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Verschwörung beim Heurigen

Titel: Verschwörung beim Heurigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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kümmerte.
     
    Der nächste Morgen begann harmonischer. Ob es daran lag, dass sie sich Zeit zum Ausschlafen nahmen? Johanna hörte sich geduldig
     an, was Carl von der Verkostung im Schloss zu berichten hatte, vom Auftritt der Landeshauptfrau, vom Zusammentreffen mit einem
     Unbekannten, mit dem er über einen »Blender« gesprochen hatte, und sie erzählte ihm eher zurückhaltend vom ersten Tag auf
     dem See, dass sie bis ans Limit gegangen war, was sie als äußert unvernünftig erachtete, und dass sie unbedingt das Kiten
     lernen wollte. Es war unklug, auf ihrer negativen Stimmung zu beharren, sie verdrängte bewusst ihre Eifersucht, fragte nicht
     einmal, ob er heute diese Maria treffen würde, und tat die romantische Erinnerung an Hansi Petkovic als alberne Kinderei ab.
     Was hatte dieser Mann zu bieten? Aber ihre Gedanken entwickelten sich ungewollt weiter. Man sollte Menschen keinesfalls unterschätzen,
     vielleicht hatte er ja doch einiges drauf, was immer das sein mochte; möglicherweise gab es einen interessanten persönlichen
     Hintergrund, denn dumm war er |47| nicht. Auf jeden Fall verband sie ein starkes gemeinsames Interesse, auch er konnte sich allem Anschein nach den Elementen
     hingeben. Das waren immer besondere Menschen, die Glück dabei empfanden, wenn sie mit den Wellen spielen und sich dem Wind
     anvertrauen konnten. Ihr gefiel sein Lachen, die blauen Augen, wie er das Haar in den Nacken warf.
    Sie seufzte und bemerkte, wie Carl sie über den Frühstückstisch hinweg musterte. Rasch setzte sie ein Lächeln auf. »Es ist
     gut zu wissen, dass uns drei lange Wochen beschieden sind, nur uns   ... «, aber es fiel ihr partout nichts ein, was sie jetzt gern mit Carl zusammen gemacht hätte. Sie wollte zum See.
    Eine Stunde später ließ sie sich in Mörbisch absetzen, sie wollte bereits an der Schranke vor dem Parkplatz aussteigen, aber
     Carl bestand darauf, sie bis zur Surfschule zu bringen, die ersten zehn Minuten auf dem Parkplatz waren gratis. Und da passierte
     genau das, was Johanna unbedingt hatte vermeiden wollen: Kaum war sie ausgestiegen, kam Hansi freudestrahlend auf sie zu –
     fehlte noch, dass er die Arme ausgebreitet hätte – und küsste sie auf die Wangen. Sie drehte sich um und sah, wie Carl durchs
     offene Wagenfenster herüberstarrte.

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    »Dein Vater ist ein sehr sympathischer Mensch«, sage Carl und zwängte sich hinter den schweren Tisch im Verkostungsraum. »Neben
     seiner Untätigkeit machen ihm wohl die Sorgen um dich am meisten zu schaffen?«
    Maria war damit beschäftigt, die Zusammenstellung der Weine für die Probe vorzunehmen. Sie antwortete nicht, und Carl war
     sich nicht sicher, ob sie es nicht gehört hatte oder nicht antworten wollte. Der Rundgang durch die Kellerei lag hinter ihnen,
     sie hatten ihn eben mit einem Besuch bei Bruno Sandhofer abgeschlossen. Marias Vater und er waren sich auf Anhieb zugetan,
     obwohl der Altersunterschied ziemlich groß war. Und nach vielen Worten und Erklärungen, die Carl fast mehr verwirrt als aufgeklärt
     hatten, war es Zeit für den Wein. Gestern im Schloss hatte er nach dem Blender nur noch Wasser getrunken und sich stattdessen
     die teils intelligenten, teils von grober Unkenntnis geprägten Kommentare der Besucher angehört. Für Maria hatte sich der
     Tag gelohnt, sie hatte eine Reihe von Kunden gewonnen. »Du bringst mir Glück«, hatte sie gesagt und ihn angelacht. Aber heute
     hielt sie sich sehr zurück, oder hatte sie Ärger gehabt? Um das zu beurteilen, kannte er sie zu wenig.
    Die Sandhofers bewohnten einen für das Burgenland typischen Streckhof: Wohnhaus und Wirtschaftsgebäude sowie Stallungen waren
     in einer Linie angeordnet und verbanden so zwei parallel verlaufende Straßen. Alles war mehrmals |49| umgebaut und den Erfordernissen einer modernen Kellerei angepasst worden. Maria hatte Carl vorn am großen Tor empfangen und
     ihm das angrenzende Wohnhaus gezeigt. An das zweigeschossige Gebäude, auf Grundmauern aus dem 15.   Jahrhundert, schloss sich das Flaschenlager an, hier wurden die Weinkartons gepackt, und nebenan stand eine kleine Abfüllmaschine,
     ausreichend für die Erfordernisse des Familienbetriebs. In der hinteren Scheune wurden die Trauben angeliefert und nach dem
     Entrappen und Aufbrechen in Gärtanks gepumpt. Sie standen auf einer fünf Meter hohen Galerie, gestützt von Eisenträgern. Neben
     dieser Scheune führte ein Torweg zur hinteren Gasse. Man konnte also den Hof von einer

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