aber im Augenblick überspannst du den Bogen ein bisschen. Ich werde allmählich ärgerlich. Okay«, sagte ich und holte tief Luft. »Und das hier gefällt mir überhaupt nicht. Hör also auf, mit mir irgendwelche Spielchen zu treiben, okay?«
Ich spürte, wie riesig mein Körper war, wie viel größer als der des Jungen. Ich hatte den Eindruck, ich würde immer größer und größer und bald zu groß für das Zimmer.
»Wenn du etwas zu dem Mord im Cold Spring Park zu sagen hast, dann tu’s. Du hast keine Ahnung, was ich hinter mir habe, mein Lieber.«
»Ich möchte mit Ihnen alleine reden.«
»Meinetwegen.«
Ich nahm den Jungen fest an seinem Arm und drehte ihn, aber längst nicht so stark, wie ich es in diesem Moment gekonnt hätte. Ich hätte seinen Arm ohne Mühe mit einem Ruck von seinem Körper reißen können, samt Haut, Muskeln und Knochen – genau dieses Gefühl hatte ich in diesem Augenblick. Ich führte ihn in das Schlafzimmer seiner Mutter, in dem ein Nachttisch aus zwei umgedrehten Obstkisten stand. An einer Wand war mit Tesafilm eine sorgfältig ausgeschnittene Collage aus Bildern von Popstars gepappt. Mit der Geschwindigkeit, mit der es durch meine Arme und Schultern geflutet war, verebbte das Adrenalin, so als würde mein Körper spüren, dass die Krise ihren Höhepunkt überschritten hatte und der Junge bereits eingeknickt war.
»Erzähl mir von Leonard. Wie hast du ihn kennengelernt?«
»Er hat mich irgendwann bei McDonald’s angesprochen, richtig schmierig und eklig war er, und hat mich gefragt, was ich haben wollte. Meinte, er würde mich gerne zu was einladen, ich sollte dann mit ihm am Tisch sitzen und essen. Ich wusste, dass er schwul war, aber wenn er mir einen Big Mac zahlen wollte, warum nicht? Ich weiß, ich bin nicht schwul, und deswegen ist mir das völlig schnurz. Also meinte ich, okay, und er machte während des Essens einen auf obercool. Ob ich seine Wohnung sehen will, fragte er mich. Er hätte da ein paar DVDs , und wir könnten uns ja zusammen einen Film reinziehen. Da war klar, was er wollte. Ich habe ihm ganz klar gesagt, dass er das vergessen kann, aber gegen ein bisschen Geld wäre vielleicht was zu machen. Da bot er mir fünfzig Dollar an, dafür, dass er mich anfassen darf, aber nur über der Hose. Ich sagte, für hundert würde ich’s machen. Und die hat er mir dann gegeben.«
»Er hat dir hundert Dollar gegeben?«
»Ja. Einfach nur dafür, dass er meinen Arsch und so was angrapschen durfte.« Der Junge schnaubte verächtlich über so viel Dummheit.
»Und weiter?«
»Danach wollte er immer weitermachen. Ich habe dann jedesmal hundert Dollar bekommen.«
»Und was war deine Gegenleistung?«
»Nichts. Ich schwör’s.«
»Komm schon, Matt, für hundert Dollar?«
»Wirklich. Das war alles, was er anfassen durfte. Meinen Arsch und … vorne eben.«
»Hast du dich jemals ausgezogen?«
»Nein. Meine Klamotten hatte ich die ganze Zeit an.«
»Jedesmal?«
»Jedesmal.«
»Wie viele Male hat das stattgefunden?«
»Fünfmal.«
»Fünfhundert Dollar?«
»Genau.« Wieder kicherte der Junge. Leicht verdientes Geld.
»Hat er dir in die Hose gelangt?«
Ein Zögern. »Nur einmal.«
»Einmal?«
»Nur einmal, wirklich.«
»Und wie lange ging das so?«
»Ein paar Wochen. Mehr konnte er sich nicht leisten.«
»Und was passierte in der
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