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Verschwörung beim Heurigen

Titel: Verschwörung beim Heurigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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gab es kaum noch. Sie dachte kurz an Hansi – das Geheimnis
     würde sie für sich behalten, wenn es denn eines werden würde. Oder gab es doch welche, wenn sie an die junge Winzerin vor
     dem Schloss dachte? Das war genau Carls Typ, die gefiel ihm bestimmt, so war sie auch mal gewesen, nicht genauso, aber ähnlich,
     vor vielen Jahren.
    Er legte ihr die Hand auf die Schulter. »Ich habe dich was gefragt, Johanna«, sagte er vorsichtig, er wusste genau, wann sie
     bissig wurde. In letzter Zeit war das immer schneller der Fall, sie war unleidlich, fühlte, wie ihre Haut dünn wurde. »Nein,
     ich habe keine schlechte Laune, und der Tag war gut und der Wind bestens. Aber bitte, nimm deine Hand da weg, ich habe entsetzlichen
     Sonnenbrand.«
    »Oh«, sagt er nur und schwieg, bis sie durch Schützen kamen, ein Straßendorf, mit dem Hinweisschild auf das Restaurant Tauenkobel
     am Ortseingang. »Sollen wir nicht doch   ...?«
    Johanna rang sich etwas Verbindlichkeit ab. »Wenn ich nicht so müde wäre und richtig angezogen, gern, Carl, das weißt du.
     Aber in diesen Sachen fühle ich mich nicht wohl, bei einem Empfang. Ich müsste mich erst zurechtmachen.«
    »Ach, die anderen waren auch leger. Da zieht sich keiner extra um.«
    »Was andere machen, ist mir ziemlich egal.« Es klang schon wieder scharf, und Johanna merkte, dass Carl sich versteifte, den
     Kopf in den Nacken legte und den Mund schloss. Einerseits tat er ihr leid, andererseits war ihr nicht nach Restaurant zumute,
     nach Essen, nach spritzigen Weinhändlern, die sie für die mitreisende Ehefrau hielten.
    Sie fuhren an einem einsamen Nachtclub mit pinkfarbenen Neonleuchten vorbei, wo einige Mittelklassewagen vor zugeklebten Fenstern
     parkten, dann tauchte rechts ein verlorener |45| Supermarkt aus dem Dunkel auf, wie ein mit bunten Packungen vollgestelltes Aquarium, unter einer Neonschrift dahinter der
     rechteckige Kasten eines Hotels, eine einfallslose Schlafstation. Die Tankstelle daneben wirkte genau so »hingestellt«, aus
     einem unerfindlichen Grund mitten in die Weingärten, als wäre vergessen worden, den dazu passenden Industrie-»Park« anzulegen.
     Kaum sichtbar unter den Sternen begann der See – ein Lächeln huschte Johanna übers Gesicht, als sie sich an den Nachmittag
     und den Abend erinnerte, an Hans Petkovic, an Hans oder Hansi, wie er neben ihr gekniet hatte. Wieso hatte er sie nicht geküsst?
     Der Feigling. Seine Augen hatten es getan.
    »Wo sind dein Surfbrett und das Segel?«, fragte Carl ins Schweigen hinein.
    Johanna kam sich ertappt vor und ging auf Abwehr. »Bei der Surfschule in Mörbisch, dem letzten Ort vor der ungarischen Grenze.
     Da kommt nichts weg! Ich bin mir sicher, die Leute da passen auf. Ich fahre morgen wieder hin. Ein guter Trainer, ich kann
     Stunden nehmen, es gibt ein Restaurant, man kann duschen, ganz sauber, und passable Leute, gute Stimmung.«
    »Schön. Aber ich wollte morgen mit meiner Tour durch die Kellereien anfangen. Ohne Wagen geht das schlecht   ... «
    »   ... oder zu den Winzerinnen?«, unterbrach ihn Johanna provokativ. »Den Wagen kannst du haben, wenn du mich hinbringst und
     wieder abholst.«
    »Mache ich doch gern.« Carl schien erleichtert.
    Johanna war froh, dass sie endlich ihrem Feriendomizil in einem umgebauten Bauernhof näher kamen. »Kanntest du die beiden?«,
     fragte Johanna, als sie von der Hauptstraße abbog.
    »Welche beiden?«, fragte Carl.
    Was für ein Theater. Es war doch klar, wen sie meinte. »Na, die beiden, die du mir unbedingt vorstellen wolltest, die Frauen
     vom Schloss.«
    |46| Er zögerte zu lange mit der Antwort, als dass sie ihm geglaubt hätte. Sein »Nein« klang abgestanden. Die drei hatten sich
     viel zu vertraut verhalten, eine solche Intimität stellte man nicht an einem einzigen Nachmittag oder Abend her. Aber Johanna
     fehlte die Kraft, weiter zu insistieren. Sie war vollkommen erledigt. Ein Anflug von Verzweiflung packte sie, sie schluckte
     – waren das etwa aufsteigende Tränen? Nein, niemals. Sie parkte den Wagen. Carl schloss das Hoftor auf, im lang gestreckten
     Innenhof flammten kleine Laternen auf und wiesen ihnen den Weg unter duftenden Rosenbüschen und Oleander zu ihrem Apartment.
     Eigentlich ein traumhafter Ort für einen traumhaften Urlaub. Ist denn alles verkehrt in meinem Leben, dachte Johanna resignierend
     und verzog sich ins Badezimmer, um sich ihrer verbrannten Haut zu widmen, während Carl sich in der Küche ums Essen

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