Verschwörung der Sieben
verwandelt, aus dem bald das reine Wasser wiederersteht? Sollen sie denn nicht glauben können, daß auch ihr Leben bald wieder rein und sauber sein wird? Wie viele unter uns würden nicht gierig eine Zauberflüssigkeit wie dieses hier trinken, wenn sie nur nahe genug vor uns stünde?
Aber in unserem Leben gibt es keine Zauberflüssigkeiten.« Frye kehrte zum Tank zurück, bis er fast vor ihm stand. »Es gibt keinen magischen Trank, der die Leiden unseres Lebens von uns nimmt und unsere Fehler wiedergutmacht.« Harlan starrte nun auf das Reagenzglas, und die Kamera fing seinen intensiven Blick ein. »Und doch gibt es eine Möglichkeit, das für unser Leben zu tun, was diese Chemikalie für das Wasser bewirkt.«
Und damit beugte sich der Reverend über den Tank und ließ das Röhrchen hineinfallen. Dabei redete er mit einem Feuer und einer Inbrunst, die Ausdruck von den neuen Höhen gaben, die er nun erklommen hatte.
Der Tag des Gerichts war angebrochen. Die Kameras hatten alles aufgezeichnet, und der Reverend konnte sich die entscheidende Szene später so oft ansehen, wie es ihm beliebte.
Doch keine Kamera nahm den Moment auf, in dem einer von Fryes Soldaten die Tür zu einem Vorratsraum an der Außenmauer des Klärwerks öffnete und dort sechs gefesselte und geknebelte Männer entdeckte. Der Soldat hatte das beständige Pochen für Wasser gehalten, das aus einem lecken Rohr tropfte, bis ihm der unregelmäßige Rhythmus der Geräusche aufging und er näher an die Tür trat. Wie sich nun herausstellte, war es einem der Gefesselten gelungen, einen Hammer zwischen seine Handballen zu nehmen und damit gegen die Tür zu schlagen. Der Soldat befreite den Mann als ersten von seinem Knebel.
»Wer sind Sie?« fragte Fryes Scherge ihn und wußte noch nicht so recht, was er von diesem Fund halten sollte.
»Bob Randall«, keuchte der Mann, »der Direktor dieses Klärwerks. Und jetzt binden Sie mich los und erklären mir, was um alles in der Welt hier vorgeht!«
Den ganzen Morgen über hatte Karen gebetet, das selbstauflösliche Reagenzglas möge lange genug im Wasser intakt bleiben, damit sie es sicher bergen konnte. Andernfalls konnte nichts und niemand mehr Fryes tödliche Pestilenz stoppen.
Karen stand in dem Abflußkanal, der am Morgen im Stadtpark von Boerne gegraben worden war. Das Wasser, das aus der aufgebohrten Leitung strömte, floß über ihre Schuhe. Wareagle hielt eine Platte gegen das offene Rohr. Da sie Frye weder sehen noch hören konnten, wußten sie nicht, wann der Reverend das Reagenzglas in den Tank werfen würde. Plötzlich schlug etwas gegen die Platte.
Der Indianer riß die Platte fort und bekam das Röhrchen zu fassen, das dort angelangt war. Er reichte es sofort Karen weiter. Die Plastikhülle fing bereits an, sich aufzulösen, und sie hatte das Gefühl, eine wassergefüllte Tüte in der Hand zu halten. Doch wunderbarerweise hatte das Reagenzglas noch kein Leck bekommen. Karen schob das schlaffe Röhrchen in einen Plastikbehälter, der sich luftdicht verschließen ließ.
Dann atmete sie tief durch und sah Johnny an.
Sie hatten mit diesem Erfolg nicht nur den Reverend daran gehindert, die Wasserversorgung von San Antonio zu vergiften, sondern auch seine Formel an sich gebracht.
Wareagle hielt sein Walkie-Talkie an die Lippen.
»Wir haben es, Blainey.«
Der ›Sunday Morning Service‹ wurde gerade für einen Werbeblock unterbrochen, als die sechs Männer, die gefesselt und geknebelt im Vorratsraum aufgefunden worden waren, vor Major Vandal geführt wurden. Er hatte ihre Geschichte noch nicht zur Hälfte gehört, als er schon Stu Allison wild gestikulierte, die Aufmerksamkeit des Reverends zu erlangen. Osborne, der unten in der Halle stand, verfolgte, wie Frye sich von einem seiner Soldaten, die auf der Plattform stationiert waren, ein Funksprechgerät reichen ließ. »Was gibt es denn? Was ist denn da unten los?«
»Sir, wir haben gerade in einem Vorratsraum sechs gefesselte Männer gefunden. Einer von ihnen behauptet, Bob Randall zu sein. Ich schicke ihn zu Ihnen hoch.«
Harlan erstarrte. Stu gab dem Ü-Wagen durch, weitere Werbespots zu senden.
»Randall? Aber wer sind dann …« Frye drehte sich zu dem kleinwüchsigen Direktor um, der eben noch hinter ihm gestanden hatte. Doch von ihm war nichts mehr zu sehen »Großer Gott«, stammelte der Reverend und war völlig konfus. »Aber … aber …«
Nun erschien ein großer, muskulöser Mann vor ihm auf der Plattform. »Bob Randall,
Weitere Kostenlose Bücher