Verschwörung beim Heurigen
Die zu Hause Ausgemusterten werden nach Brüssel geschickt,
da sind sie unter sich.« Politischen Autismus hatte er das genannt und hatte den hoch bezahlten Job als Dolmetscher in Brüssel
hingeworfen, der Dummkopf.
Hansi zappelte, bis er wieder an der Reihe war. »Mein Trainingszentrum wird eine große Anlage werden, mit Unterrichtsräumen,
ganzjähriger Betrieb, ein Geschäft für Zubehör, das ich vermieten werde, eine Bar – nur, was den Bau schwierig macht – im
Naturschutzgebiet gelten andere Regeln. Dann kann der Status als Weltkulturerbe von der unesco wieder aberkannt werden. Davor
haben sie Angst.« Entschiedenes Kopfnicken sollte seinen Worten mehr Gewicht verleihen.
Johanna seufzte. »Alles schwierig heutzutage. Wenn du allerdings die richtigen Leute kennst ... «
» ... das Netzwerk steht. Auch die Finanzierung – über die Bank Burgenland. Was meinst du, wie die Winzer ihre Kellereien modernisiert
haben? Ich stelle dir die Leute vor.«
»Das will ich hoffen«, sagte sie und erinnerte sich in Zusammenhang mit dieser Bank an geplatzte Kredite. »Hat es bei denen
nicht vor einigen Jahren einen Skandal gegeben?«
»Skandale haben wir hier pausenlos, das rührt keinen mehr an. Lange her, fünf Jahre oder so, da war die Bank |122| wegen gefälschter Bilanzen und vorgetäuschter Wirtschaftsprüfungen in die Schlagzeilen geraten. Politiker haben da rumgemauschelt.
Das Land hat sie vor der Pleite gerettet ... «
»Und mit denen willst du arbeiten? Was zahlst du mir dafür, wenn ich dir helfe?«
»Ich, zahlen?« Hansi fiel das Kinn herunter. »Ich, ich dachte, du steigst vielleicht mit ein, in die AG, als Teilhaberin auch
mit Geld ... dann investierst du in deine Arbeit.«
»Das muss ich mir überlegen. Dann rück mal alles raus, was du über das Projekt hast.«
Aber Hansi erklärte, dass die Unterlagen nicht komplett seien, manches sei beim Anwalt, anderes bei der Bank, wieder andere
Vorlagen hätte ein Freund, der alles überarbeite, aber er würde ihr das Nötige zusammenstellen. »Dann kannst du dich nach
Herzenslust damit vergnügen.«
Wäre es nicht Hansi gewesen, der das gesagt hätte, ihr Argwohn wäre geweckt. So aber ließ sie es dabei bewenden. »Lass dir
Zeit. Besser alles zusammen, aber denk dran, ich habe nur drei Wochen Urlaub.«
»Sollten wir dann nicht schnell eine Runde surfen? Ich könnte das gebrauchen.«
Aus der Runde wurde ihre härteste Trainingsstunde seit langem. Hansi korrigierte permanent ihre Haltung, die Griffposition
am Gabelbaum und ihre Steifheit in den Bewegungen. Er ließ sie hart an den Wind gehen, hetzte sie von einer Wende in die nächste,
dann folgte eine Reihe von Halsen, bei denen sie häufig das Gleichgewicht verlor und ins Wasser fiel, was sie am meisten ärgerte.
Demonstrierte er Überlegenheit? Auf dem Wasser war er stärker und zeigte ihr eiskalt ihre Grenzen. Dass sie ungelenk war,
völlig aus der Übung und viele Manöver schlecht ausführte, konnte sie nicht akzeptieren. Er dagegen surfte souverän im Bogen
um sie herum, spielte im starken Wind mit Brett und Segel und kommandierte. Sie hatte es so haben wollen, doch zuletzt war
sie heilfroh, als sie endlich in die Bucht einliefen, und sie |123| kroch demoralisiert an Land. Hansi ließ sie auch noch Brett und Segel selbst saubermachen und zum Schuppen bringen.
»Siebzig Euro«, sagte er, als sie angezogen und geschminkt den Pavillon betrat und sich am Tisch mit der aufgeschlagenen Zeitung
vom Vormittag niederließ.
»Wofür?«, fragte Johanna, ohne sich umzudrehen, und betrachtete wieder Maria Sandhofers Foto. Ob Carl etwas mit ihrem Tod
zu tun hatte? Ob er sie ...?
»So viel kostet meine Trainerstunde«, meinte Hansi trocken.
»Das können wir mit meinem Honorar verrechnen.«
»Dein Honorar? Wofür?«
»Ich soll doch wohl die Umweltverträglichkeitsprüfung vornehmen und alles so aufbereiten, dass die Realisierungschancen groß
sind – oder? Sonst kriegst du keine Finanzierung. Wir rechnen nur halbtagsweise ab – 1500 Euro sind es dann. Zwei bis drei Tage würde ich brauchen, vorher muss ich mich einarbeiten, zu den Behörden gehen, die entsprechenden
Gesetze und Verordnungen beschaffen, also Spesen, außer du bringst mir alles. Vieles findet man im Internet, das macht’s einfacher,
na ja, wenn du das machen würdest ... «
Hansi starrte sie verblüfft an. »So viel Geld verdienst du?« Es hatte den Anschein, dass er mit
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