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Verschwörung beim Heurigen

Titel: Verschwörung beim Heurigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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keinesfalls veranlassen, seine Annäherungsversuche einzustellen. »Verheiratet
     ist ja nicht gestorben.«
    Es war das erste Mal, dass er Johanna zum Lachen brachte. »Ihr macht getrennt Urlaub? Oder hat dein Mann dich hier abgesetzt,
     damit er freie Bahn   ... «
    »Mich setzt niemand ab«, sagte Johanna schärfer, als sie beabsichtigt hatte. Mochte der Surflehrer es als Hinweis, als Klarstellung
     oder als Drohung auffassen.
    Hansi zögerte eine Sekunde, zog dann erstaunt, gespielt oder nicht, die Augenbrauen hoch. »Das glaube ich auch«, lenkte er
     ein. »Was macht er, dein Mann? Holt er dich ab? Ach nein, du bist ja mit dem Wagen gekommen.«
    »Er ist in Eisenstadt. Wasser hätte keine Balken, sagt er immer, er schwimmt zwar gern, er badet, aber Wassersport? Nein.
     Kein Sportler, er ist mehr – ein – Intellektueller.« Es klang ein wenig abfällig, so wie sie es gesagt hatte. Es war ihr rausgerutscht
     wie das mit dem ›Absetzen‹. Was war los mit ihr? Weshalb betonte sie diesem Mann gegenüber ihre Eigenständigkeit so sehr?
     Hatte sie es nötig, sich zu distanzieren? Schob sie Carl von sich weg, um dem Mann an ihrer Seite |38| ihre Freiheit deutlich zu machen? Erwartete sie von ihm, in die lokale Surferszene eingeführt zu werden? Sie war gut, und
     eigentlich hatte sie sich früher stets ihren Platz erobern können. Aber sie hatte mittlerweile die Verbindung verloren, die
     Leute waren ihr zu jung, zu grün, zu unprofessionell, nicht gut genug. Doch sie drängte die Fragen und Zweifel rasch beiseite,
     darin hatte sie inzwischen Übung. Was sie nicht weiterbrachte, war bedeutungslos. Wozu sich Gedanken machen? Sie war genau
     da, wo sie sein wollte, und das war nicht da, wo Carl sich gern aufhielt.
    »Spielt er Golf?«, bohrte Hans weiter, »oder ist er einer von den Weinfreaks? Rotwein ist für alte Knaben eine von den besten
     Gaben – so heißt es doch, bei Wilhelm Busch? Von alten Knaben wimmelt es hier. Die kommen wegen unserer wunderbaren Weine.
     Sonst ist nichts mehr los mit ihnen. Schau«, er zeigte in Richtung Leithagebirge, »das ganze Grün, bis oben zum Wald, der
     ganze Berghang ist voll damit, rund um den See nichts als Weinstöcke. Die Weine muss man einfach probieren, ich kenne da einen
     sehr schönen Heurigen. Da lad ich dich mal ein   ... «
    Jetzt fängt der auch mit Wein an, dachte Johanna entsetzt, das kann heiter werden. Glücklicherweise kamen zwei junge Mädchen,
     etwa halb so alt wie sie, und zerrten den Surflehrer weg. Anscheinend kannten sie ihn.
    Hansi hier, Hansi dort, hieß es, Hansi, kannst du mal   ... sie glucksten, scherzten, und Johanna merkte verblüfft, dass es ihr gegen den Strich ging, wie die Mädchen um Hansi herumflatterten
     und ihn zum Pavillon zogen. Was wollten die jungen Dinger, denen die blonden Pferdeschwänze kokett um die Ohren flogen? Wieso
     drängten sie sich dazwischen?
    Mach dich nicht lächerlich, Johanna, sagte sie sich, stand auf, streifte den Neopren-Anzug vollständig ab und zupfte ihren
     Bikini zurecht. Es kostete sie viel Mühe, sich die schmerzenden Glieder nicht anmerken zu lassen, als sie steif zum Pavillon
     ging, um Hans nach der Dusche zu fragen.
    |39| Er musterte sie von oben bis unten, verzog anerkennend den Mund und schickte sie zu dem Schuppen, wo er die Surfbretter und
     Segel aufbewahrte, drinnen sei die Dusche und eine Umkleidekabine, sie möge bitte nur biologisch abbaubare Seife benutzen,
     »wir sind hier sehr bewusst, was den Umweltschutz angeht.«
    Sie brauchte eine halbe Stunde, bis sie sich wieder als einigermaßen menschlich empfand. Sie trug ein rotes Trägertop und
     eine enge geblümte Baumwollhose, zog aber wegen der Mücken, die in blutdürstigen Schwärmen aus dem Schilf aufstiegen, eine
     langärmelige Bluse über.
    Hans Petkovic pfiff anerkennend, als sie geschminkt, frisiert und parfümiert auf ihn zukam. »Eben noch Sportlerin, jetzt ganz
     Dame«, meinte er begeistert, »was spielst du lieber?«
    Johanna merkte, wie sie es genoss, dass sie ihm gefiel. »Beides«, antwortete sie beiläufig. »Zeig mir bitte, wo ich die Sachen
     hinbringen soll.« Gemeinsam rollten sie das Segel auf und verstauten es zusammen mit dem Surfbrett im Schuppen. Damit war
     klar, morgen würde sie wieder kommen, und Hansi versprach, ihr Material auf den neuesten Stand der Technik zu bringen. Aber
     das Kiten könne sie besser auf der anderen Seite des Sees lernen, sie müsse nach Podersdorf, da gebe es richtigen Strand.
    

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