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Verschwiegen: Thriller (German Edition)

Verschwiegen: Thriller (German Edition)

Titel: Verschwiegen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Landay
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schlief noch. Auf dem Nachttisch lag eines seiner Bücher, wie immer ein Science-Fiction- oder Militär-Fantasy-Roman über supergeheime Armeen, die Namen hatten wie »Alpha Force«. (Sicher kein vergrübelter Vampirroman, die waren Jacob nicht eskapistisch genug.)
    Es war gegen sieben. Die Jalousien waren heruntergezogen, das Licht im Raum gedämpft.
    Als ich barfuß zu seinem Bett marschierte, erwachte Jacob und wandte sich zu mir um. Ich kochte innerlich. Ich drehte ihm als Beweis für seinen Fehltritt den Bildschirm zu.
    »Was ist das hier?«
    Er war noch nicht ganz wach und stöhnte.
    »Was ist das hier?«
    »Was?«
    »Das hier.«
    »Keine Ahnung. Wovon redest du überhaupt?«
    »Dieses Bild hier auf Facebook. Von letzter Nacht. Hast du das reingestellt?«
    »Das war doch nur ein Witz.«
    »Ein Witz?«
    »Das ist ein Witz, Dad.«
    »Ein Witz? Sag mal, geht’s noch?«
    »Was regst du dich denn so auf?«
    »Hast du eine Ahnung, Jacob, was man mit diesem Bild anstellen wird? Man wird damit vor den Geschworenen herumwedeln, und weißt du, was man sagen wird? Man wird sagen, dass es ein indirektes Schuldeingeständnis ist. Genau diesen Begriff wird man verwenden, Schuldeingeständnis. ›So sieht Jacob Barber sich‹, wird man sagen, ›als Psychopathen. Er sieht sich als Norman Bates.‹ Immer wieder werden sie das Wort ›Psychopath‹ in den Mund nehmen und dabei den Geschworenen dein Bild vor die Nase halten. Und die starren es an, und was meinst du, was dann passiert? Sie werden es nie mehr vergessen, es wird in ihren Köpfen haften bleiben, es wird ihre Meinung beeinflussen, es wird sich in ihrem Bewusstsein festsetzen. Vielleicht nicht bei allen, vielleicht auch nicht bei allen im gleichen Maße. Aber es wird gegen dich arbeiten, denn so läuft das. Du hast ihnen ein Geschenk gemacht, ein richtig schönes Geschenk. Aus Dummheit. Wenn Logiudice das hier findet, hast du keine Chance. Verstehst du das nicht? Begreifst du nicht, was auf dem Spiel steht, Jacob?«
    »Doch!«
    »Begreifst du denn nicht, um was es hier geht?«
    »Natürlich tu ich das.«
    »Und warum dann das hier? Das ergibt keinen Sinn. Warum hast du das getan?«
    »Es war ein Witz, das habe ich doch schon gesagt. Es soll genau das Gegenteil von dem aussagen, was du behauptest. Die anderen sehen mich so, aber ich sehe mich anders. Es geht gar nicht um mich, so wie ich bin.«
    »Klar, das ist vollkommen verständlich. Da wolltest du bloß besonders clever und ironisch sein. Und die Staatsanwaltschaft und die Jury, die werden das genau so sehen. Du lieber Himmel! Bist du doof, oder was?«
    »Ich bin nicht doof.«
    »Was ist dann in dich gefahren?«
    Hinter mir hörte ich Lauries Stimme: »Genug, Andy.« Sie hatte die Arme vor der Brust verschränkt, ihre Augen waren noch voller Schlaf.
    »Es ist gar nichts in mich gefahren«, erwiderte Jacob bedrückt.
    »Aber wie konntest du –«
    »Hör auf, Andy!«
    »Warum, Jacob? Sag mir einfach, warum nur?« Mein Ärger war am Abklingen, aber ich war immer noch wütend genug, um auch auf Laurie loszugehen. »Darf ich ihn das fragen? Einfach nur, warum? Oder ist das schon zu viel?«
    »Es war nur ein Witz, Dad. Können wir das Bild nicht einfach löschen?«
    »Nein, das können wir nicht! Darum geht es doch! Es geht nicht weg. Wir können es löschen, aber es verschwindet nicht. Wenn dein Freund Derek zur Staatsanwaltschaft marschiert und denen etwas von einem Facebook-Account unter dem Namen Melvin Glasscock und von deinem Bild erzählt, dann muss der Staatsanwalt es nur anfordern, und schon hat er’s. Facebook wird es ihm einfach überlassen. Das hier bleibt jetzt, das bleibt an dir kleben wie Napalm. Du darfst so was nicht machen!«
    »Okay.«
    »Du darfst so was einfach nicht tun. Nicht in diesem Augenblick.«
    »Ich hab’s verstanden. Tut mir leid.«
    »Das ändert auch nichts, das löst das Problem nicht.«
    »Andy, hör jetzt endlich auf. Du machst mir Angst. Was soll er denn jetzt machen? Es ist passiert, er hat sich entschuldigt, warum gehst du immer noch auf ihn los?«
    »Weil es wichtig ist.«
    »Es ist aber doch schon passiert. Er ist noch ein Junge. Bitte, beruhig dich, Andy. Bitte.«
    Sie durchquerte das Zimmer, nahm mir den Laptop aus den Händen – ich hatte schon fast vergessen, dass ich ihn noch festhielt – und betrachtete das Bild. Dabei hielt sie den Laptop außen fest, wie ein Tablett.
    »Na gut«, meinte sie. »Jetzt löschen wir es einfach und fertig. Wie geht das? Wo ist der

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