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Verschwörung beim Heurigen

Titel: Verschwörung beim Heurigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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ins Haus – wollte sie das? In Bezug auf Carl fiel ihr nichts ein; Leere oder Ablehnung.
     Er hatte sie betrogen – vielleicht nicht wirklich, aber gedanklich, und das wog genauso schwer. Allerdings war ihr in der
     vergangenen Nacht auch zum ersten Mal bewusst geworden, wie herablassend sie ihn in letzter Zeit behandelte, aber den Gedanken
     hatte sie sofort wieder beiseite geschoben. Sie sollte sich von ihm lösen, er passte nicht mehr zu ihrem neuen Leben, er war
     ihr fremd geworden. Was sträubte sich nur in ihr davor, sich endgültig zu trennen?
    Im Morgengrauen erst hatte sie einschlafen können, war total übernächtigt zu sich gekommen und schob seitdem ihre schlechte
     Laune vor sich her. Natürlich hatten sie sich beim Frühstück gestritten, nicht nur darüber, dass sie kaum etwas gegessen hatte,
     sondern er hatte sogar behauptet, dass zwei junge, umgängliche Kriminalbeamte mit der Aufklärung der Todesumstände dieser
     Maria Sandhofer befasst seien. Unsinn, ihr hatte jemand völlig anderes gegenübergesessen.
    »Weder jung noch umgänglich, ein eingebildeter Fatzke, ein Chefinspektor aus Wien, Herrndorff heißt er, er hat das sogar ein
     paar Mal wiederholt und nicht einmal gemerkt, wie ich ihn damit aufgezogen habe. Der andere hat danebengesessen |156| wie ein Schuljunge, hat den Mund nicht aufgekriegt, hat sich nicht einmal vorgestellt, hat mich nur beobachtet. Nicht eine
     Sekunde hat er mich aus den Augen gelassen, widerlich. Außerdem war der mehr dümmlich als freundlich.«
    Carl hatte weiterhin darauf bestanden, dass es zwei junge Kriminalbeamte aus Eisenstadt gewesen waren, die ihn verhört hatten.
    »Und sie interessieren sich speziell für unsere Ehe«, das hatte Johanna besonders empört, »wenn man das überhaupt noch so
     nennen kann. Anscheinend haben sie im Garten ein Mikrofon installiert, sie wussten, wie wir gestritten haben. Du stellst mich
     bloß, ich habe mich vor anderen zu rechtfertigen. Weißt du, was ich glaube?«, hatte sie provozierend gefragt. Dabei war klar,
     dass er auf diese Frage nur mit nein antworten konnte. »Zumindest dieser Widerling hält dich für den Mörder. Wenn der Neusiedler
     See nicht so faszinierend wäre, als Revier, meine ich«–   dabei dachte sie mehr an Hansi   –»würde ich auf der Stelle abreisen!«
    Carls »Problem«, wie sie den Mord an Maria Sandhofer mittlerweile nannte, ging Johanna entsetzlich auf die Nerven. Er sollte
     verdammt noch mal zusehen, dass er aus der Sache rauskam. Das Wie war seine Sache. Ihm helfen? Wozu? Er würde ja sehen, wer
     ihm beim nächsten Verhör gegenübersitzen würde. Sie hatte ihn vorhin mitsamt Fahrrad vor der Polizeidirektion abgesetzt, mehr
     konnte sie nicht für ihn tun, und war ins Zentrum von Eisenstadt gefahren, um sich einen neuen Neopren-Anzug zu kaufen, einen
     mit kurzem Arm, ansonsten geschnitten wie ein einteiliger Badeanzug. In dem alten hielt sie es vor Hitze kaum aus.
    Hansi hatte ihr seine Visitenkarte mitgegeben. »Damit bekommst du 20   Prozent auf den Preis.« Zehn hatten sie ihr zugebilligt. Und sie hatte bemerkt, wie die Verkäuferin auf eine Karte mit seinem
     Namen den Preis ihres Anzugs notiert hatte. Das waren sicherlich
seine
zwanzig Prozent. Sie zahlte, |157| und er bezog die Provision. Das würde sie abstellen. Nicht mit ihr. Aber der neue Neo saß hervorragend und betonte ihre Figur
     äußerst vorteilhaft.
    Kein Lufthauch regte sich über dem See. Er lag ermattet in der Hitze, selbst das Wasser wartete auf Abkühlung von oben. Keine
     Welle, nicht einmal ein leichtes Kräuseln. Die Bucht eine graue stumpfe Masse, hart gewordener Gips, das Schilf hineingesteckt,
     die Boote darin festgefahren, leblos hingen die Segel von den Masten, jemand bewegte einen Jollenkreuzer mit Paddelschlägen
     vorwärts, gab es aber bald wieder auf. Hier und da brummte ein Elektromotor, ein Fetzen Musik drang müde an ihr Ohr, Kindergeschrei
     von der nahen Badeanstalt, aber auch die Luft schien zu dick und zu faul, den Schall weit zu tragen. Hansi war zu ihrem Ärger
     noch nicht eingetroffen. Junglehrer und Schüler lungerten schlaff unter den Bäumen und hörten dösend die lustlos vorgetragenen
     Erklärungen, ein Hund schnappte zum Zeitvertreib nach Fliegen.
    Am Strand lagen die Surfbretter mit angeschlagenen Segeln wie tote Fische zum Trocknen in der Sonne. Nur die Teilnehmer des
     Anfängerkurses hatten ihren Spaß wie Kleinkinder im Planschbecken. Sie hatten ihre Surfbretter zum Kreis

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