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Verschwörung beim Heurigen

Titel: Verschwörung beim Heurigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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besser.
    Mittlerweile hatte sie mehr mit Anwälten und Ingenieuren zu tun als mit Wissenschaftlern, ihre Gutachten, das hieß die Industrieanlagen,
     mussten den Gesetzen entsprechen und auch vor Gericht Bestand haben, wenn die Gegenseite, also die Umweltschützer, dagegen
     prozessierte. Alle Einwände vorauszusehen, gehörte mit zu ihren Aufgaben. Dabei war es |78| von unschätzbarem Wert, dass sie die Gegenseite aus eigener Erfahrung bestens kannte.
    »Dann stehst du auf Seiten der Umweltschützer?« Hansi zog sich millimeterweise zurück.
    »Nein, ich stehe auf keiner Seite«, sagte Johanna ausweichend. »Ich bin neutral, versuche zu vermitteln, zwischen dem Nötigen
     und dem Machbaren, zwischen dem Gewollten und Gewünschten, zwischen widerstreitenden Interessen. Umweltschutz sollte dem Fortschritt
     und einer nachhaltigen Entwicklung nicht im Wege stehen.« Konnte Hansi mit dieser schwammigen Formulierung etwas anfangen?
     Ein Rückzieher war immer möglich. Wieso, verflixt noch mal, wollte sie diesem Mann gefallen?
    »Ganz deiner Meinung«, sagte er zu ihrem Erstaunen. »Es liegen so viele Projekte auf Eis, weil die eine oder andere Wollsocke
     meint, es würde den Radieschen schaden. Andererseits muss man schon nachhaltig mit dem umgehen, was man hat. Wir haben die
     Erde nur geerbt«, womit sich Hansi genauso unangreifbar aus der Affäre gezogen hatte. Aber beide hatten in diesen Codes die
     Übereinstimmung erkannt.
    »So eine Arbeit, ich meine als Umweltingenieurin, wird das gut bezahlt?«
    »Wer bekommt schon, was er verdient? Es könnte mehr sein. Carl verdient ja auch dazu.« Kaum hatte sie es ausgesprochen, bereute
     sie es, aber entsprach es nicht der Realität? Sie brachte den größten Teil ihres Einkommens nach Hause, aber er gab mehr aus,
     als er verdiente. Genau das ging ihr gegen den Strich, diese Ungerechtigkeit war ein ständiger Anlass zum Streit.
    »Was macht denn nun dein Mann? Gestern hast du es mir verschwiegen. Wieso holt er dich nicht ab?«
    »Er übersetzt – er übersetzt Bücher, vom Englischen und Portugiesischen ins Deutsche.«
    »Na, da wird er wohl ›sandln‹, der Herr Gemahl, wie wir das sagen, nichts tun«, ergänzte er auf Johannas fragenden |79| Blick hin. »Brotlose Kunst. Liest denn überhaupt noch jemand?«
    »Er hat früher als Dolmetscher gearbeitet, er ist viel gereist, hat auf Konferenzen übersetzt, hauptsächlich Brüssel, aber
     seit neuestem fühlt er sich zur Literatur berufen. Als wenn das die Welt verändern könnte. Das haben inzwischen sogar die
     Schriftsteller begriffen.« Sie verzog das Gesicht, es wurde ein mitleidiges Grinsen. »Liest du Bücher?«
    »Mir reicht die Kronenzeitung. Da steht alles drin, was man braucht, das Horoskop und der Wetterbericht. Ja, Reisen, das täte
     mir auch gefallen. Traumreviere gibt es viele, Thailand, die Seychellen, auf dem Meer vor Teneriffa surfen, auch das wäre
     megageil. Du und ich, nur wir zwei? Wäre das was?«
    Johanna sah ihn an und versuchte, es sich vorzustellen. Der Gedanke war vielleicht sogar verlockend. Nein, nicht mit Hans
     oder Hansi – oder doch? Warum eigentlich nicht? Sie lächelte, begann nicht alles Neue mit Zweifeln? Nur Surfen, das Meer und
     dieser Mann? Mit dem Gedanken würde sie sich anfreunden können – ein Partner, mit dem sie ihr größtes Vergnügen teilen könnte?
     Versonnen schüttelte sie den Kopf. Carl hatte sich nie auf ein Surfbrett gestellt.
    Sie sah wieder auf die Uhr. »Wie lange bleibst du heute«, fragte sie unvermittelt, »ich meine, wann – wann fährst du nach
     Hause?« Inzwischen war es ihr recht, dass Carl auf sich warten ließ, gleichzeitig ärgerte sie sich darüber, wie schwer es
     ihr fiel, sich gehen zu lassen.
    »Was hat das mit den Seychellen zu tun?«, fragte Hansi verblüfft. Er hatte eine andere Antwort erwartet. »Ach, wann wir hier
     zumachen? Wenn ich es will, ich bin der Chef. Manchmal bleibe ich über Nacht, das heißt, ich fahre zu   ... also ich bleibe am See, wenn ich meine Ruhe haben will. Soll ich dich heimbringen? Dein Mann hat bestimmt die schöne Winzerin
     getroffen, oder der ist im Öl – wie wir sagen – versackt. Aber bevor wir fahren«, Hansi beugte sich zu Johanna |80| , nachdem er sich verstohlen umgeschaut hatte – es war kaum noch jemand auf dem Gelände   –»vorher möchte ich dir gern was zeigen. Komm in den Wohnwagen. Du wirst staunen. Ich glaube, das ist was für dich.«
    Für plump hielt sie Hansi nicht, und er war’s

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