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Verschwiegen: Thriller (German Edition)

Verschwiegen: Thriller (German Edition)

Titel: Verschwiegen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Landay
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Bücherei?«
    »Nichts. Ich war noch nie in der Bücherei, ich weiß nicht einmal, wo die ist.«
    »Und warum hast du ihn dann angezeigt?«
    »Er wollte mir kein Geld mehr geben. Er wolle nichts mehr zahlen, meinte er, wir seien doch Freunde. Ich sagte ihm klipp und klar, wenn er nicht zahlen würde, hätte er eine Anzeige am Hals. Ich wusste, dass er auf Bewährung draußen war und auf der Liste von Sexualstraftätern. Wenn er gegen seine Bewährungsauflagen verstößt, dann ist er weg vom Fenster, das wusste ich. Und er wusste das so gut wie ich.«
    »Und hat er dann gezahlt?«
    »Einen Teil. ›Komm, ich zahl dir die Hälfte‹, meinte er. Und ich: ›Du zahlst mir alles.‹ An der Kohle lag’s nicht. Er hat mehr als genug davon. Ich wollte das nicht unbedingt, aber ich brauche Kohle. Schauen Sie sich diese Bude doch nur an, haben Sie eine Ahnung, wie es ist, kein Geld zu haben? Ohne Kohle kann man nichts machen.«
    »Du hast ihn also erpresst. Und dann? Was hat das alles mit dem Cold Spring Park zu tun?«
    »Das war der Grund, warum er mich fallen ließ. Da sei dieser andere Typ, der ihm gefallen würde. Der würde jeden Morgen in der Nähe von seiner Wohnung vorbeigehen.«
    »Welcher andere Typ?«
    »Den man umgebracht hat.«
    »Wie kannst du wissen, dass es sich um ein und denselben handelt?«
    »Weil Leonard meinte, er würde versuchen ihn kennenzulernen. Er hat ihn ausspioniert. Am Morgen lief er durch den Park und versuchte, ihn anzusprechen. Er wusste sogar seinen Namen. Er hatte ihn von den Freunden gehört, Ben hieß er. Er wollte ihn ansprechen. Das hat er mir alles vor dem Mord erzählt. Ich habe mir nichts dabei gedacht, bis der Typ ermordet wurde.«
    »Was hat Leonard über ihn gesagt?«
    »Dass er schön war, genau, ›schön‹ hat er gesagt.«
    »Warum glaubst du, dass er gewalttätig sein könnte? Hat er dich jemals bedroht?«
    »Nein. Spinnen Sie? Ich würde den fertigmachen. Das ist es ja, Lenny ist ein Schwächling. Deshalb macht er sich auch an Jungen ran, er ist groß, und er denkt, Jungs wären schwächer.«
    »Und warum sollte er bei einer Begegnung im Park gewalttätig gegenüber Ben Rifkin werden?«
    »Keine Ahnung. Ich war nicht dabei. Aber ich weiß, dass Lenny ein Messer hatte und dass er es mitnahm, wenn er was mit anderen Leuten zu tun hatte. Denn man weiß nie, wenn man als Schwuler an den falschen Typen gerät, dann kann das blöd enden.«
    »Hast du das Messer gesehen?«
    »Ja. Ich hab’s gesehen, als ich ihn kennenlernte.«
    »Wie sah es aus?«
    »Keine Ahnung, es war einfach ein Messer.«
    »So wie ein Küchenmesser?«
    »Nein, mehr wie ein Kampfmesser. Es hatte eine gezackte Schneide, ich wollte es ihm schon wegnehmen. Es war ziemlich cool.«
    »Warum hast du nie jemandem davon erzählt? Du wusstest doch, dass ein Junge umgebracht worden war?«
    »Ich bin auch auf Bewährung, wissen Sie? Da konnte ich niemandem erzählen, dass ich ihn erpresst habe oder dass das mit der Bücherei eine Lüge war. Das ist so was wie ein Verbrechen.«
    »Was heißt ›so was wie‹, das ist ein Verbrechen.«
    »Genau.«
    »Matt, wie lange sollte das dauern, bevor du das alles jemandem erzählen wolltest? Sollte mein Sohn wegen Mordes verurteilt werden, nur weil es dir peinlich war zuzugeben, dass ein Typ dir jede Woche an die Eier gelangt hat? Du wolltest die Klappe halten, und mein Sohn sollte ins Gefängnis wandern?«
    Der Junge schwieg.
    In mir stieg ein altvertrautes Gefühl von Wut auf. Ich kannte sie gut, diese lodernde, alles durchdringende Wut. Ich war nicht auf diesen kleinen Wichtigtuer wütend, das Leben würde ihm früher oder später das geben, was er verdiente. Nein, ich war auf Patz wütend, er war ein Mörder, noch schlimmer, ein Kindermörder. Er gehörte zu einer Kategorie, für die Polizisten und Staatsanwälte besondere Verachtung bereithalten.
    »Ich dachte, mir würde niemand glauben. Ich konnte wegen des Jungen nichts sagen, dachte ich, denn ich hatte schon wegen der Sache mit der Bücherei gelogen. Selbst wenn ich diesmal die Wahrheit sagte, würden die mir sagen: ›Du hast schon mal gelogen, warum sollen wir dir das jetzt glauben?‹ Was sollte das also dann?«
    Natürlich hatte er recht. Matt Magrath war als Zeuge vollkommen unbrauchbar. Er war der Lüge überführt, keine Jury würde ihm glauben. Doch wie bei der Fabel mit dem Jungen und dem Wolf, sagte er dieses Mal zufällig die Wahrheit.

Siebzehntes Kapitel
    Mit mir ist alles in Ordnung!
    Facebook schloss Jacobs

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