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Verschwörung beim Heurigen

Titel: Verschwörung beim Heurigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Lieber, du verwechselst die Wirklichkeit mit deinen Büchern, du sitzt
     zu viel am Schreibtisch. Hattest du nicht kürzlich eine Übersetzung, wo es um was Ähnliches ging – ein Drama zwischen Vater
     und Sohn? Vielleicht gehst du mal ein wenig raus, vor die Tür, siehst dir mal an, wie das wirkliche Leben spielt.«
    »Das war nicht Vater und Sohn, sondern Vater und Tochter«, korrigierte er tonlos. »Kürzlich war das auch nicht, |85| sondern vor zwei Jahren. Ich weiß sehr genau, was ich sage, Johanna, das kannst du mir glauben – oder du lässt es sein, ist
     mir auch recht.«
    Für einen Moment lang hatte sie den Eindruck, dass er sie hasste, und sie fürchtete sich wieder.
    »Ja, Johanna, vielleicht ist es sogar besser, du lässt es bleiben. Aber du hängst sowieso mit drin, egal wie du es siehst.«
    »Du willst mich da mit reinziehen? Was fällt dir ein? Willst du mir den Urlaub verderben? Erst schleppst du mich ins Burgenland,
     machst mir den See schmackhaft, und dann verdirbst du mir das alles?
    »Ich will dich nicht mit reinziehen, du verstehst mich nicht richtig, Johanna. Du bist längst drin, bereits aktenkundig! Das
     erste Verhör habe ich hinter mir, Befragung haben sie es genannt oder Einvernahme, was weiß ich. Ich bin nämlich der Letzte,
     der Maria Sandhofer lebend gesehen hat, musst du wissen!« Carl machte eine längere Pause, Johanna stand neben ihm und sah
     fassungslos zugleich auf ihn herab. Er blickte zu ihr auf. »Also bin ich tatverdächtig.«
    »Ich wusste gleich, dass was nicht stimmt, als ich dich mit dieser Frau vor dem Schloss gesehen habe.«
    »Aha, die weibliche Intuition? Dann sag mir mal, wer der Mörder ist.«
    »Mörder! Wie kommst du auf solchen Unsinn. Weil jemand den Halt verliert, von einer Empore oder sonst was stürzt, sich das
     Genick bricht und irgendwo im Haus eine Tür zufällt? Sonst noch die eine oder andere Theorie gefällig?«
    Trotz der dramatischen Situation und der mehr gezischten als gesprochenen Worte, die so viel eindringlicher wirkten, musste
     Johanna grinsen. Carls Gesicht sah von den Schatten zerfurcht wirklich »angefressen« aus. Hansi hatte den Begriff vorhin in
     irgendeinem Zusammenhang benutzt. »Angefressen« oder so ähnlich hatte er gesagt, wütend, ärgerlich, sauer, eine Mischung aus
     allem.
    |86| Letztlich setzte sich in ihr wieder die pragmatische Seite durch. »Wieso mischst du dich da ein? Was geht dich diese Winzerin
     überhaupt an? Musstest du unbedingt alle deine Beobachtungen zum Besten geben? Hättest den Mund halten und verschwinden sollen.
     Das ist Sache von diesen   ... Österreichern. Was haben wir, vielmehr was hast du damit zu tun? Nichts!«
    »Maria Sandhofer ist eine erfahrene Winzerin, die kennt sich blind in ihrer Kellerei aus, die rutscht nicht einfach so aus.
     Mir geht ihr Tod nahe, ich habe sie da liegen sehen, Blut, überall Blut, der Vater, die Freunde   ... «
    »   ... ach, den Vater kennst du auch schon   ... «
    »   ... die Nachbarn, der Rettungshubschrauber kam, verflucht, das geht mir nahe.« Carl quälte sich mühsam aus dem knarrenden
     Korbsessel und baute sich vor Johanna auf, er war nicht ganz einen Kopf größer als sie. »Wieso bist du eigentlich so kalt
     geworden?«, fragte er eisig.
    »Was war mit dieser Maria und dir?«, konterte Johanna sofort. »Du verheimlichst mir was. Ihr kanntet euch. Seit wann? Du hattest
     was mit ihr!«
    »Ach, lass mich doch in Ruhe.«
    »Warum hast du die ganze Zeit nicht angerufen? Ich hänge in dieser Surfschule rum, warte auf dich, die Mücken fressen mich
     auf, und du erzählst der Polizei was von Mord.« Johanna kam in den Sinn, dass es jetzt an der Zeit war, offen zu sagen, was
     sie wirklich von seiner Arbeit als Übersetzer hielt. »Jetzt hast du Stoff, schreib doch zur Abwechslung mal selbst ein Buch.«
    Carl rang um Fassung. »Zum Ersten: Ich hatte meine Unterlagen mit dem Handy liegen lassen. Ich war auf dem Weg zu dir, als
     es mir aufgefallen ist. Deshalb bin ich schnell zurück   ... «
    »Im Wohnhaus? Nicht im Schlafzimmer?«
    »Nein«, seufzte Carl, die Erschöpfung hinderte ihn wohl an einer unverschämten Antwort, »nicht im Schlafzimmer. |87| Aber vielleicht wäre es ja eine gute Idee gewesen. Tja, leider ist es jetzt dazu zu spät.« Er wandte sich ab, ließ Johanna
     mit offenem Mund zurück und stieß die Tür zum Apartment auf. Im kleinen Flur blieb er noch einmal stehen. »Sie werden auch
     dich vorladen. Kannst dir ja schon mal

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