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Verschwörung der Sieben

Titel: Verschwörung der Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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verborgen, selbst vor ihnen. Niemand, der in der echten Welt lebte, durfte davon wissen. Niemand!
    Doch der Indianer hatte es gewußt. Der Indianer hatte ihn gesehen, ihn erkannt, ihn angeblickt und alles gewußt.
    Earvin Early hockte zusammengekauert an dem Gebäude und schaukelte leicht hin und her, während er versuchte, sein Bewußtsein auszusenden, um den Indianer zu finden. Doch der Indianer wußte offenbar genug, um seine eigenen psychischen Schilde hochzufahren, und so blieben Earlys Anstrengungen vergeblich.
    Natürlich hatte Early den anderen nichts von dem Indianer erzählt; er hätte das nicht einmal dann getan, wenn er noch die gleiche Sprache benutzt hätte wie die vielen Gefangenen, die der Befreiung bedurften. Er äußerte nur noch Zeilen der Gedichte, die er in jenen Tagen vor seiner wundersamen Veränderung erlernt hatte. Auf diese Weise vermied er, durch seine eigenen Worte etwas von seinem wahren Ich preiszugeben. Die Worte, die er aussprach, stammten von anderen Menschen.
    Doch der Verzicht auf die Worte änderte nichts an dem, was den Indianer betraf, denn der verließ sich nicht mehr auf Worte als Early selbst. Und so war Early froh, daß der Nachmittag verstrichen war, ohne daß es zu der unvermeidlichen Konfrontation gekommen war. Early fürchtete nur jene, die ihn sahen, wie er wirklich war.
    Earvin Early würde auf eine andere Zeit, einen anderen Ort warten. Zweimal hatten sich ihre Wege gekreuzt. Und sie würden sich wieder begegnen.
    »Ob's edler im Gemüt, die Pfeil' und Schleudern des wütenden Geschicks erdulden, oder, sich wappnend gegen eine See von Plagen, durch Widerstand sie enden.«
    Early zitierte Shakespeare laut in die Nacht hinein und kehrte dann in die Tiefen seines Geistes zurück, wo eine noch größere Dunkelheit herrschte.

Kapitel 6
    »Ihr wißt, warum ich euch gerufen habe«, sagte der Mann in dem Priestergewand zu den beiden Gestalten, die rechts und links von ihm knieten, ein wenig versetzt, so daß er beide mit einer leichten Bewegung des Kopfs ansehen konnte.
    Die beiden nickten gleichzeitig.
    Im Gegensatz zu dem Priester waren sie in die Tracht mönchischer Novizen gekleidet: braune Roben aus grobem Leinen, an der Hüfte durch ein Seil zusammengehalten, das wie eine Schärpe gebunden war. Die Kapuzen warfen dunkle Schatten über ihre Gesichter, nur die Münder waren in dem düsteren Licht halbwegs zu erkennen.
    Die Kirche lag groß und dunkel da, nur ein paar vereinzelte Lichter an der hohen Decke verbreiteten ein schwaches Leuchten. Das Holz des Gestühls war handgeschnitzt und durch Jahre der Benutzung geglättet und nachgedunkelt, und der Altar, der ihnen gegenüberstand, war schon über zweihundert Jahre alt, und noch nie war etwas an ihm verändert worden. Die zerkratzten, seit ungezählten Jahren den Elementen ausgesetzten Buntglasfenster hielten das Licht draußen und die Geheimnisse drinnen. Im Hintergrund war ein Chor junger Stimmen zu vernehmen, die lateinische Gesänge intonierten.
    »Ratansky wurde getötet«, sagte der Priester. Sein langes, schmales Gesicht wirkte erschöpft und müde, und das einst tiefe Blau der Augen war verblaßt. Das ergrauende Haar hing über die Ohren herab. Das Ohrläppchen auf der linken Seite fehlte.
    »Wir haben den Kontakt zu all jenen verloren, die sich zu seiner Unterstützung zusammengeschlossen hatten.« Der Priester ließ seinen Blick zwischen den beiden Novizen hin undher wandern. »Das Netzwerk wurde aufgedeckt und ist jetzt ohne Nutzen für uns.«
    »Sind wir hier sicher?« Die Stimme der linken Gestalt klang jung und männlich. Angst und Erregung mischten sich in ihr.
    Der Priester nickte. »Ich habe diesen Ort selbst vor unseren vertrauenswürdigsten Kontaktpersonen geheimgehalten. Doch jetzt existiert außerhalb dieser Mauern kein Vertrauen mehr.« Er sah die beiden an. »Schlagt eure Kapuzen zurück.«
    Die verhüllten Gestalten befolgten die Anweisung in perfektem Gleichklang und enthüllten glatte Gesichter, die bleich vor Besorgnis waren. Beide hatten langes, hellbraunes Haar; das des Jungen fiel bis auf die Schultern herab, während die Haare des Mädchens ungefähr fünfzehn Zentimeter länger waren. Die Augen zeigten das gleiche harte, kristallene Blau und wirkten ein wenig zu groß für die ansonsten ebenmäßigen, wie gemeißelt erscheinenden Züge. Die Nasen waren lang und schmal, die Wangenknochen hoch und perfekt geformt. Fast zu perfekt, zu schön, um wirklich zu sein, waren die beiden einander

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