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Verschwörung beim Heurigen

Titel: Verschwörung beim Heurigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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hängen. »Mir reicht
     seine Frau, die kenne ich. Sie ist Krankenschwester, arbeitet drüben in Sopron, in Ungarn   ... Setz dich her, ich habe einen schönen Welschriesling im Kühlschrank wenn es recht ist.«
    Carl war es sehr recht.

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    Es war eine Farce, das reinste Affentheater, lächerlich. Aber wieso fuhr sie dann um den Block, bevor sie das Ferienapartment
     betrat – ihr Apartment? War es ihr derart unangenehm, hier auf Carl zu treffen? Was sie tat, ging ihn absolut nichts an. Trotz
     dem war sie erleichtert, sein Fahrrad nicht im Hof stehen zu sehen. Dann ertappte sie sich dabei, wie sie sich eine Ausrede
     zurechtlegte, weshalb sie im Urlaub ihr Laptop holte. Eine Schande, was ging in ihr vor? Weshalb diese Unsicherheit? Sie würden
     sich trennen und sich daran gewöhnen, das war ihre Zukunft. Und dann würde sie mit Hansi die Surfschule aufbauen, mit ihm,
     der sie im Wasser trug, das war Carl in fünfzehn Jahren nicht eingefallen.
    Während sie die Wohnung aufschloss, bemerkte sie, wie die Wirtin den Kopf aus dem Fenster des Obergeschosses streckte. Beim
     Betreten der Wohnung stutzte Johanna, denn in der Küche stand ihr benutztes Frühstücksgeschirr, Carl hatte es nicht einmal
     weggeräumt. Das war neu, es ärgerte sie, und sie ärgerte sich, dass es sie ärgerte. Wieso war es ihr nicht gleichgültig? Carl
     war unwichtig geworden, Hansi zählte jetzt. Er war der Mann, den sie sich wünschte, nicht erst seit gestern, wenn sie ehrlich
     war, seit längerem schon, eigentlich seit sie sich für Environment Consult entschieden hatte. Einen Mann, der dazu passte,
     der nicht gleich umfiel, vielleicht auch einen Macho, gemäßigt zwar, aber einen, der seinen Weg sah und wusste, was eine Frau
     sich wünschte, es |244| ihr von den Augen ablas, der aber auch merkte, wann er beiseite zu treten hatte. Nämlich dann, wenn
sie
es wollte. Er brauchte ihr nichts abzunehmen, sie konnte alles allein, darin war sie sich sicher, aber einiges würde sie Hansi
     überlassen müssen, um ihm das Gefühl von Wichtigkeit zu geben.
    Sie öffnete den Kleiderschrank und griff nach ihrem Laptop. Sie hatte es unbenutzt lassen wollen, aber die Umstände erforderten
     Flexibilität. Ohne Computer konnte sie schlecht recherchieren. Sie musste das Umfeld für ihr erstes eigenes Projekt unauffällig
     erkunden, bevor jemand davon Wind bekam. Mit telefonischen Nachforschungen und persönlichen Gesprächen würde sie Konkurrenten
     und Gegner auf den Plan rufen. Sie hatte von Anfang an das Gefühl gehabt, dass diese Aufgabe ein gewisses Fingerspitzengefühl
     erforderte.
    Sie nahm das Laptop, warf einen wütenden Blick auf den Abwasch und verließ eilig das Apartment. Fast hätte sie der Frau, die
     noch immer aus dem Fenster schaute, die Zunge rausgestreckt. Wahrscheinlich rief sie jetzt bei der Polizei an. »   ... Herr Inspektor, eben hat diese Deutsche, Sie wissen schon, die Frau von dem Verdächtigen   ... « Spießer!
    Hoffentlich hielt Hansi die Klappe, der Rechtsanwalt brauchte nichts von dem Verdacht gegen Carl zu wissen. Es würde
ihr
schaden,
ihre
Reputation stand auf dem Spiel.
     
    Hansi hatte ihr zwar einen Tisch in sein Büro bringen lassen, aber Wollknecht hatte angerufen: Er hielt es für sinnvoller,
     in seiner Kanzlei in Eisenstadt zu arbeiten. Dabei war der Wind gut, drei Windstärken, zwar nichts zum Abheben, doch bestens
     geeignet, um Halsen zu trainieren. Sie beobachtete, wie die Surfer fast auf Kiellinie den Hafen verließen, Hansi führte –
     und was tat sie?
    Für eine Sekunde sah sie das Absurde ihres Verhaltens, sie hatte plötzlich eine Ahnung, wie ein Lufthauch auf der Wange, der
     erste Hauch des Sturms, eine innere Unruhe, die |245| sich legte, aber nicht rückgängig zu machen war. War eine Beziehung mit Hansi aussichtslos? Zehn Jahre Altersunterschied,
     und in spätestens sechs Monaten werde ich ihn langweilen – oder er mich? Fünf Jahre ist er hier, und was hat er geschaffen?
     Ihm fehlen die Umgangsformen für den Aufstieg, und wer über Einfluss verfügt, wird ihn nicht ernst nehmen. Es fällt auf mich
     zurück. Aber ich will es so, dachte sie und glaubte daran.
    Sie wollte nichts von Zweifeln wissen, sie wollte geradeaus sehen. Wenn sie ihre Rolle bei Environment Consult betrachtete,
     war sie dort nichts weiter als ein nützlicher Idiot, ein Werkzeug, aber auch diese Erkenntnis ließ sich mit einem Räuspern
     wegpusten. Schluss, aus, Ende!
    Mit einem Gefühl von Befriedigung

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