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Verschwiegen: Thriller (German Edition)

Verschwiegen: Thriller (German Edition)

Titel: Verschwiegen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Landay
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schöner Anblick.
    »Ist Matthew zu Hause?«, fragte ich.
    »Wer sind Sie?«
    »Ich komme im Namen von Jacob Barber.«
    Sie starrte mich ausdruckslos an.
    »Der Mord im Cold Spring Park, sagt Ihnen das was?«
    »Ah ja. Sind Sie sein Anwalt?«
    »Sein Vater, um genau zu sein.«
    »Das wird ja auch Zeit. Ich dachte schon, der Junge hätte keine Familie.«
    »Warum?«
    »Wir haben schon drauf gewartet, dass sich endlich mal jemand sehen lässt. Schon seit Wochen. Was macht die Polizei eigentlich?«
    »Darf ich … ist Matthew Magrath zu Hause? Das ist Ihr Sohn, nehme ich an.«
    »Und Sie sind kein Polizist?«
    »Nein, sicher nicht.«
    »Bewährungshelfer?«
    »Nein.«
    Sie legte eine Hand an die Hüfte, dafür musste sie diese unter die Fettwulst in ihrer Körpermitte schieben.
    »Ich würde mit ihm gerne über Leonard Patz sprechen.«
    »Ich weiß.«
    Das ganze Verhalten dieser Frau war so merkwürdig – nicht nur ihre kurz angebundenen Fragen und Antworten und die merkwürdige Art, mit der sie zu mir aufsah –, dass ich erst gar nicht begriff, was sie gerade gesagt hatte.
    »Ist Matt hier?«, wiederholte ich in dem Versuch, sie endlich loszuwerden.
    »Ja.« Sie öffnete die Wohnungstür. »Matt! Hier ist jemand, der mit dir reden will.«
    Sie schlurfte zurück ins Haus, als ob sie jedes Interesse an der Unterhaltung verloren hätte. Die Wohnung war klein und unaufgeräumt. Newton ist ein wohlhabender Vorort, aber es gibt immer noch Ecken, die sich auch die untere Mittelschicht leisten kann. Die Magraths wohnten in einem weißen Haus mit vinylbeschichteten Mauern, das noch drei andere Wohnungen aufwies. Es war früher Abend, das Licht im Inneren trüb. Auf einem riesigen alten Fernsehschirm lief die Übertragung eines Baseballspiels mit den Red Sox. Vor dem Fernseher stand ein abgewetzter, senffarbener Sessel. Mrs. Magrath ließ sich hineinfallen.
    »Mögen Sie Baseball?«, fragte sie mich über ihre Schulter hinweg. »Ich schon.«
    »Klar.«
    »Wissen Sie, gegen wen die da spielen?«
    »Nein.«
    »Ich dachte, Sie mögen Baseball.«
    »Ich habe gerade andere Sorgen.«
    »Gegen die Blue Jays.«
    »Ach klar, die Blue Jays. Wie konnte ich das nur vergessen.«
    »Matt!«, rief sie unwirsch. Und dann zu mir gewandt: »Der ist da mit seiner Freundin drin, weiß der Teufel, was die beiden miteinander treiben. Kristin heißt sie. Die kriegt den Mund nicht auf, wenn sie hier ist. Behandelt mich wie ein Stück Scheiße. Klebt an Matt, als ob ich überhaupt nicht da wäre. Und er hängt immer nur mit ihr rum. Für mich hat keiner Zeit.«
    »Mmm«, nickte ich.
    »Wie sind Sie an unseren Namen gekommen? Ich dachte, die Namen von Opfern von Sexverbrechen wären geheim?«
    »Ich habe für die Staatsanwaltschaft gearbeitet.«
    »Ach ja, stimmt. Sie sind der, genau …ich habe in der Zeitung über Sie gelesen. Sie kennen also die Akte?«
    »Ja.«
    »Dann kennen Sie auch Leonard Patz? Und was der Matt angetan hat?«
    »Ja. Hat ihn offensichtlich in der Bücherei belästigt.«
    »Er hat ihm an die Eier gelangt.«
    »Na ja, unter anderem.«
    »Matt!«
    »Wenn ich ein andermal wiederkommen soll …«
    »Nein, Sie haben Glück. Meistens verschwindet er mit seiner Freundin, und ich krieg ihn nicht zu Gesicht. Eigentlich soll er um halb neun zu Hause sein, aber er schert sich nicht drum. Er verschwindet einfach. Sein Bewährungshelfer kann das bestätigen. Ich nehme mal an, dass Sie wissen dürfen, dass er einen Bewährungshelfer hat. Ich weiß nicht mehr, was ich mit ihm machen oder zu ihm sagen soll. Eine Zeit lang hat sich das Jugendamt um ihn gekümmert, aber dann haben sie ihn wieder nach Hause geschickt. Ich bin von Quincy hierhergezogen, damit er nicht mehr in schlechter Gesellschaft ist. Ich dachte, ich würde ihm damit helfen. Haben Sie schon mal versucht, hier eine Sozialwohnung zu finden? Keine Chance. Mir ist egal, wo ich lebe, für mich spielt das keine Rolle. Und wissen Sie, was er dann zu mir gesagt hat? ›Du hast dich verändert, Mom‹, hat er gesagt. ›Jetzt, wo du nach Newton gezogen bist, hältst du dich für was Besseres. Eine neue Brille, neue Klamotten, du hältst dich jetzt wohl für eine von denen.‹ Wissen Sie, warum ich diese Brille habe?« Sie nahm eine Brille von einem Tischchen neben der Sessellehne. »Damit ich was sehen kann. Aber der hat mich mit seinem Gerede dermaßen verrückt gemacht, dass ich sie zu Hause gar nicht mehr aufsetze. Als ich sie in Quincy getragen habe, hat er nichts gesagt. Ich kann ihm

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