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Verschwörung beim Heurigen

Titel: Verschwörung beim Heurigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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beharrlich, und das setzte sie unter
     Druck. Besetzte der Mord inzwischen sein ganzes Denken und Fühlen? Nahmen ihn der Wein und seine Winzerinnen so in Anspruch,
     dass er für nichts anderes offen war? Seine Gleichgültigkeit jedenfalls, aufgesetzt oder nicht, beunruhigte sie, vor allem,
     da er längst nicht alles wusste.
    Er tat ihr leid, wie er da saß, scheinbar unbeteiligt, ganz auf den Brief konzentriert, und gleichzeitig ärgerte sie seine
     Schönschrift, die akkuraten Buchstaben, als ginge ihn das tatsächlich nichts an. Diese Teilnahmslosigkeit machte sie rasend,
     sie hätte auf ihn losgehen können. »Wieso hast du meinen Rechner aus dem Schrank geholt?«, fauchte sie.
    |293| »Weil ich ihn gebraucht habe.« Lakonischer ging’s nicht. »Ich musste ins Internet, einige E-Mails schreiben, ich habe meinen nicht mitgenommen, wozu auch – in den Ferien?«
    Also kannte er ihr Passwort. Wie dumm von ihr, das Gerät stehen zu lassen. Hoffentlich hatte er nicht geschnüffelt, sie brauchte
     dringend ein neues Passwort. Und obwohl sie es nicht wollte, reagierte sie noch weniger angemessen. »Eine Frechheit, ohne
     zu fragen meine Sachen zu benutzen. Du wirst immer unverschämter.«
    »Es ist das erste Mal, seit wir uns kennen, dass du dich darüber beschwerst. Ich brauchte das Ding, fertig, du hilfst mir
     ja nicht – allem Anschein nach war der Rechner bei deinem Tunnelbesuch nicht von Nöten.«
    »Dein Vertrauensbruch stellt alles auf den Kopf, du hast jede Basis für uns zerstört.«
    »Interessiert dich das noch? Ich glaube, wir haben uns nichts vorzuwerfen. Keiner ist besser, keiner ist schlechter   ... lassen wir es dabei bewenden. Dann brauchen wir nicht zu diskutieren. Wieso kommst du eigentlich tagsüber? Ich denke,
     du bist zum Surfen hier?«
    Der Kerl blickte nicht ein einziges Mal auf, er schrieb weiter, in seiner weichen, offenen Handschrift, die ihr immer gefallen
     hatte. Heute kotzte sie seine Ruhe an. »Nichts vorzuwerfen! Du besitzt die Unverschämtheit, mit dieser Maria Sandhofer rumzumachen   ... «
    Carl drehte sich um und sah sie an. »Vorbei, Johanna! Es ist vorbei, sie ist tot, begreifst du das nicht? Ermordet. Es hat
     nie angefangen. Außerdem habe ich ganz andere Sorgen«, schob er seufzend nach und suchte anscheinend den Anschluss an den
     zuletzt geschriebenen Satz.
    »Du bedauerst es also? Da hast du dich selbst reingeritten, dann   ... «
    »   ... sieh zu, wie du da wieder rauskommst – das willst du sagen, nicht wahr? Glücklicherweise gibt es ein paar Österreicher,
     die das anders sehen.«
    |294| »Du meinst   ... «
    »   ... Österreicherinnen«, kam er Johanna zuvor, »ja, sehr richtig, die Freundinnen der Toten, ganz recht. Maria hatte welche,
     im Gegensatz zu dir. Deine hast du ja vergrault, die waren dir nicht mehr gut genug. Spießig fandest du sie, im Vergleich
     zu deinen neuen – Partnern. Macht es euch so viel Freude, euch gegenseitig das Fell über die Ohren zu ziehen   ...?«
    Johanna wandte den Blick ab und sah draußen auf der Leine karierte Boardshorts über einer Stuhllehne. Als sie den Hof betreten
     hatte, waren sie ihr entgangen. »Wem gehören die?«, unterbrach sie.
    »Mir«, sagte Carl und ging nicht weiter darauf ein. »Ist dir mal aufgefallen«, er legte jetzt den Füllhalter zur Seite, »dass
     du uns systematisch isoliert hast, dass uns niemand mehr besucht, wenn du da bist? Weder Freunde noch Gäste. Allen zeigst
     du, dass sie dich   ...,« er schien nach den passenden Worten zu suchen, »dir egal sind, weil sie deine großartigen Geschäfte nicht bewundern.
     Gehören neuerdings auch Skandalfirmen wie Strabag und unseriöse Staats- und Gewerkschaftsbanken zu deinen Kunden?«
    »Also hast du doch auf meinem Laptop geschnüffelt! Damit habe ich nichts zu tun.«
    »Hier, ein neuer Trick für dich, kannst ihn ja mal in Deutschland ausprobieren, oder weißt du das längst?« Er wühlte in einem
     seiner Papierstapel und zog ein Blatt hervor. »Um kritische Umweltgutachten zu vermeiden, werden in Österreich Straßen neuerdings
     in Abschnitte unter zehn Kilometer geteilt, dann ist keine Umweltverträglichkeitsprüfung mehr nötig. Hinterher setzt man das
     Ganze wieder zusammen.«
    »Vielen Dank, ich werd’s mir merken, doch leider befasse ich mich nicht mit Straßenbau.«
    »Aber mit Surfen und Siegen   ... so ein Quatsch. Reichen dir deine Siege über Menschen, die sich für die Umwelt |295| einsetzen, noch immer nicht? Surfen und

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