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Verschwörung beim Heurigen

Titel: Verschwörung beim Heurigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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geradezu, sprühend, witzig, so wie sie ihn mochte, und das machte sie in diesem Moment besonders
     wütend.
    Er winkte seine Begleitung heran. »Das sind Maria und Karola, zwei hervorragende Winzerinnen. Sie gehören zu der Gruppe der
     Sieben, von der ich dir   ... «
    |42| »Sehr schön. Guten Abend. Aber Carl – bitte! Ich will nach Hause, bin todmüde. Ich habe einen anstrengenden Tag hinter mir.«
     Sie merkte, dass es derselbe Satz war, den sie normalerweise verwandte, wenn sie nach einem quälenden Bürotag nach Hause kam
     und Carl sie mit seinen Übersetzerproblemen behelligte. Sie wandte sich an die Winzerinnen. »Wir haben’s noch weit, wissen
     Sie? Unser Quartier ist in Purbach.« Sie gab ihrer Stimme dabei den Klang – in vielen Konferenzen erprobt   –, der Gesprächspartnern klarmachte, dass dieses Thema für sie beendet sei. Johanna wollte nicht verbindlich sein, es war
     ihr egal, ob sie Carl brüskierte, es war ihr gleichgültig, was die Frauen von ihr dachten, Geschäfte verdarb sie Carl ja nicht
     damit. Das war sowieso nicht seine Sache. Hier und jetzt ging es um sie, und sie war hundemüde, der Appetit war ihr vergangen,
     sie wollte nicht mehr reden, keine höflichen Floskeln, kein Smalltalk, mochte da auch die Winzerkönigin des Burgenlandes persönlich
     vor ihr stehen. Ihr fehlte einfach die Kraft. Und da war noch was anderes: Die schlanke Blonde, jünger als sie, war ihr viel
     zu selbstgefällig – und wie sie Carl ansah   ...
    Die beiden Frauen verständigten sich mit Carl durch einen kurzen, verstehenden Blick, der Johanna nicht entging, was ihre
     Wut noch verstärkte. Was lief zwischen Carl und dieser Blonden? Die kannten sich doch nicht erst seit heute? Hatte er ihr
     was verheimlicht? Ach, sollen sie mich doch   ..., dachte sie wütend.
    »Einen Moment!« Carl entfernte sich wieder vom Wagen. Was er mit den Frauen besprach, verstand Johanna nicht, die Winzerinnen
     jedenfalls kehrten zum Schloss zurück, Carl stieg ein.
    »Ich habe eine Einladung in ein Restaurant. ›Taubenkobel‹ oder so«, er hielt Johanna die Karte hin, »für die ausländischen
     Gäste. Soll das beste in der Gegend sein. Da findet ein Empfang statt, nein, nicht was du denkst«, fügte er hinzu, als er
     merkte, wie Johanna protestierend auffuhr. »Ein Essen, |43| für ausländische Einkäufer, Weinhändler, mit der Landeshauptfrau, nur halb offiziell, nun reg dich doch nicht gleich wieder
     auf.« Er seufzte. »Das Restaurant ist in Schützen, das liegt auf dem Nachhauseweg. Ich habe den ganzen Tag nichts zwischen
     die Zähne bekommen außer Wein und Weißbrot.«
    Johanna fuhr ihn barsch an: »Ich kann dich da absetzen. Ich jedenfalls fahre nach Hause, oder du bringst mich hin und fährst
     dann zu deinen Winzerinnen. So habe ich mir den ersten Abend unseres Urlaubs vorgestellt!«
    Carl ging nicht darauf ein und blieb freundlich. »Nein, die kommen nicht. Hast du was gegessen?«
    »Ich will nichts essen, auch nicht in irgendeinem Gourmet- oder Sternerestaurant. Das ist mir egal. Ein Stück Vollkornbrot
     und etwas Quark, das reicht mir«, sagte Johanna und dachte an die beiden schlanken Mädchen, die um den Surflehrer herumgeflattert
     waren. Sie musste abnehmen, dringend, sie hatte sich zu viel Speck angefressen, die Geschäftsreisen, immer im Restaurant,
     sie war unsportlich geworden, heute hatte sie es gemerkt. Sie stöhnte. Je älter man wurde, desto mehr musste man für sich
     tun. Gleichzeitig wurde es anstrengender. Sie war vierzig. Wie sollte das erst in zehn Jahren werden?
    Dass Carl mit ihr schmollte, war egal. Sollte er doch. Er hatte sein Vergnügen gehabt, außerdem hatte er gestern, nachdem
     sie ihr Ferienapartment bezogen hatten, eingekauft, so viel, dass sich die Kühlschranktür kaum hatte schließen lassen. Er
     kochte sogar nachts noch, »die Portugiesen essen auch spät, genau wie die Spanier«, pflegte er zu sagen. Als ob das eine Rolle
     spielte. Ob sie nun mitaß oder nicht, er würde trotz dem irgendetwas brutzeln. Er hatte die Zeit dazu, er nahm sie sich, statt
     sich um lukrativere Übersetzungsaufträge zu kümmern, was sie ihm verübelte.
    »Wieso hast du so schlechte Laune? War dein Tag nicht gut? Zu wenig Wind? Falsche Richtung? Oder warst du nicht in Form? Das
     ist es wohl.«
    |44| Johanna verpasste am Kreisverkehr die Ausfahrt und musste noch einmal herum, um die B 50 in Richtung Neusiedel zu nehmen.
     Zehn Jahre Ehe, man kannte sich in- und auswendig, Geheimnisse

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