Verschwörung im Zeughaus
einmal Tilmann fragen. Schließlich dürfen wir nicht einfach jemandem – auch wenn es ein guter Freund ist – sein Versteck verraten, ohne dass er damit einverstanden ist.»
«Wir werden gleich morgen früh mit ihm darüber sprechen», versprach Neklas, beugte sich hinüber zu der kleinen Kommode neben dem Bett und löschte das Licht der Öllampe. Dann zog er Adelina fest in seine Arme.
Sie bettete ihren Kopf an seine Schulter und ließ ihre rechte Hand auf seinem Brustkorb ruhen. «Glaubst du, er wird uns erlauben, Reese einzuweihen?»
Neklas stieß einen amüsierten Laut aus. «Wenn ihn jemand davon überzeugen kann, dann ganz gewiss du, mein Schatz. Gegen dich ist er bisher noch selten angekommen.»
Überrascht drehte Adelina den Kopf etwas, um in seine Richtung zu schauen. Zwar konnte sie sein Gesicht in der Dunkelheit nur schemenhaft erkennen, dennoch meinte sie, ein Lächeln auf seinen Lippen zu sehen.
«Wie meinst du das?»
«So, wie ich es gesagt habe. Du hast das seltene Talent, so gut wie immer deinen Kopf durchzusetzen – auf die eine oder andere Art und Weise. Er kennt dich mittlerweile gut genug, um das zu wissen. Im Grunde war es wohl schon immer das, was ihn besonders gegen dich aufgebracht hat, denn in dieser Eigenschaft steht ihr einander in nichts nach. Das Problem ist, dass er offenbar zu großen Respekt vor dir hat, um sich gegen dich durchzusetzen. Anderen gegenüber empfindet er da wohl weniger Skrupel.»
«Skrupel?»
Neklas lachte leise. «Er hat dich gern, Lina. Weißt du das etwa nicht?»
Einen Moment lang war Adelina sprachlos. Neklas lachte erneut in sich hinein. «Ihr beide seid schon ein verrücktes Geschwisterpaar. Einer so stur wie der andere, und beide anscheinend vollkommen blind. Glaubst du, er würde sich von irgendjemand anderem, schon gar von einer Frau, auch nur annähernd so viel gefallen lassen wie von dir?» Er hielt kurz inne und räusperte sich. «Nun ja, mal abgesehen vielleicht von Mira.»
Adelina dachte über seine Worte nach. «Mit Mira ist er aber nicht verwandt, Neklas. Warum also lässt er ihr ihre Grillen durchgehen?»
Sie spürte Neklas’ Lippen auf ihrem Haar und wusste, dass er abermals lächelte. «Was glaubst du denn, Lina?»
Erneut drehte sie den Kopf in seine Richtung, diesmal sowohl verblüfft als auch leicht schockiert.
«Er hat sie damals freigegeben, als sie sich weigerte, seine Frau zu werden. Und seinen eigenen Worten nach war es das Beste, was er tun konnte.»
Nun lachte Neklas wieder herzlich. «Weißt du noch, was ich damals gesagt habe? Mir war sofort klar, dass in dieser Angelegenheit das letzte Wort noch nicht gesprochen ist. Ich kann mich zwar irren, halte es aber durchaus für möglich, dass er das Mädchen lediglich an die lange Leine gelegt hat, um zu sehen, ob sie von selbst zur Vernunft kommt.»
«Was soll das heißen – zur Vernunft kommt?» Irritiert setzte sich Adelina auf. «Mira kann ihn nicht ausstehen, unter diesen Umständen hätte kaum jemand mit Verstand eine Ehe der beiden befürwortet. Ich auch nicht.»
«Mir geht es ebenso, Lina, glaub mir. Andererseits wäre Tilmann für Mira eine gute Partie gewesen, auch wenn er nicht von adeliger Geburt ist. Denk einmal darüber nach. Welche Möglichkeiten hat sie als jüngste Tochter einer jüngeren Linie der von Raderbergs? Dem Kloster ist sie entkommen, weil ihre Mutter klug genug war, sie vor diesem Schicksal zu bewahren. Aber was soll aus ihr werden? Natürlich kann sie auf Lebzeit deine Gesellin bleiben, aber ob sie das wirklich will? Wenn sie aber nicht noch deutlicher unter ihrem Stand heiraten möchte, bleibt ihr nicht viel Auswahl.» Er hielt kurz inne, bevor er fortfuhr: «Das ist aber nur ein Teil dessen, was hier vermutlich vorgeht. Ich habe in letzter Zeit den Eindruck gewonnen, dass dein Bruder und Mira durchaus noch Gefallen aneinander finden könnten – wenn man ihnen die entsprechende Gelegenheit dazu bietet.»
«Wie bitte?» Adelina schnappte nach Luft. «Das ist doch wohl nicht dein Ernst! Gerade heute habe ich darüber nachgedacht, wie gut es ist, dass die beiden nicht in einer erzwungenen Ehe gefangen sind, weil sie sich gegenseitig die Köpfe einschlagen würden. Und jetzt willst du sie verkuppeln?»
«Von verkuppeln kann keine Rede sein, mein Schatz.» Das breite Grinsen auf Neklas’ Gesicht war seinem Tonfall deutlich anzuhören. «Aber es sind schon ungewöhnlichere Dinge geschehen.»
«Nenn mir nur ein Beispiel!»
Neklas zog sie sanft,
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