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Verschwörung beim Heurigen

Titel: Verschwörung beim Heurigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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braucht Zeit. Mein Blaufränkischer |195| bleibt 18   Monate im Fass, dann noch einmal so lange in der Flasche   ... «
    »Dann kriegen Sie erst drei Jahre später Ihr Geld?«
    »Leider. Viele Winzer verkaufen gleich und sagen dem Kunden, er solle ihn lagern. Wenn er später überaltert ist, fällt das
     auf uns zurück. Wie geht’s übrigens bei Sandhofer weiter, zukünftig, meine ich?«, fragte Rita übergangslos. »Soweit ich weiß,
     hat Richard bereits das Regime übernommen. Weiß man schon mehr über die Hintergründe, über   ...?«
    Es war unvermeidlich, dass irgendwann das Gespräch darauf kam.
    »Sie mögen nicht gern darüber sprechen«, sagte Rita verständnisvoll, »doch es interessiert uns brennend. Gehen wir nach oben,
     probieren wir die reifen Weine, und Sie erzählen. Einverstanden?«
    Carl erwähnte Johanna mit keinem Wort, sondern berichtete nur das Wesentliche. Er probierte dabei die fertigen Weine, zu seiner
     Überraschung war nicht einer darunter, der genauso schmeckte wie die aus den Fässern. Die fertigen Weine waren weicher, runder,
     voller im Duft, weniger Holztöne, und das Tannin war nicht so rau und hart, stattdessen war die Säure geschmeidiger. Unkonzentriert,
     zwischen der Verkostung und seinem Bericht vom Verhör hin- und hergerissen, berichtete Carl von dem Inspektor aus Wien, der
     ihm den Mord anhängen wollte.
    »Was denken die sich, so einen mit dem Fall zu betrauen?«, schimpfte die Winzerin. »Für die sind wir halt Krautwächter   ... Hinterwäldler eben. Außerdem muss man die Menschen kennen und die Beziehungen untereinander, man muss wissen, dass über
     nichts laut gesprochen wird. Wir sind zurückhaltend, nicht so gerade heraus wie ihr Deutschen, dafür zerschlagen wir auch
     nicht so viel Porzellan. Dieser Inspektor weiß gar nicht, wer mit wem hier Wickeln hat, und dem sagt auch keiner was. Außerdem
     will er nirgends anstrafen, sich mit niemandem anlegen. Da kommt |196| ihm ein Ausländer wie Sie gerade recht. Das Böse kommt immer von außen. Dabei steckt der Teufel in uns, in jedem, na, a bisserl
     zumindest«, sagte sie und wurde verlegen.
    »Hatte Maria einen Freund oder einen   ...?«
    Rita winkte ab. »Vor zwei Jahren hat ihr jemand ziemlich auf die Füße getreten, das war ein Schock, der war nur hinter ihren
     Weinbergen her. Das hat sie fürchterlich misstrauisch gemacht. Wir Frauen kennen uns ja alle ziemlich gut.«
    »Und wer war dieser Mann?«
    »Himmel, Herr   ... Carl, Sie sind ja neugierig, wie die Kibara. Aber na   ... über so was redet man nicht, das ist Privatsache.«
    »Ich frage nicht aus Neugier, ich frage nach den Gründen, die jemanden dazu bringen können   ... «
    »Hält die Polizei es für möglich, dass Richard   ... ich frage mich, ob sie diese Spur verfolgt? Ein schlechter Mensch wie er kommt in vielen Familien vor.«
    Carl hielt es für zwecklos, ihr Richard als Täter auszureden. Zu 99   Prozent war er es nicht gewesen. Der Täter hatte einen anderen Schritt und einen anderen Körperbau. »Hatte Maria denn sonst
     noch Ärger, mit anderen Leuten, andere Probleme, Sorgen?«
    »Nein. Nie. Sie war ein friedfertiger Mensch, aber eigensinnig. Wenn sie sich was in den Kopf gesetzt hatte   ... «
    »Ja, was dann«, unterbrach Carl.
    »Dann konnte sie hart werden, unzugänglich, völlig undiplomatisch.«
    »Denken Sie an etwas Bestimmtes?« Carl spürte instinktiv, dass er auf etwas gestoßen war.
    »Mir fällt dieses Autobahnprojekt ein, diese Umfahrungen an der B 50 und die Schnellstraße. Da hat sie sich quergelegt, und
     noch einige andere, bedeutend radikaler als diese depperte Bürgerinitiative, die sich angeblich um den Erhalt des Burgenlandes
     kümmert. Sie wissen nichts davon? Wir Sieben sind zwar alle dagegen, aber nicht aktiv, und beileibe |197| nicht so entschieden wie Maria. Ich glaube, das hatte was mit dem Verschwinden ihres Bruders zu tun. Seitdem hat sie sich
     überall eingemischt.«
    Rita blickte auf Carls Armbanduhr. »Sie müssen mich entschuldigen. Aber wenn Sie Lust haben, kommen Sie heute Abend zum Essen,
     dann erzähle ich Ihnen mehr. Und bringen Sie Ihre Frau mit.«
    Die Einladung war Carl sehr recht, aber er würde ohne Johanna kommen. Gleich würde er bei der Surfschule in Donnerskirchen
     vorbeischauen, dort sollte jedenfalls eine sein, und durch die Einladung vermied er abends das Zusammentreffen mit Johanna,
     das Warten, das Grübeln, seine innere Unruhe und sein Schuldgefühl ihr gegenüber.

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