Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Verschwörung beim Heurigen

Titel: Verschwörung beim Heurigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
Vom Netzwerk:
finanzieller
     Hinsicht möglichst korrekt zu agieren.
    Der Anwalt zählte auf, welche Mitspieler dieser internationalen Pokerpartie er kannte. Er redete so viel, dass der Genuss
     des Hirschrückens (»oben im Leithagebirge geschossen«) und des auch für Johanna außergewöhnlichen Weins in den Hintergrund
     rückte. Dann lehnte er sich vertraulich über den Tisch. »Wie haben Sie denn unseren Hansi kennen gelernt?«
    Johanna erzählte es ihm kurz und knapp.
    »Hansi Petkovic mag ein guter Lehrer sein, ein ausgezeichneter Surfer, da hat er uns vieles voraus. Auch hat er sich bestens
     in die hiesige Gemeinschaft eingefügt. Aber ich glaube, er verfügt noch nicht über das entsprechende Auftreten |257| und die richtigen Kontakte, die er Ihnen zugänglich machen könnte. Schön, er ist anpassungsfähig – das kommt mit der Zeit,
     aber halten Sie ihn nicht auch für ein wenig zu jung und unerfahren für   ... äh – unser Projekt? Sie werden wissen, dass man Sie verständlicherweise auch nach Ihrem Umgang beurteilen wird.« Wichtigtuerisch
     stützte er den Kopf auf drei Finger. »Hansi Petkovic als Geschäftsführer? Da habe ich Zweifel. Was ist Ihr Eindruck? Jemand
     wie Sie hat Lebenserfahrung und sicher einen guten Blick für Menschen.« Er streckte seine Hand nach der ihren aus, wobei Johanna
     wie unbeabsichtigt zur Gabel griff.
    Für dich allemal, dachte sie bei dem fadenscheinigen Manöver. Es war die erste Anspielung auf ihr Alter und ihren Umgang.
     Wollte ihr Gegenüber mit diesen Vertraulichkeiten neue Allianzen schaffen? Gleichzeitig wies er ihr eine gewisse Kompetenz
     zu und hob sie damit in den Stand des Gleichberechtigten. Johanna nahm ihn wörtlich.
    »Sie haben Recht. Hans Petkovic ist jung und kein geborener Geschäftsführer. Bei den Finanzen werden wir beide, Sie und ich,
     eng zusammenarbeiten. Das ist nicht seine Aufgabe. Aber – können
Sie
surfen?«
    Der Anwalt verneinte. Dann der nächste Vorstoß: »In Fragen der Repräsentanz müsste man auch eine Lösung finden, wenn wir die
     großen Events haben wollen.«
    »Zweifellos.« Also hielt er Hansi für ungeeignet. Das sah sie selbst ähnlich, aber sie erkannte, dass man, wer immer »man«
     war, es darauf anlegte, Hansis Rolle auf die des Surflehrers zu beschränken.
    Nach längerem Räsonieren über österreichische »Freundlwirtschaft«, wo es Geld »bar aufs Handerl« gab, und die korrupten Manager
     aller Orten, wobei der Anwalt sich so unklar ausdrückte, dass seine Einstellung dazu nicht deutlich wurde, suchte Wollknecht
     wieder nach Gemeinsamkeiten. Er wollte Johanna die Zusammenarbeit schmackhaft machen, lobte deutsche Gründlichkeit, Konsequenzund
     die Sachlichkeit |258| –»wir hingegen leben ja an der Grenze zum Balkan«,– stellte sich als jemand dar, der ihre Ansichten teilte, und bot ihr auf
     Dauer einen Raum in seiner Kanzlei als gute Adresse sowie Hilfe bei der Wohnungssuche an, »falls Sie sich zum Bleiben entscheiden.«
     Übergangslos fragte er plötzlich: »Was macht eigentlich Ihr Mann den ganzen Tag? Carl Breitenbach, das ist doch Ihr Mann?
     Soweit ich weiß, ist er in den Fall Sandhofer verstrickt, sogar als Verdächtiger.«
    Johanna wurde innerlich kalt, äußerlich hingegen verzog sie keine Miene. »Ein lächerlicher und haltloser Verdacht der Presse.
     Carl unterstützt die Polizei bei ihren Ermittlungen, sie stützt sich auf seine Aussagen.« Sie atmete auf.
    »Sind Sie da sicher? Und – wird sich das ausgehen?«
    »Bitte was?«
    »Ob es ihm gelingen wird, ob er aus der Sache rauskommt.«
    Johanna zögerte zu lange mit der Entgegnung, was ihre Zweifel leider deutlich genug zum Ausdruck brachte.
    »Ich kann nur hoffen, dass dieser Umstand nicht zu einem Risikofaktor wird«, schob Wollknecht nach.
    »Meinen Sie mit Risikofaktor etwa meinen Mann?«
    »Nein, wie könnte ich   ... «
    »Fände ich auch nicht angebracht«, entgegnete Johanna scharf.
    »Es könnte jedoch sein, wenn er, wie soll ich es ausdrücken, das Geschäftliche mit dem Privaten und diesen Ermittlungen durcheinanderbringt.«
    »Das lassen Sie mal meine Sorge sein. Und auch mein Mann weiß normalerweise, was er tut.«
    »Gut zu wissen«, sagte der Anwalt distanziert und bestellte Sachertorte als Nachtisch und Espresso. Später verließen sie unter
     wiederholtem Grüßen das Restaurant.
    Die Hitze draußen war wie eine Wand. Beim Anblick des Schlosses erzählte der Anwalt vom Fürsten Paul Esterházy, der nach dem
     Einmarsch der Roten

Weitere Kostenlose Bücher