Verschwörung der Sieben
Doch all ihre Versuche führten zu nichts. Schließlich meldete sich MacFarlane selbst bei der Polizeiwache und erklärte, er sei unterwegs. Seine Stimme klang angespannt und gehetzt. Und jetzt, als er über den Flur zu dem Büro eilte, in dem man Karen und die Kinder einstweilen untergebracht hatte, kam er ihr regelrecht verängstigt vor. Ein Trio von Männern folgte ihm dicht, die sie als Angehörige des Sicherheitsdienstes erkannte, der bei Jardine-Marra unter Vertrag stand.
»Mein Gott, Karen«, sagte MacFarlane statt einer Begrüßung, »mein Gott …«
Karen ging zu ihm hinüber und ergriff seine ausgestreckten Hände. MacFarlane zog sie an sich. Es schmerzte, das Gesicht auf den gezerrten Knöchel zu verlagern, und die Bandage, die ein Sanitäter um ihre verletzte Hand gelegt hatte, hinderte sie daran, die Finger zu schließen.
»Wir müssen von hier verschwinden«, sagte MacFarlane leise, als sie sich wieder trennten. »Wir müssen sofort verschwinden. Am besten bringen wir Sie und die Kinder in mein Haus. Dort haben wir genügend Platz. Und außerdem«, er warf einen raschen Blick auf die schwerbewaffneten Wachmänner, »sind wir dort nicht allein.«
Karens Miene war ausdruckslos. »Die Polizei hat die Einbrecher nicht gefunden, Alex. Sie sind zu meinem Haus gefahren, doch dort war niemand mehr. Aber sie können nicht aus eigener Kraft verschwunden sein. Das ist völlig unmöglich. Und das heißt, es müssen andere gekommen sein, um ihnen zu helfen. Es gibt also noch mehr von ihnen!«
»Wir müssen hier weg, Karen. Bitte.«
Karen rührte sich nicht. »Sie verstehen doch, was ich meine, Alex. Das war kein zufälliger Einbruch. Sie waren speziell hinter mir her.« Sie senkte die Stimme. »Es geht um Lot 35. Das muß der Grund sein.«
»Ich weiß«, erwiderte MacFarlane mit grimmiger Miene.
Die Bemerkung und MacFarlanes Tonfall ließen Karen innerlich erstarren. »Wie können Sie das wissen, Alex?«
MacFarlanes Blick huschte kurz zu den Sicherheitsleuten hinüber, die ihn begleitet hatten. »Diese drei sollen Ihre Söhne in mein Haus bringen. Draußen warten noch zwei Männer, die uns begleiten werden.«
»Begleiten? Wohin?«
»Dorthin, wo ich war, als der Anrufdienst mich erreichte: Im Werk.«
Karen Raymond nahm nur am Rande wahr, wie Alexander MacFarlanes Limousine das Salk Institute passierte und durch den Industriepark von Torrey Pines in Richtung Jardine-Marra fuhr. Vor dem Gebäude stand eine Reihe von Autos, die alle den vertrauten Schriftzug des Sicherheitsdienstes trugen. Daneben parkten auch einige Zivilfahrzeuge. Sicherheitsposten mit Schrotflinten quer vor der Brust flankierten den hell erleuchteten Eingang. Als sie die Limousine verließen, bemerkte Karen einen Mann im Anzug, der sich gleich hinter dem Eingang in der Lobby aufhielt.
»FBI«, erklärte Alex und nahm ihren Arm. »Das hier fällt in ihren Zuständigkeitsbereich.«
»Das hier?« wiederholte Karen nervös. »Was ist denn überhaupt los?«
Bevor MacFarlane antworten konnte, kam ihnen der Mann durch die Eingangstür entgegen.
»Quantico schickt zwei forensische Teams mit dem ersten Flug, der heute morgen geht, Sir«, verkündete er in geschäftsmäßigem Ton.
»Was ist mit meinem Haus?« fragte MacFarlane.
»Teams zur Unterstützung sind bereits eingeteilt.«
»Ich brauche keine Unterstützung, verdammt noch mal, ich brauche Schutz!« Sein Blick wanderte zu Karen. »Dr. Raymonds Kinder werden in Kürze dort eintreffen.«
»Sie werden dort sicher sein, Sir.«
»Ich verlasse mich darauf.«
Der FBI-Mann bellte ein paar kurze Anweisungen in ein Walkie-Talkie, das er aus dem Gürtel zog, während Karen und Alexander die Lobby von JM durchquerten. Der Agent schloß zu Alex auf und wechselte ein paar leise Worte mit ihm, die Karen nicht genau verstehen konnte.
Es paßte alles zusammen. Wenn der Angriff auf ihr Haus tatsächlich aus den Gründen erfolgt war, die sie vermutete, war klar, daß die Kräfte, die dahintersteckten, sich nicht auf diesen einen, gescheiterten Versuch beschränken würden. Schließlich war sie nur ein Teil der phantastischen Arbeit, die Jardine-Marra mit Lot 35 geleistet hatte. Ein wichtiges Rädchen, sicher, aber eben doch nur ein Teil. Andere Rädchen waren, ob nun gemeinsam oder allein, von ähnlicher Bedeutung.
Karens Gedankengang wurde abrupt unterbrochen, als sie sich dem Labor näherten, in dem die Entwicklung von Lot 35 erfolgt war. Das Labor befand sich in einem abgelegenen Teil des
Weitere Kostenlose Bücher