Verschwörung der Sieben
Er hatte keine Zeit gehabt, sich mit einem detaillierten Lageplan der Anlage vertraut zu machen. So mußte er sich auf die Luftaufnahmen verlassen, die er im Jahresbericht des Pharma-Konzerns in einer Broker-Firma in Washington studiert hatte. Nach seinem Treffen mit Maggs hatte er gleich die Börsen-Agentur aufgesucht.
Wenn Harlan Frye wirklich beabsichtigte, das Jüngste Gericht über die Menschheit zu bringen, ergab seine Verbindung zu dem Pharmakonzern durchaus einen Sinn. Mit Van Dyne standen ihm endlose Möglichkeiten zur Verfügung. Schließlich beherrschte der Konzern den Markt der frei verkäuflichen und rezeptfreien Arzneimittel, und seine Produkte erreichten pro Jahr weit über einhundert Millionen US-Amerikaner. Aber noch war es zu früh für Spekulationen. Blaine wußte, daß die Antworten irgendwo in diesem Firmensitz zu finden waren, und aus denen würde er dann auf die besondere Verbindung zwischen Van Dyne und dem Reverend schließen können.
McCracken war davon ausgegangen, daß nach seiner Unterredung mit Maggs hier die Sicherheitskräfte verstärkt worden waren und überall erhöhte Alarmbereitschaft herrschte. Auf einer der Farbaufnahmen war ein Sicherheitsmann so deutlich zu erkennen gewesen, daß Blaine sogar das Firmenlogo auf seinem Ärmel hatte entziffern können. Also war McCracken nach seinem Eintreffen in San Diego gleich zur Pacific Coast Security weitergefahren und hatte sich dort einen der Dienstlieferwagen ›ausgeliehen‹. Der eigentliche Fahrer, ein Sergeant, lag gefesselt im hinteren Teil des Gefährts und würde erst am nächsten Morgen wieder aufwachen – höchstwahrscheinlich mit fürchterlichen Kopfschmerzen. Der Mann hatte ungefähr Blaines Größe, brachte aber fünfzig Pfund mehr auf die Waage – dementsprechend schlecht saß seine Uniform bei McCracken.
Tatsächlich herrschte auf dem Firmengelände erhöhte Alarmbereitschaft, und so winkte der Posten am Tor ihn nach einem flüchtigen Blick auf die Uniform gleich durch. Blaine nickte nur und fuhr zum unterirdischen Parkhaus weiter. Anstelle des Aschenbechers hatte der Firmenwagen ein Fach, das verschiedene Code-Karten für die Komplexe enthielt, die bei Pacific Coast Security Kunde waren. Für Van Dyne fand sich nur eine Karte, und die trug die Aufschrift ›Parkhaus‹.
McCracken rief sich das ins Gedächtnis zurück, was er auf den Farbfotos im Jahresbericht erkennen konnte, und steuerte auf eine steil abfallende Rampe zu. Kurz bevor es nach unten ging, erwarteten ihn ein Tor und ein Kasten mit einem Schlitz. Er mußte nur die Hand aus dem Fenster strecken, um die Plastikkarte dort hineinzuschieben. Die Maschine verschluckte die Karte und warf sie nach einem kurzen Moment wieder aus. Das Tor rollte hoch, und McCracken fuhr ins Parkhaus hinunter. Der Lieferwagen setzte einmal kurz auf, rollte dann aber unbehelligt weiter. Das Tor schloß sich hinter ihm sofort wieder. Blaine parkte neben den anderen Wagen von PCS und stieg aus. Er schloß gerade die Tür, als sich vom Westende rasche Schritte näherten. McCracken verließ sich auf seine Verkleidung und schenkte den Herankommenden keine größere Beachtung. Das änderte sich erst, als er eine bekannte Stimme hörte.
»Wie nett, Sie schon so bald wiederzusehen.«
Blaine drehte sich um und erkannte Maggs, der sich mit einem triumphierenden Grinsen vor ihm aufbaute.
»Höchste Zeit, daß Ihnen jemand in den Sack tritt, McCracken. Ich fürchte, diesmal ist Ihr indianischer Freund nicht in der Lage, für Sie alle meine Männer aufzuspüren und auszuschalten.«
Der Raum, von dem Freddy gesprochen hatte, lag am dunklen hinteren Ende eines Flurs im dritten Stock. Die Tür hatte keinen Knauf und war wiederum nur mit einer Plastikkarte zu öffnen, die man in den dafür vorgesehenen Schlitz schieben mußte.
»Du mußt mir meine Karte zurückgeben«, erklärte er Karen.
»Kann man sich denn mit der hier überall Zutritt verschaffen?« fragte Karen, als sie die Karte aus der Tasche zog und ihm reichte.
»Wenn man sich eines kleinen Tricks bedient, wie zum Beispiel dem hier.« Levinger griff in seine Jacke und hielt dann einen in Zellophan verpackten grauen Streifen in der Hand.
Vorsichtig löste er den Streifen aus der Verpackung und klebte ihn dann über den Code-Streifen auf seiner Plastikkarte. Er warf Karen einen Blick zu und schob die Karte dann zögernd in den Schlitz.
Es machte leise Klick, und schon schwang die Tür ein Stück auf. Freddy stieß sie zurück und
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