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Verschwörung beim Heurigen

Titel: Verschwörung beim Heurigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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sein, dachte Johanna, denn ohne sie und Carls Umtriebe hätte
     ich Hansi nicht getroffen. Er kam auf sie zu, nur in Bermudashorts, verbeugte sich und reichte ihr lächelnd den Cappuccino.
     »Küss die Hand, gnädige Frau.«
    Ob er genauso hinter jungen Dingern her war? Sie waren bestimmt acht bis zehn Jahre auseinander. Sie erinnerte sich an die
     »Schmetterlinge« gestern und sein Gockelgehabe. Sie starrte aus dem Fenster und sah die Segel in der Bucht. Verdammt, sie
     musste schleunigst in den Wind.
    »Was war das für eine Person, diese Sandhofer?«, fragte sie stattdessen.
    Er blieb in die Lektüre vertieft. »Weshalb willst du das wissen?«, brummte er unwillig.
    »Wenn bei euch alles so überschaubar ist und du sie kanntest, dann wirst du wohl wissen, was das für eine war.«
    »Ach, Johanna«, antwortete Hansi gequält, »man trifft sich, bei Veranstaltungen, bei einem Empfang und wird sich vorgestellt.
     Das hier interessiert mich wenig, ich bin lieber in Wien, da geht mehr ab. Für die Hinterwäldler habe ich nicht viel übrig.
     Außerdem kommt von denen niemand an den |115| See. Die bleiben in ihren Gewölben. Die Sandhofer? Die gehörte zu so ’ner Gruppe, die Sieben, Burgenländische Winzerinnen
     oder Wein-Feminismus. Die dürfen wahrscheinlich, wenn sie ihre Regel haben, den Weinkeller nicht betreten oder lesen nur bei
     Mondschein. Ja, was weiß denn ich? Marketing, heute ist alles Marketing. Sicherlich gibt’s schon einen Verein ›Surfen für
     Frauen‹ oder so.«
    Um Vorurteile war Hansi also nicht verlegen, der Chauvi, dachte Johanna. Die Tour würde sie ihm abgewöhnen, aber dachte sie
     mittlerweile nicht ähnlich? Wozu schufen Frauen Schutzzonen? Weil sie dem normalen Leben nicht gewachsen waren. Entweder ging
     man auf das Spiel ein, mit allen Konsequenzen, oder man zog sich in Freiräume zurück. Ein Verein von Umweltingenieurinnen?
     Blödsinn, absolut überflüssig. Womöglich noch Quotenregelung im Management. Sie war die einzige Frau unter den Leitenden Mitarbeitern
     von Environment Consult & Partners, und eine andere Frau hätte sie genauso in Schach halten müssen wie die Männer.
     Es ging um Karriere und nicht um Geschlechter. Weshalb sollte ein Mann freiwillig seinen Platz räumen?
    »Du hast mir aber trotz dem nicht gesagt, wie diese Sandhofer war   ... «
    »Bist du immer so hartnäckig?« Hansi faltete die Zeitung zusammen, trat an den Tisch und fuhr mit seinem nackten Fuß über
     ihren Spann am Schienbein hinauf bis zum Knie. »Sie gehörte zu den Stars, war berühmt für ihre Weine, hat mit fünfundzwanzig
     den Betrieb übernommen und mit sechsundzwanzig den ersten Preis bekommen. Wir hatten damals ein Meeting mit einem Segelmacher
     im selben Hotel, wo sie den Preis empfangen hat, daher weiß ich das. Zufrieden? Und sie steht alle sechs Monate in der Zeitung.
     Reicht das?« Er trat an die Tür und ließ den Blick über sein Areal schweifen. »So, wie ich sehe, sind alle Kurse voll, die
     Jungs haben gut zu tun, dann können wir aufs Wasser, und ich werde dir mal zeigen, wie es geht, Schatzi.«
    |116| Hansis Erklärungen hatten Johanna endgültig die Laune verdorben. »Ich trainiere lieber noch ein wenig allein, ich will mich
     vor dir nicht blamieren.«
    Hansi zuckte lediglich mit den Achseln. »Wie du meinst.« Ein junges Pärchen, das den Pavillon auf der Suche nach einem Surflehrer
     betrat, machte weitere Diskussionen überflüssig – siebzig Euro für die Trainerstunde waren nicht zu verachten, und so gingen
     Johanna und Hansi zum Schuppen, sie, um sich ihr Brett und das Rigg zu holen, er das für seine neuen Schüler.
    Der Schuppen für Ausrüstung, Ersatzteile sowie die Neopren-Anzüge mit einem kleinen Warenlager für Surfartikel machte mit
     seinen verwitterten Bretterwänden einen verwahrlosten Eindruck. Innen jedoch war alles gemauert und gut gesichert.
    »Hast du eine Holzbude über den Neubau gestülpt?«, meinte Johanna und griff sich ihre Ausrüstung.
    »Sie haben mir letztes Jahr die Bude ausgeräumt. Angeblich waren es Albaner. Die meisten Diebe sind Ausländer, Kroaten, Tschechen,
     Rumänen, die verdienen bei uns im Knast mehr als bei sich zuhause. Was liegt näher, als mal eben über die Grenze zu schleichen?
     Die ist gleich nebenan. Bei St. Margarethen sind 1998 auch deine Landsleute aus der DDR rübergekommen   ... bis später dann, guten Flug. Es hat aufgebriest, fünf Windstärken. Nimm mein Sturmsegel, das in der Nische, deins ist
     zu

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