Verschwörung im Zeughaus
erfreut. «Mein lieber Freund hat mich besucht, um mir beizustehen. Nicht wahr, Heinrich? Ich wüsste nicht, was ich ohne ihn tun sollte.» Überraschend vertraulich legte Christine ihm eine Hand auf den Arm. Der innige Blick, den die beiden austauschten, ließ Adelina befremdet aufmerken. Sie enthielt sich jedoch eines Kommentars.
«Entschuldige mich, meine Liebe», sagte Heinrich mit einem bedauernden Lächeln. «Die Geschäfte rufen, ich muss mich nun leider verabschieden.»
«Besuch mich bald wieder», sagte Christine, als er die Stube nach einem weiteren Nicken in die Runde verließ. Gleich darauf wandte sie sich wieder ihren Gästen zu. «Verzeiht ihm seine kurz angebundene Art. Er hat viel um die Ohren. Umso glücklicher bin ich, dass er sich die Zeit nimmt, sich um mich und meine Kinder zu kümmern.»
«Um noch einmal auf den Vorfall mit Eurem Knecht zurückzukommen …», begann nun Neklas nach einem vernehmbaren Räuspern.
Adelina musterte ihn. Auch er hatte bemerkt, dass zwischen Christine van Dalen und Heinrich Reese mehr vorging als ein bloßer Freundschaftsbesuch.
«Natürlich, entschuldigt bitte.» Christine faltete die Hände, löste sie jedoch gleich wieder und wies auf den Tisch, der von zwei schweren Eichenbänken flankiert wurde. «Wollen wir uns nicht setzen? Ich lasse uns etwas zu trinken bringen.» Ehe jemand protestieren konnte, hatte sie eine Magd herbeigerufen und verlangte nach Bier und Wein. Nachdem sich alle gesetzt hatten, sprach sie weiter. «Ich kann nur noch einmal wiederholen, dass mir die Sache unendlich leidtut. Ich weiß nicht, was in Harro gefahren sein mag, dass er die arme Frau derart bedrängt und sogar misshandelt hat.»
«Er hat gedroht, dass auch meiner Familie dergleichen blüht, weil wir mit Tilmann Greverode verwandt sind», erklärte Neklas. Seine Stimme blieb zwar ruhig, doch der harte Unterton verriet, dass mit ihm in dieser Angelegenheit nicht zu spaßen war. «So etwas kann und werde ich nicht dulden.»
«Selbstverständlich nicht!», rief Christine erregt. «Es ist Euer gutes Recht, wütend zu ein, Herr Magister. Seid versichert, dass ich Harro bestrafen lassen werde, wenn er wiederauftaucht.»
«Welchen Grund kann er haben, uns zu bedrohen?», fragte Adelina. «Abgesehen von seiner Loyalität zu seinem verstorbenen Herrn, natürlich. Ich dachte allerdings, es sei klar, dass weder wir noch Ihr an Tilmanns Schuld glauben.»
«Das stimmt», beteuerte Christine. «Ich hätte nicht gedacht, dass sich jemand von meinem Gesinde zu solch einer unverfrorenen Tat hinreißen lassen würde. Wie gesagt, Harro wird dafür bestraft werden.»
«Es gibt noch etwas, weswegen ich mit Euch sprechen wollte», sagte Adelina. Sie spürte Neklas’ verblüfften Blick auf sich ruhen. «Mir ist etwas zu Ohren gekommen, und es widerspricht dem, was Ihr mir über die Nachforschungen Eures Gemahls erzählt habt.» Adelina zuckte leicht zusammen, als Neklas’ Fußspitze sie am Schienbein traf. Er hatte die Brauen zusammengezogen und schüttelte warnend den Kopf. Sie ignorierte ihn jedoch. «Ihr habt gesagt, dass Ihr Euch kaum für die Angelegenheiten Eures Gatten interessiertet.»
«Und?» An Christines Miene war nicht zu erkennen, ob sie ahnte, worauf Adelina hinauswollte.
«Inzwischen weiß ich, dass Ihr Euch sehr wohl eingemischt habt.»
«Ach ja?» Nun hatte sich doch eine leichte Schärfe in die Stimme der Witwe geschlichen.
«Ja.» Adelina nickte und ignorierte auch den zweiten Tritt ihres Mannes. Morgen würde sie einen hässlichen blauen Fleck am Schienbein haben. «Und zwar, weil er und Tilmann herausgefunden hatten, dass einer Eurer Verwandten möglicherweise einen Verrat gegen die Stadt Köln begeht.»
Christines Augen verengten sich zu Schlitzen. «Und wer soll das sein, wenn ich fragen darf?»
«Ailff van Wesel», antwortete Neklas an Adelinas Stelle. Sie hörte seiner Stimme an, dass er alles andere als erfreut über ihr direktes Vorgehen war. Er schien jedoch nun, da er nichts mehr daran ändern konnte, den Stier bei den Hörnern packen zu wollen. «Er ist doch mit Euch verwandt, oder nicht?»
Christine zögerte, nickte dann aber. «Und was soll das beweisen?»
«Wir haben gehört, und zwar aus sicherer Quelle, dass Ihr … nun, sagen wir, nicht eben erfreut darüber wart, Euren Vetter im Zentrum von Nachforschungen zu sehen, die ihn als Verräter entlarven könnten.» Adelina musterte Clais’ Witwe abwartend und herausfordernd zugleich.
«Und wer hat Euch
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