Verschwörung der Sieben
Freddy?«
»Gott sei mein Zeuge, Karen, ich schwöre dir, daß ich jetzt zum ersten Mal davon höre.«
Levinger legte die Stirn in Falten und schien dringend nach etwas zu suchen, das er sagen konnte, um zu überspielen, wie nervös er geworden war. »Vielleicht sollte ich mich lieber mit MacFarlane unterhalten.«
»Zu spät, Freddy. Er weilt nämlich nicht mehr unter den Lebenden. Alexander ist von denen umgebracht worden, die schon meine acht Mitarbeiter getötet haben und mir und meinen Söhnen das gleiche antun wollten.«
»Karen«, begann Levinger langsam, »bitte glaub mir, daß ich von all dem nichts gewußt habe.«
»Das mußt du mir beweisen.«
»Und wie?«
»Was immer auch hinter allem stecken mag, das Serum, das du in deinen Labor testest, ist der Schlüssel dazu. Ich will, daß du mir alles über dieses Mittel sagst, und ich möchte die Unterlagen und die Berichte sehen.«
Levinger trat einen Schritt näher, und sein Blick huschte nervös über die sechs Bewaffneten, die reglos auf ihren Posten blieben. »Das könnte mich meinen Job kosten. Du mußt mir schon etwas Zeit geben, darüber nachzudenken.«
Karen schüttelte den Kopf. »Ich kenne dich, Freddy. Du willst nur zu Van Dyne und ein paar Fragen stellen. Und dann endest du morgen oder übermorgen genau so wie MacFarlane und mein Team. Und soll ich dir noch was verraten? Dein Tod erscheint weder in den Nachrichten, noch wird die Polizei irgendwelche Ermittlungen anstellen.«
Die beiden standen sich lange Zeit wortlos gegenüber. Schließlich fragte Levinger leise: »Was genau willst du von mir wissen?«
»Wie ihr auf euer Serum gestoßen seid. Seine Wirkungsweise. Wie ihr es gewonnen und entwickelt habt. Für den Anfang wäre das schon nicht schlecht.«
»Aber in dem Mittel stecken Jahre an Forschung und Entwicklung.«
»Dann solltest du dich etwas beeilen. Aber keine Bange, ich habe es heute nicht eilig.«
Levingers Lippen zitterten, als er zu sprechen begann. »Wir sind bis ganz an den Anfang zurückgekehrt, Karen, und damit meine ich wirklich bis zu Adam und Eva.«
»Könntest du etwas genauer werden?«
»Was weißt du über die Arbeit von Hilary Koprowski?«
Sie bedachte ihn mit einem spöttischen Blick. »Eigentlich nur, daß seine Theorie über den Ursprung der Krankheit auf einhellige Ablehnung stieß.«
»Sie wurde deswegen abgelehnt, weil die Menschen sich weigerten, mit offenen Augen durch die Welt zu gehen. Seine Erklärung wirkte zu simpel, zu glatt, und deswegen hat man die Theorie gleich verworfen.«
»Aus gutem Grund.«
»Wir haben die Augen offengehalten, Karen.«
»Erzähl mir mehr davon.«
»Zuerst mußt du die Situation verstehen, in der Koprowski sich damals befand. Er stand zu jener Zeit unter enormem Druck, weil er einen Polioimpfstoff entwickeln sollte. Salk arbeitete nämlich ebenfalls daran, und es schien so, als sei er Koprowski einen Schritt voraus. Das Hauptproblem unseres Freundes bestand nun darin, daß die indische Regierung die Ausfuhr von Rhesus-Makaken verboten hatte. Also ließ er ähnliche Affen aus Afrika kommen, genauer, aus Zaire, das damals noch Belgisch-Kongo hieß. Er benutzte deren Nieren, um seinen Impfstoff zu kultivieren. Und dabei stieß er auf eine unerwartete Schwierigkeit.«
»Das Blut dieser Affen war mit einer Krankheit infiziert«, nickte Karen, »dem Simian Immunodeficiency Virus oder SIV.«
»In diesen Affen verhielt sich dieser Virus ruhend, aber in menschlichem Blut wurde er aktiv. Ein paar Jahre, nachdem Koprowski sein Serum, das in den Nieren der Affen herangereift war, getestet hatte, zeigten die ersten afrikanischen Einheimischen die Symptome der Krankheit, die wir heute Aids nennen. Ein relativ gutartiger Virus in den Affen war mutiert und entwickelte sich zum Killer, sobald er mit dem menschlichen Immunsystem in Berührung kam.«
»All dies ist längst bekannt, Freddy, wenn auch nicht allgemein akzeptiert.«
»Karen, fünfundsiebzigtausend afrikanische Kinder in Leopoldsville erhielten seit dem Jahr 1958 Koprowskis Impfstoff. Und wie heute bekannt ist, wurden dort 1959 die ersten Fälle von Aids entdeckt.« Levinger sah sie an, als hätte er sie spätestens jetzt von seinem Standpunkt überzeugt. »Wir haben Koprowskis ursprüngliche Arbeiten mit den Affen wieder vorgenommen«, fuhr er dann selbstbewußt fort, »das heißt, wir haben mit einigen seiner Kulturen begonnen, die seit vierzig Jahren tiefgefroren waren. So gelang es uns, die genauen Bedingungen
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