Verschwörung im Zeughaus
erkennen.»
«Wir finden ihn», grollte Reese. «Ich schicke einen Mann heraus, der Euch zur Apotheke begleitet, Frau Adelina.» Er ging ins Rathaus, und wenige Augenblicke später erschien ein junger, stämmiger Knecht.
«Frau Adelina, ich soll Euch und Eure Magd begleiten.»
Adelina nickte ihm dankbar zu. «Hilf Magda, ich glaube, sie kann nicht allein gehen.»
«Ist Magda wirklich sicher, dass es ein Knecht der van Dalens war?»
Nachdem Adelina Neklas und Jupp, den sie herübergerufen hatte, von dem Überfall auf die Magd berichtet hatte, waren sie zum Haus der van Dalens in der Schildergasse aufgebrochen. Neklas hatte Adelina zwar gebeten, zu Hause zu bleiben, doch sie wollte selbst mit der Witwe des ermordeten Hauptmanns sprechen.
«Neklas, wie oft soll ich das noch wiederholen?», fauchte sie. «Wenn es stimmt, was Frau Beede gesagt hat, und sich Christine tatsächlich in die Nachforschungen ihres Mannes eingemischt hat, würde es mich nicht wundern, wenn sie auch hinter diesem hinterhältigen Anschlag steckt.»
«Aber was sollte sie sich davon versprechen?», fragte Jupp mit deutlichem Zweifel in der Stimme. «Ihr müsste doch klar sein, dass man den Überfall zu ihr zurückverfolgt. Damit macht sie sich doch erst recht verdächtig.»
Adelina hob ratlos die Schultern. «Ich weiß auch nicht, was sie sich dabei denkt. Sie hat uns ihre Hilfe angeboten und fällt uns nun in den Rücken?»
«Vielleicht hat sie sich erhofft, durch ihr Hilfsangebot leicht zu erfahren, was wir herausfinden», gab Neklas zu bedenken. «Der Überfall ihres Knechts muss damit gar nichts zu tun haben. Möglicherweise hat er aus eigenem Antrieb gehandelt.»
«Es ergibt trotzdem keinen Sinn», widersprach Jupp. «Glaubt ihr wirklich, sie hat etwas mit dem Tod ihres Mannes zu tun? Denn darauf laufen eure Verdächtigungen ja hinaus. Ich wäre vorsichtig. Christines Familie ist nicht ohne Einfluss in dieser Stadt. Wir …» Er stockte und blieb stehen. «Na, sieh mal einer an!»
Auch Neklas und Adelina hielten inne und schauten in die Richtung, in die Jupp wies. Das Haus der van Dalens, ein weiß gekalktes, zweigeschossiges Gebäude mit angeschlossenen Stallungen, lag nur noch wenige Dutzend Schritte entfernt. Vor dem Eingang stand eine Sänfte, deren Träger sich auf den Stufen vor dem Haus niedergelassen hatten. Die Sänfte wurde deutlich sichtbar vom Hauszeichen einer bekannten Kaufmannsfamilie geschmückt.
«Herr Reese ist hier?», wunderte sich Adelina. Sie tauschte einen ungläubigen Blick mit Neklas. «Ob er sie befragen will?»
«Das werden wir gleich erfahren», antwortete Jupp grimmig.
[zur Inhaltsübersicht]
14. KAPITEL
F rau Adelina, Magister Burka!» Sichtlich überrascht begrüßte Christine van Dalen ihre Besucher. Den Baderchirurgen musterte sie argwöhnisch, offenbar war es ihr nicht recht, ihn in ihrem Haus empfangen zu müssen. Vermutlich war er ihr nicht angesehen genug.
«Es tut mir so leid! Natürlich kann ich mir denken, weshalb Ihr hier seid. Ich hoffe, Eurer Magd geht es nicht allzu schlecht?»
«Sie wird sich ein paar Tage ausruhen müssen», antwortete Adelina kühl. «Schließlich ist sie nicht mehr die Jüngste. Könnt Ihr mir verraten, was Euren Knecht dazu getrieben hat, sie zu überfallen und dadurch meine Familie zu beleidigen?»
«Meine liebe Frau Adelina, ich war sprachlos, als man mir davon berichtete!», rief Christine und es wirkte, als meine sie es ernst. «Erst wollte ich es gar nicht glauben, aber nun … Es muss Harro gewesen sein. Er ist seit heute Morgen verschwunden. Ich hatte ihn auf einen Botengang geschickt, und von dort ist er nicht zurückgekehrt. Oh, verzeiht, ich vergaß …» Sie führte ihre Besucher in die Wohnstube, wo sich bereits der Besitzer der Sänfte aufhielt. Er erhob sich bei ihrem Eintreten und nickte ihnen freundlich zu.
«Heinrich Reese?», stieß Adelina verblüfft hervor. Sie kannte den Vetter des Gewaltrichters, hatte ihn jedoch schon lange nicht mehr gesehen. Einst hatte er mit Neklas’ Tante Feidgin angebandelt, als diese mit ihrer Schwester – Adelinas Schwiegermutter – in Köln zu Besuch gewesen war. Seit jener Zeit war auch er, ähnlich wie der Gewaltrichter, sichtlich gealtert. Sein Haar war ergraut, und um seine Augen und den Mund hatten sich Falten eingegraben. Dennoch war und blieb er ein gutaussehender Mann, dessen Ruf, was Tändeleien mit Frauen anging, ihm immer noch vorauseilte.
«Ich sehe, Ihr kennt Euch.» Christine lächelte
Weitere Kostenlose Bücher