Verschwörung der Sieben
achtzehn Jahren alle Mitglieder seiner Kommune angezündet, die nicht mehr mit ihm einer Meinung waren.«
»Ist doch wirklich eine nette Art, mit seinen Anhängern umzuspringen.«
»Und seitdem dürfte er seine Methoden kaum geändert haben …«, dachte Sal laut. »Hör mal, soll ich unserem großen Indianer sagen, er soll sich wieder in den Osten aufmachen?«
»Und sorg dafür, daß er sich regelmäßig bei dir meldet.«
Für Jacob und Rachel wurde die Warterei zur Qual. Blaine McCracken war mittlerweile sicher weit fort aus Illinois, und jetzt mußten sie herausfinden, wohin er sich gewandt hatte. Die immer noch bestehenden Kontakte zu ihrem Vater hatten sie mit einer Liste der Inkognitos versorgt, unter denen der Gesuchte zu reisen pflegte. Er machte sich nun daran, nach diesen Namen in den Passagierlisten der beiden Chicagoer Flughäfen O'Hare und Midway International zu suchen.
Rachel nahm den Hörer ab, als in ihrer Hotel-Suite das Telefon läutete.
»Atlanta«, sagte die Stimme ihres Vaters nur. »McCracken ist nach Atlanta geflogen.«
»Atlanta?« Es lief ihr eiskalt den Rücken herunter. »Jack Woodrow«, erklärte sie ihrem Bruder.
»Dann weiß er es!« rief Jacob. »Wenn er zu Woodrow will, muß er im Besitz der Namensliste sein, die Ratansky gestohlen hat.«
»Wie viele Stunden ist er uns voraus?« fragte Rachel ihren Vater.
»Nur ein paar.«
»Dann holen wir ihn ein«, sagte sie und legte auf.
Jumpin' Jack Flashs bemerkenswertester Charakterzug war sicher der, daß er es sich trotz der Größe seines Unternehmens nicht nehmen ließ, sich persönlich um Interessenten und Kaufwillige zu kümmern. Wenn er zwischen Werbespotaufnahmen und Wohltätigkeitsveranstaltungen Zeit fand, stürzte er sich in die Arbeit, jeder einzelne Verkauf erfreute ihn, und wenn er das Geschäft höchstselbst getätigt hatte, begeisterte ihn das geradezu. Man konnte ihn sogar gelegentlich in der Werkstatt antreffen, wo er sich nicht zu fein war, sich die Hände bei einem Ölwechsel schmutzig zu machen.
Das Flaggschiff seiner Kette und gleichzeitig sein Lieblingsladen war der Flash Pot in Chamblee, Georgia, einem Vorort von Atlanta. Die Niederlassung lag direkt am Buford Highway und breitete sich über den Landstreifen direkt gegenüber der Church of God aus. Woodrow hatte die Parzelle der Verwaltung von der Gwinnet County abgerungen und ihr die Entscheidung mit einem dicken Bündel Scheine erleichtert. Der Buford Highway war das Paradies für jeden Autonarren: Zubehörgeschäfte und Werkstätten säumten die Straße in ihrer gesamten Länge und wurden nur hier und da von einem der obligatorischen Fast-food-Läden abgelöst. Jumpin' Jack konnte sich keinen besseren Ort für die weltgrößte Truck- und Nutzfahrzeughandlung vorstellen. Zwanzig Hektar Verkaufsfläche direkt zwischen den zwei Hauptzugangsstraßen nach Atlanta (das Motorfreunde auch Hotlanta nannten), nicht mehr als zwanzig Minuten Fahrt von der Innenstadt hierher und leicht von jedem anderen Ort zu erreichen. Er liebte es, zwischen den endlosen Reihen von glänzendem, sonnengebackenem Stahl herumzulaufen, der nur darauf wartete, von seinem Grundstück gefahren und in die Garage eines glücklichen Käufers gestellt zu werden. Und das schönste daran war, daß diese Fahrzeuge den größten Händlerrabatt abwarfen.
Die Kunden, die den Laden betraten, in dem sich Jack Woodrow gerade aufhielt, wurden nie enttäuscht. Was sie zuvor im Werbespot gesehen hatten, war genau das, was sie hier erwartete – bis zum überhängenden Bauch des Besitzers. Der Schmerbauch hatte es zu einiger lokaler Berühmtheit gebracht, seit Jack ihn in einem Werbespot, der im Flash Pot gedreht worden war, nicht ganz unter den Campingtisch gezwängt bekommen hatte. Doch er hatte an dem Tag tapfer durchgehalten und sein Bestes gegeben, so daß der Regisseur nicht einmal ›Cut!‹ hatte rufen müssen. Dieser Werbespot lief immer noch im Fernsehen. Der Mann, den alle nur bei seinem Spitznamen ›Jumpin' Jack Flash‹ nannten und kannten, machte sich nichts daraus, als Witzfigur angesehen zu werden, solange nur die Leute, die über ihn lachten, in seine Läden strömten und dort etwas kauften. Aus diesem Grund pflegte er auch sein Erscheinungsbild und war seit Jahren nicht mehr ohne seine Cowboystiefel mit Sporen, dem riesigen Stetson und den String-Tie gesehen worden.
Mittwoch war der Tag, an dem er sich normalerweise im Flash Pot aufzuhalten pflegte, und diese Woche hätte keine
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