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Verschwörung beim Heurigen

Titel: Verschwörung beim Heurigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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bewahrenswert.
     Die Bürger wollten eine Brücke, was den Status gefährdete. Der stand auch bei der Wartburg in Eisenach durch den Bau eines |250| Windparks auf der Kippe. Zerstörung der Aussicht – so lautete der Vorwurf. Dagegen war ihr zweistöckiges Trainingszentrum
     gar nichts. Die Tribünen und die vier Türme der Freilichtbühne in Mörbisch überragten sie ums Doppelte, und die hatte der
     »Europäische Fonds für Regionale Entwicklung« mitfinanziert. Im Vergleich dazu war das Surfcenter ein Klacks. Diesen Fonds
     würden sie anzapfen. In der Behörde müsste jemand zu finden sein, der die damaligen Anträge beschaffen könnte, wenn nicht
     mit guten Worten, dann mit Geld. Man müsste die neuen wortgleich formulieren, dann hätte sie für den Fall der Ablehnung einen
     Präzedenzfall und einen Klagegrund. Und mit Rückendeckung der Behörden   ... es müsste mit dem Teufel zugehen, wenn Wollknecht das nicht hinbiegen würde   ...
    Mit dem Nationalpark gegenüber am Ostufer des Sees hatten sie nichts zu schaffen. Stattdessen warf sich die Frage auf, wie
     belastbar der See war, wie viele Sportboote er vertrug, wie viele Wind- und Kitesurfer. Die Ausflugsboote kamen hinzu, die
     Fähren, aber das interessierte sie nicht. Die Ökologie des Sees jedoch nahm ihre Aufmerksamkeit in Anspruch. Sie fand Unterlagen
     zu einem Forschungsprojekt, in dem geklärt werden sollte, wie man den Wasserstand regulieren könne, um den Wassersport zu
     erhalten. Hansi hatte es erwähnt.
    Seit 1967 hatte das Seevolumen durch Verschlammung um zehn Prozent abgenommen, der Pegelstand war gleich geblieben, aber auch
     der Schilfgürtel dehnte sich weiter aus. Grund dafür war der Abfluss des sodahaltigen Wassers und die weitere Verdünnung durch
     Zuflüsse. Soda verhinderte die Bildung von Biomasse und damit die Ausbreitung des Schilfes. Bei fortschreitendem Prozess säßen
     sie mit ihrem Zentrum eines Tages auf dem Trockenen.
    Es war notwendig, dieser Frage selbst nachzugehen. Es gab zu viele widersprüchliche Gutachten. Johanna wusste natürlich, wie
     sie ein Projekt durchbekam: mit Halbwahrheiten |251| , ungestützten Annahmen, Verdrehungen und sogar mit handfesten Lügen. Man konnte die Entsalzung als langfristig unbedeutend
     darstellen, als unter ständiger Kontrolle stehend, Annahmen als Tatsachen hinstellen, und Gegengutachten fanden sich immer;
     es war eine Frage des Preises, zur Not schrieb man sie selbst. War der Auftrag lukrativ genug, gründete man ein eigenes Institut
     und brachte entsprechende Informationen in Umlauf. Environment Consult kannte genug »kooperationswillige« Journalisten. Was
     wurde schon richtig nachgeprüft? Wenn die Umweltbehörden jedoch so hartnäckig wären wie Finanzämter, sähe das alles etwas
     anders aus.
    Doch dieser Fall lag anders, hier würde es sich um ihr Geld drehen – und auch um ihren lange gehegten Wunsch, Beruf und Hobby
     in Einklang zu bringen. Das hatte sie eigentlich nie zu denken gewagt. Aber wenn sie sich tatsächlich um Umweltprobleme kümmerte,
     war sie dann nicht wieder genau da, wo sie vor zwei Jahren aufgehört hatte? Scheibenkleister, Mist verd   ...
    Sie markierte die Seiten und suchte im Internet weiter. Die
World Sailing Games
hatten vor kurzem stattgefunden. Noch eine Hiobsbotschaft. Die Veranstaltungen waren auf 100   000   Besucher ausgelegt worden, aber nur 4000 waren gekommen. Kein Wunder, Segeln war nichts für Zuschauer am Ufer. Den Fotos nach
     war es das reine Sportmarketing gewesen, so wie die Boote mit Firmenlogos vollgekleistert waren, und die Segler hatten sich
     mit Firmennamen drapiert wie Radrennfahrer bei der Tour de France. Carl gondelte glücklicherweise nicht in diesem Plastikzeug
     herum, dachte Johanna und fragte sich, warum er ihr immer mehr in den Sinn kam.
    Später stieß sie auf einen Namen, den sie in Zusammenhang mit dem Surfcenter gehört hatte: Bank Burgenland. Sie sollte die
     Finanzierung übernehmen. Sollte, würde oder könnte? In welchem Stadium der Verhandlungen war man, und wer führte die Verhandlungen?
     Wollknecht? Er müsste |252| jeden Augenblick kommen. Beim Essen sollte sie über die Bank informiert sein, es machte Eindruck.
    Folgenden Hinweis fand sie auf der Eröffnungsseite der Bank:
»Mit Auslaufen der zweiten Ziel- I-Periode zum Jahresende
2006
verlieren sämtliche derzeit bestehenden Richtlinien
der Wirtschaftsförderung ihre Gültigkeit, Anträge müssen mit
allen Unterlagen bis Ende Oktober

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