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Verschwörung beim Heurigen

Titel: Verschwörung beim Heurigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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     Pflanzen ums Wasser, und das bedeutet Stress für die Rebe, die sich dann die Feuchtigkeit aus den Trauben zurückholt. Um das
     zu vermeiden, pflügen wir die Begrünung um, bevor es richtig heiß wird, und halten jede zweite Rebgasse frei von Bewuchs.«
    »Wenn das so viel Arbeit macht, weshalb   ... «
    »Wozu das alles?«, vervollständigte Karola Carls Frage. »Wir schaffen optimale Lebensbedingungen für Nützlinge. Wir brauchen
     Raubmilben gegen Rote Spinne, gegen Kräusel- und Pockenmilbe. Ohrwürmer sind wichtig, Tausendfüßler auch und Weberknechte.
     Schlupfwespen halten Erdraupen in Schach, und Marienkäfer fressen Spinnmilben   ... «
    »Es klingt fantastisch, wie alles verzahnt ist«, meinte Carl bewundernd, »alles steht in Beziehung zueinander. Was ist für
     dich das Faszinierendste am Weinbau?«
    »Genau das. Alles greift ineinander, alles ist von allem abhängig, steht miteinander in einer natürlichen Verbindung, das
     eine baut auf dem anderen auf, eine wunderbare |144| Logik. Das Licht, der Wind, der Boden, das Wasser, die Temperatur, die Zahl der Blätter. Das ist nur der Teil im Weinberg,
     im Keller geht es weiter   ... « Karola sah auf die Uhr und wandte sich abrupt um. »Meine Güte, wir müssen los, der Fotograf   ... «, sagte sie und schlug eilig den Rückweg ein, dabei ließ sie ihre Hand über die Blätter gleiten. »Ich muss die Weinstöcke
     anfassen, so sagen sie mir, was sie brauchen.«
     
    Vor dem Hoftor stand ein silberner Lancia mit italienischem Kennzeichen. Karolas Sohn meinte enttäuscht, dass es ein Deutscher
     sei und kein italienischer Fotograf, und warf einen skeptischen Blick auf Carl. »Ich wollte ihm den Keller zeigen, aber er
     wartet lieber im Probierzimmer.«
    Karola disponierte blitzschnell um. »Dann probieren wir jetzt den Chardonnay und machen danach die Führung.«
    Sie ging voraus über den engen Hof der Kellerei, eingerahmt von ein- und zweistöckigen Gebäuden. Rechts lag das Wohnhaus,
     sie steuerte daneben auf eine von Weinlaub eingerahmte Tür zu, als ein Mann heraustrat.
    »Sie?«, entfuhr es Carl überrascht, und erfreut ging er auf den Fremden vom Esterházy-Schloss zu. »Sie sind der Fotograf?
     Man hat einen Italiener angekündigt.« Herzlich schüttelte er ihm die Hand, als hätte er einen guten Bekannten vor sich – wenn
     es sich auch eher um eine mysteriöse Begegnung gehandelt hatte. »Sie waren so plötzlich verschwunden.«
    »Durch eine Falltür. Früher lagen im Saal unter dem Holzboden Marmorplatten, die hat man herausgebrochen   ... «
    »Sie kennen sich«, stellte Karola erstaunt fest.
    »Von der Verkostung neulich, wir hatten ein interessantes Gespräch, über einen Chardonnay. Haben Sie auch an der Präsentation
     teilgenommen?«, fragte der Fotograf. »Wir hatten nicht das Vergnügen.«
    »Ich war später gekommen, außerdem stelle ich meine Weine lieber bei mir zu Hause vor. Wieso Chardonnay? Wir |145| haben eben über meinen gesprochen. Ich mache zwei, einen im Stahltank und einen baue ich im Barrique aus, das ist mein erster
     biologischer.«
    »Trifft sich gut«, meinte Carl und erzählte Karola von dem Blender und ihren Mutmaßungen über den Winzer.
    »Und von wem der war, wissen Sie nicht mehr?«
    Der Fotograf schüttelte den Kopf und sah auf die Uhr. »Keine Ahnung, es hat mich auch nicht weiter beschäftigt. Allerdings
     sollte man sich auch die Namen der Scharlatane merken. Den Wein erkenne ich bestimmt wieder.« Der Fotograf griff in die Brieftasche
     und reichte seine Karte weiter. »Frank Gatow«.
    Carl streckte die Hand danach aus. »In Florenz leben Sie? Zu beneiden   ... «
    Der Fotograf murmelte etwas Unverständliches, Carl verstand nur noch den Rest des Satzes »   ... gefährlich, außer im Urlaub. Siena ist näher«, fuhr er lauter fort. »Meine Frau betreibt bei Brolio ein Weingut, die Tenuta
     Vanzetti.«
    »Dann gehören Sie sozusagen zur Familie.« Karola war erleichtert, sie würde sich viele Erklärungen sparen können, und während
     der Fotograf in seinem Koffer kramte und dabei die für ihn wichtigen Motive aufzählte, baute Karola die Probiergläser auf,
     für Carl bereits ein vertrauter Anblick.
    Zuerst probierten sie den einfachen Chardonnay. Ihr Ziel, einen fruchtigen, aromatischen und auch spritzigen Wein zu erzeugen,
     hatte Karola erreicht. Auch seine vielfältigen Aromen ließen sich eindeutig definieren: Am stärksten fiel Carl Honigmelone
     auf, dann Birne, Banane und auch

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