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Verschwörung beim Heurigen

Titel: Verschwörung beim Heurigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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häufiger essen, natürlich
     in die Nobelschuppen, wo Leute hingehen, um gesehen zu werden. Genießen können die alle nicht   ... «
    »   ... oder sie haben keine Zeit«, warf Karola ein. »Aber darunter sind viele, die unsere Weine kaufen, Carl. Die sind nicht
     billig. Meine Weine kriegst du im Restaurant nicht unter sechzig Euro – wer zahlt das für eine Flasche?«
    »Mag sein«, antwortete er kleinlaut, »aber siehst du das als Lebensziel an?« Und in einem Anfall von Mitteilungswut erzählte
     er, wie Johanna auf ihm herumhackte, weil er zu wenig verdiente, und ihm in den Ohren lag, ehrgeiziger zu sein, einen Übersetzerpreis
     zu gewinnen oder selbst zu schreiben. Er verschränkte die Arme vor der Brust, als wolle er sich dahinter verschanzen, und
     starrte auf den Tisch. »So ist sie zur Gegenseite – nein, nicht übergelaufen, mehr hinübergeglitten. Ich glaube, es trafen
     sich ihre Schwäche und jemand, ihr heutiger Chef, der ihr eine Perspektive wies, sie hält es zumindest dafür. Heute macht
     sie Industrieanlagen unangreifbar und schult Lobbyisten. Und Maria – ich glaube, sie war da, wo Johanna mal gewesen ist. Maria
     hat ihre |151| Weine mit Begeisterung gemacht, so hat sie auf mich gewirkt, Johanna hingegen erledigt alles mit Zynismus. Im Grunde verachtet
     sie Auftraggeber wie Kollegen. Ich glaube, dass sie überhaupt niemanden mehr leiden kann. Sie fühlt sich nur auf dem Surfbrett
     wohl.«
    »Kinder habt ihr keine?«
    Carl schüttelte ausdruckslos den Kopf, er wusste es selbst nicht, ob er es bedauerte. »Es hat nie gepasst   ... « Sollte er sagen, dass Johanna immer nervös reagierte, wenn er sie fragte? Kinder würden ihr beruflich im Wege stehen,
     Arbeitgeber sie nicht einstellen, und ab fünfunddreißig war ihr Alter zum Argument geworden.
    Karolas Kommentar beschränkte sich auf ein knappes »Verstehe«, doch dann brachte sie es auf den Punkt: »Und mit unserer Maria
     hast du dir ein neues Leben vorgestellt, wieder zurück dahin, wo du mal gewesen bist?«
    »Das sieht ihr Vater ähnlich, es ist mir aber erst hier bewusst geworden, an dem Abend im Schloss, als ich ihr geholfen habe,
     es hat Spaß gemacht, sie   ... «
    »Du bist ein Träumer.«
    »Was ist daran falsch?«
    »Eigentlich nichts. Hast du es mal mit Surfen probiert?«
     
    Sie debattierten über Beziehungen, über Ehe und wie man Konflikte lösen könnte, auch in ausweglosen Situationen, aber Erfolg
     war mit dem Willen dazu verknüpft. Karola erzählte, wie sie nach dem Tod ihres Mannes das Weingut hatte weiterführen müssen,
     da sie für Kredite gebürgt hatte. Mittlerweile war es ihr Lebensinhalt geworden, die Söhne waren erwachsen, und in diesem
     Frühjahr hatte sie sich in London bei einer Weinmesse verliebt.
    »Das ist ja wunderbar«, sagte Carl und sah ihre Augen aufblitzen.
    »Wunderbar? Der Kerl ist verheiratet! Ich habe nicht den geringsten Schimmer, wie das weitergehen soll.«
    |152| Dann ging sie, um sich zurechtzumachen, damit der Fotograf zu seinem Porträt kam. Carl schlich derweil durch die Kellerei.
     Als sie sich mit dem Fotografen im Verkostungsraum trafen, stellte er Karola eine Frage:
    »Was ist bitte ein Blender – wie macht man so was?«
    Gatow verstand, Karola bemerkte es und schaute verwirrt von einem zum anderen.
    »Ein Blender, was das ist? Wenn du mir gleich sagst, weshalb du fragst – du wirst doch einen Grund haben   –, dann erkläre ich es dir. Ein Blender? Einer, der so hell strahlt, dass du die Augen schließt und nichts anderes mehr sehen
     oder in unserem Fall schmecken kannst. Einer, der vorgibt, was zu sein, was er nicht ist, der einen in die Irre führt, der
     dich zu etwas veranlasst, was du sonst nicht tun würdest   ... Und wie man den macht? Das hängt von der Rebsorte ab, doch im Grunde gelten gleiche Regeln: viel Sonne, moderate Erträge
     am Weinstock, Eichenspäne in den Gärtank, amerikanische Eiche natürlich, auch Tanninzusätze, chemische. Dann muss man den
     Säurewert absenken, denn mit Zucker erhöht man den runden, weichen Anteil des Weins. Man sollte den Restzucker erhalten, also
     die Gärung nicht ganz zu Ende führen oder bei einer Teilmenge vorzeitig abbrechen und dann mischen. Und weshalb das Ganze?«
    Gatow antwortete für Carl. »Wir haben vor einigen Tagen einen Wein probiert und waren uns einig, dass es ein Blender war.
     Wir haben uns gefragt, ob der dazugehörige Winzer auch ein Blender ist.«
    »Na klar, was glaubt ihr denn? Davon gibt es

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