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Verschwörung beim Heurigen

Titel: Verschwörung beim Heurigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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überall welche. So, gehen wir fotografieren, Signor Gatow? Oben auf der Veranda,
     vor der Bruchsteinwand, da haben Sie einen malerischen Hintergrund mit sinkender Sonne.«
     
    Die Männer verabredeten, sich in Donnerskirchen in einem Lokal zu treffen, wo Buschenschank an der Hauswand stand. Der Grüne
     Veltliner schmeckte auch dementsprechend, man |153| kam zum Essen her und weniger zum Trinken, deshalb musste der Wein billig sein, und Frank Gatow vermutete dahinter etwas aus
     der Literflasche für die Gastronomie. Carl war natürlich neugierig zu erfahren, wie es ihn in die Toskana verschlagen hatte,
     und der Fotograf erzählte von einem Foto-Auftrag, bei dem er eine Winzerin getroffen hatte.
    »Letzten Herbst haben Antonia und ich geheiratet, meine erwachsene Tochter lebt bei uns, beziehungsweise in Florenz. Sie wollte
     Fotografin werden, aber jetzt haben es ihr die Gemälde angetan, Michelangelo, Botticelli und Cranach. Sie lernt, wie man die
     restauriert. Fotografie ist abgemeldet, sie wissen ja, wie junge Leute sind, eben sprunghaft   ... «
    Carl erinnerte sich an die Episode auf der Kellertreppe; Gatow war gestolpert, hatte sich am Geländer festhalten wollen und
     war mit schmerzverzerrtem Gesicht eingeknickt. Carl hatte auch bemerkt, dass der Fotograf mit dem linken Arm ungewöhnliche
     Bewegungen machte, und er sprach ihn darauf an.
    Zuerst zierte er sich, aber nach einigen Gläsern, sie waren längst beim Du angekommen und einer Cuvée aus Blaufränkisch und
     Merlot, erzählte er eine völlig abstruse Geschichte, in die er hineingestolpert war. Es hatte sich um eine Art feindlicher
     Übernahme von Weingütern gehandelt, bei der zuletzt jemand auf ihn geschossen und ihm dabei den Oberarm fast zerfetzt hatte.
    »Drei Operationen habe ich hinter mir, ich kann ihn zwar ganz gut bewegen, aber die Muskeln sind etwas zu kurz. Jetzt aber
     mal was ganz anderes, Carl!« Gatow senkte die Stimme und starrte auf den Tisch. »Nicht aufblicken! Sieh dich jetzt nicht um.
     Schau auf die Gläser oder meinetwegen auf meine Hände. Hinter dir, an dem langen Tisch, sitzen zwei Typen nebeneinander, sehen
     aus wie Bullen – oder Gangster. Die beobachten uns beide, seit wir hier sind. Meinen die dich oder mich?«

|154| 8
    Die Hitze war bereits am Morgen unerträglich. Johanna hielt am Ende der Schlange vor der Schranke und blickte hinüber zu den
     Bootshäusern, wo heute nur wenige ihre Elektroboote klarmachten, um zu den Pfahlbauten zu fahren. Gestern hatte Hansi ihr
     damit den Mund wässrig gemacht. Sie müssten da unbedingt mal den Sonnenaufgang erleben, es sei ein Wunder von Farbe, Geräusch
     und Bewegung, wenn Tausende von Vögeln kreischend aus dem Morgennebel auftauchten und durch die aufgehende Sonne flögen. Er
     hätte so ein Haus, einen Pfahlbau, und würde sich drum kümmern. »Und du lässt dir wegen deines Mannes eine Ausrede einfallen.
     Sag ihm, du bist in eine Surferclique geraten. Alles Besessene, mit denen er nicht das Geringste anfangen kann. Ich bringe
     dir zur Not einen Verrückten fürs Theater.« Um Ausreden war der Kerl nicht verlegen.
    Und während Johanna an die Schranke heranrollte, dachte sie an die Nacht mit ihm vor dem Sonnenaufgang. Dann war sie an der
     Reihe, zog ein Ticket, die Schranke öffnete sich. Zuerst suchte sie in der Nähe der Surfschule nach einem Parkplatz, aber
     alles war besetzt. Weiter rechts war die Suche auch vergeblich, dort legten die Fähren ab, die Familien mit Kindern zum Seebad
     auf die andere Seite des Neusiedler Sees brachten. Sie kehrte zum Eingang zurück, wo sie meinte, vorhin freie Plätze gesehen
     zu haben, aber da war inzwischen alles besetzt. Wütend drehte sie zwei weitere Runden, bis sie |155| einen freien Platz fand. Ein Schmarren, in der Hauptsaison herzukommen. Es war überhaupt dumm. Das alles hatte Carl ihr eingebrockt.
     Und so unerträglich wie die Hitze war der Morgen mit ihm gewesen.
    Er hatte sie spät nachts mit seinem Gepolter geweckt; sein unsicherer Schritt war ein untrügliches Zeichen, dass er getrunken
     hatte, denn viel vertrug er nicht. Lange hatte sie wach gelegen, sich von einer Seite auf die andere gewälzt und gegrübelt.
     Wie sollte sie sich verhalten? Wie weit durfte sie Hansi an sich heranlassen? Weshalb hatte er sie so rasch ins Vertrauen
     gezogen? War er lediglich ein Abenteuer, oder war die Surfschule mit ihm als Kompagnon vielleicht der Sprung in die Selbstständigkeit?
     Da standen dann wieder knappe Jahre

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