Verschwörung der Sieben
zugleich so ähnlich, daß jeder, der sie sah, sofort erkannte, daß es sich um Zwillinge handelte.
»Es gibt nur noch uns«, sagte der Priester.
»Dann haben wir verloren«, erklärte der Junge.
»Nein, Jacob!« rief seine Zwillingsschwester Rachel. Ihre Stimme klang leicht rauchig, während Jacobs etwas zu hoch für einen Mann war. »Es gibt immer noch uns drei!«
»Ja«, stimmte der Priester zu, und die beiden richteten ihre Blicke wieder auf ihn. »Doch Ratansky hatte das, wonach wir so verzweifelt suchten.«
»Dann müssen wir es uns holen«, erklärte Rachel bestimmt. »Was immer es kosten mag.«
Der Priester zuckte die Achseln. »Das könnte die einzige Möglichkeit sein, sie aufzuhalten. Sie besitzen die Mittel, genau wie wir es die ganze Zeit über befürchtet haben. Aber ich hätte nie geglaubt, daß sie so schnell in der Lage sein würden, sie auch …«
»Wie ich schon sagte«, warf Rachel ein. »Was immer es kosten mag.«
»Aber«, setzte der Priester an und unterbrach sich fast sofort. »Ich kann es nicht … ich kann es nicht!« Sein Gesicht verzog sich zu einer schmerzerfüllten Fratze.
Die Zwillinge sahen sich an.
»Wir werden es tun«, erklärte Rachel, und ihr Zwillingsbruder Jacob nickte zustimmend.
»Wenn es nur einen anderen Weg gäbe«, stöhnte der Priester mit belegter Stimme.
»Aber es gibt keinen«, entgegnete Jacob. »Und es gibt auch keinen Zufluchtsort. Zumindest wird es dann keinen mehr geben. Nicht in dieser Welt.«
Das Gesicht des Priesters war voller Traurigkeit. Der Widerhall der Gesänge des jungen Chores verstärkte seinen Kummer noch.
»Kinder«, sagte er leise, »alles, was uns geblieben ist, sind Kinder.«
»Wir sind keine Kinder«, protestierte Rachel.
Der Priester sah sie an. »Ihr seid nicht einmal achtzehn Jahre alt.«
»Aber die Hälfte dieser Zeit haben wir zusammen mit dir in diesem Krieg verbracht«, wandte Jacob ein. »Und in den letzten vier Jahren haben wir gemeinsam mit den Soldaten trainiert, die uns jetzt verlassen haben. Wir haben die Lehrgänge wieder und wieder mitgemacht und alle Anforderungen erfüllt – wie du selbst gesagt hast. Und du weißt, daß es jetzt keine andere Wahl mehr gibt, für keinen von uns.«
»Wenn wir so gut sind, wie du immer behauptet hast«, setzte Rachel hinzu.
»Ihr seid besser.«
»Dann gehen wir nach New York. Ratansky hat doch mit Sicherheit irgend etwas hinterlassen.«
»Die Aufgabe besteht darin, dieses Etwas zu finden«, ergänzte ihr Bruder. »Vielleicht können wir den Faden an dem Ort aufnehmen, an dem er gestorben ist.«
»Aber die Gefahr«, murmelte der Priester düster. »Herr im Himmel, die Gefahr …«
»Die bleibt, ob wir nun gehen oder nicht«, entgegnete Jacob.
»Sie sieht nur etwas anders aus«, erklärte Rachel. »Es ist unsere letzte Chance und die letzte Chance der Welt.«
Der Priester nickte langsam und zögernd. Mit knackenden Gelenken erhob er sich und wartete, bis auch die Zwillinge aufgestanden waren. Als sie mit gesenkten Köpfen vor ihm standen, sprach er einen kurzen Segen und schlug das Zeichen des Kreuzes.
»Möge Gott mit euch sein«, sagte er zum Schluß. »Möge Gott mit uns allen sein.«
Captain Ted Wilkerson von der Arizona Highway Police marschierte in raschem Tempo den Flur des Tucson General Hospital entlang und zwang damit Dr. Lopez, in einen leichten Trab zu fallen, um mit ihm Schritt halten zu können.
»Wir haben ihn so schnell wie möglich hergebracht, Captain«, erklärte Lopez verteidigend.
Sie erreichten den Fahrstuhl, und Wilkerson drückte auf den Knopf nach oben.
»Erklären Sie es mir noch einmal, Doc, aber machen Sie schnell.«
»Ihr Mann …«
»Denbo ist nicht nur mein Mann. Er ist ein Mann mit einer Familie, die bald fragen wird, was mit ihm geschehen ist.«
»Nun, wie Sie wissen, wurde er vor vier Stunden von einer unserer Patrouillen entdeckt, und zwar irgendwo in der Mitte zwischen Tombstone und Mexiko. Wie es aussieht, war er ein gutes Stück quer durch die Wüste gefahren. Er hat einen sehr ernsten Hitzschlag abbekommen und war gefährlich dehydriert. Ich glaube, wir haben ihn noch rechtzeitig gefunden, doch wie die Geschichte letztlich ausgeht, wird sich erst in den nächsten vierundzwanzig Stunden entscheiden.«
Die Fahrstuhltüren öffneten sich, und Captain Wilkerson marschierte in die Kabine, ohne sich um die Menschen zu kümmern, die aussteigen wollten. Dr. Lopez quetschte sich hinter ihm durch das Gedränge.
»Ich möchte Sie
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