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Verschwörung beim Heurigen

Titel: Verschwörung beim Heurigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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war Platz, die Architektur war den Erfordernissen
     der Weinbereitung gefolgt. In Bezug auf die technische Ausstattung wie Gärtanks, pneumatische Presse und Kühltechnik glichen
     sich die Keller jedoch mehr oder weniger.
    »Wir standen vor der Wahl«, erzählte Rita Hecht, als sie nach dem unterirdischen Rundgang vor einem Eichenholzfass im Barriquekeller
     stehen blieb, auf dem die Skulptur einer schwarzen Katze lag. »Entweder verkaufen, da der Betrieb von der Größe her unrentabel
     war, denn meine Eltern hatten Weinbau nur als Nebenerwerb betrieben, oder modernisieren |193| und verschulden. Wir haben uns für Letzteres entschieden und für die Spezialisierung. Das ist heutzutage notwendig, jedenfalls
     habe ich damit Erfolg. Ich habe mich auf den Ausbau im Barrique konzentriert. Viele arbeiten so, das ist modern, ein Wein
     mit Lignin-Aroma, das ist dieser Zimt- oder Nelkenduft. Der Wein wirkt hochwertiger, er muss es aber nicht sein. Da sind wir
     gleich bei der Moral: Will ich einen runden, vollen Weintyp, haltbar und mit Gesicht, dann brauche ich das Barrique. Wenn
     ich die Weine lediglich aromatisieren will, schmeiße ich Eichenchips rein, sogenannte
oak beans

    In diesem wenig romantischen Keller lagen drei unterschiedliche Typen von Holzfässern. »Die Hellen sind neu, französische
     Eiche aus Allier, feinporig. Dann sehen Sie hier«, Rita zeigte auf die Reihe gegenüber, »die fleckigen Fässer sind zwei oder
     drei Jahre alt, die geben kaum noch Geschmack ab. Und weiter rechts, die mit dem Brandstempel, Eiche von der Schwäbischen
     Alb, das ist ein Versuch, das Holz von dort ist kaum bekannt, es ist gut und teuer.«
    Carl beobachtete die phosphorisierenden Augen der Kellerkatze. Hatte sie nicht eben auf einem anderen Fass gelegen? Wieso
     machte sie jetzt einen Buckel?
    Rita folgte Carls Blick und schmunzelte. »Die lebt, glauben Sie mir. Mal liegt sie auf diesem Fass, dann ist es das beste,
     eine Woche später auf einem anderen. Keiner weiß, wie sie da hinkommt.«
    Sie lauschte, ließ Carl einen Moment allein und kam dann beschwingt die Treppe wieder herunter. »Ich glaube, St. Urban erhört
     uns. Dafür wird er die andere Seite des Sees heimsuchen, Illmitz, ziemlich heftig sogar. Ich werde gleich mal bei Ellen anrufen.
     Bei der waren Sie noch nicht?«
    Carl nickte abwesend, er wollte den Faden nicht verlieren; die Technik des Barriqueausbaus war Neuland, er würde den Wein
     gern probieren, um sich die Erläuterungen zu merken.
    Rita holte einen Weinheber und Gläser und begann die |194| Probe bei den am längsten gelagerten Weinen. »Wer glaubt, dass sich im Barrique aus schlechtem Rohstoff ein großer Wein machen
     lässt, irrt. Solche Weine wirken parfümiert, sie kippen bald um, sind nicht haltbar. Man darf das Holz nicht merken. Dieser
     Blaufränkische hier ist nicht fertig, aber er ist schon gut«, sagte sie und hielt das Glas gegen das Licht.
    »Bei dieser Beleuchtung sieht man schlecht, zumal für mich die Farbe wichtig ist. Der eine Wein ist dunkel wie Tinte, der
     andere purpurrot. Es gibt die Granatroten und Kirschfarbenen, wieder andere haben Töne von Kupfer oder Ziegeln. Dann die ganze
     Palette der Roséweine – und die Weißen erst, da muss man ganz genau hinschauen. Wissen Sie, die Farbe ist für mich fast das
     Wesentliche. Die Schattierungen des Bodens, ich sehe den Kalk, den Lehm, das Eisen, je nach Feuchtigkeit sieht es anders aus.
     Den Trauben kann man ansehen, wie sie reifen, manchmal von einem Tag auf den anderen, und die Kerne wechseln ebenfalls die
     Farbe vom Grün zum Braun   ... «
    Der Wein in Carls Glas wirkte blau, dunkel, undurchsichtig, am Rand ein lila Schimmer. Er probierte und war sich nicht sicher,
     wie er ihn fand.
    »Noch ein Jahr auf der Flasche – mindestens«, meinte Rita. »Wie lange solche Rotweine im Fass bleiben, hängt davon ab, wie
     hoch der Anteil an Geschmacksstoffen im Traubenextrakt ist, je höher, desto länger bleiben sie.«
    Danach probierten sie einen Rotwein, der erst seit Anfang des Jahres im Fass war, er hatte wenig Ähnlichkeit mit Wein, war
     spröde und aufdringlich. Carl verzog angewidert das Gesicht.
    »Das ist die normale Reaktion«, sagte Rita amüsiert. »Früher dachte ich, dass ich was verdorben hätte, aber mit der Zeit ändert
     sich der Geschmack, die sogenannte Oxidation mindert den phenolischen Eindruck. Es bilden sich neue Aromastoffe, die Aromen
     des Weins, der Hefen und des Holzes verbinden sich, das

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