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Verschwörung in Florenz

Verschwörung in Florenz

Titel: Verschwörung in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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hatte, ihn nach seinem Tod heilig zu sprechen. Noch im 20. Jahrhundert war seine Gruft ein Zeugnis der Strenge, der Intoleranz und des Fanatismus dieses Mannes, vor dem sich zu seinen Lebzeiten ganz Spanien gefürchtet hatte. Damals hatte sie geglaubt, die Schreie der Gefolterten und Verbrannten zu hören, während sie wie angewurzelt in der kleinen Gruft gestanden hatte, unfähig, auch nur einen Finger zu rühren. Es war das Grauen in Gegenwart des Bösen gewesen – damals am Grab von Torquemada. Doch in ihrem Traum heute hatte nicht Torquemadas Name auf der Grabplatte gestanden. Sie sah die Buchstaben vor sich, so deutlich, als hätten sie sich tatsächlich in ihren Schädel gebrannt. In ihrem Traum war es Giacomo de Pazzis Name gewesen.
    Anne begann vor Kälte so zu zittern, dass ihre Zähne aufeinander schlugen. Rasch zog sie die Decke wieder auf das Bett und wickelte sich darin ein. Aber die Kälte verging nicht. Es war, als wäre sie ihr bis ins Mark gekrochen. Giacomo de Pazzi. Warum war es sein Name gewesen, der auf der Grabplatte gestanden hatte? Was hatte das zu bedeuten?
    In dieser Nacht fand Anne keinen Schlaf mehr. Sie grübelte und grübelte, wälzte sich von einer Seite zur anderen und kam doch zu keinem Ergebnis. Als schließlich der Morgen graute und die ersten bleichen Strahlen durch die dichten Vorhänge und Fensterläden ihres Zimmers fielen, hielt sie es nicht mehr aus. Sie stand auf und klingelte mit der kleinen Handglocke, die auf dem Tisch neben ihrem Bett stand, nach der Magd.
    Ludmilla erschien nur kurze Zeit später. Allerdings machte sie den Eindruck, als wäre sie selbst erst vor kurzem aufgestanden, denn ihr Kleid saß nicht so tadellos wie sonst, und noch im Gehen stopfte sie sich die letzten Strähnen ihrer dunkelbraunen, zu einem dicken Zopf geflochtenen Haare unter die weiße Haube.
    »Signorina, Ihr habt nach mir gerufen?«, fragte sie, knickste und riss dann vor Überraschung Augen und Mund auf, denn Anne saß keinesfalls wie üblich im Bett, sondern stand vor der Kommode und war bereits fertig angekleidet. Ludmilla war für einen Moment sprachlos. »Aber … aber Signorina, Ihr …«, stotterte sie hilflos, als sie ihre Sprache endlich wiedergefunden hatte.
    »Ja, ich habe mich bereits angekleidet«, sagte Anne ungeduldig, während sie damit begann ihr Haar zu einem Knoten zu drehen und mit silbernen, mit kleinen Schmetterlingen aus Perlmutt verzierten Nadeln am Kopf festzustecken. »Serviere mir das Frühstück unten in der Bibliothek. Ich wünsche etwas Brot, Käse, einen Becher Milch und einen Apfel. Und richte Enrico aus, er soll dem Kutscher sagen, dass er den Einspänner fertig macht.«
    »Ihr wollt ausgehen, Signorina? Aber …«
    Anne drehte sich zu Ludmilla um. Der dümmlich erstaunte Ausdruck auf dem Gesicht der jungen Frau machte sie wütend.
    »Wahrhaftig ein kluger Gedanke. Weshalb sollte ich wohl sonst um die Kutsche bitten? Etwa weil mir der Anblick so gut gefällt?« Sie schüttelte ärgerlich den Kopf und warf einen prüfenden Blick in den Spiegel. »Spute dich, ich habe es eilig.«
    »Aber Signorina, ich weiß nicht, ob Ihr das Haus verlassen dürft. Matilda hat gesagt …«
    Anne biss die Zähne zusammen, dass es knirschte.
    »Wer in diesem Hause ist eigentlich Herr und wer Magd?«, rief sie wütend aus und knallte den Handspiegel auf die Kommode. »Sollte ich jemals Matildas Rat benötigen, so werde ich sie danach fragen. Ansonsten möge sie sich daran gewöhnen, dass es ihre Pflicht ist, die Wünsche ihrer Herrschaft zu erfüllen, selbst wenn sie ungewöhnlich sein oder ihrem eigenen Willen widersprechen sollten.«
    »Signorina, aber …«
    »Gut, ich merke schon, dass von dir keine Hilfe zu erwarten ist.« Anne raffte ihre Röcke zusammen und ging an der Magd vorbei zur Tür.
    »Signorina, was habt Ihr vor, wo wollt Ihr hin?«
    Die Hand an der Türklinke, drehte sich Anne noch einmal um.
    »Ich gehe in die Küche und mache mir mein Frühstück selbst. Und dann werde ich das Haus verlassen. Zu Fuß.«
    Sie ließ die Tür laut hinter sich zufallen. Trotzdem konnte sie noch den entsetzten Schrei der jungen Magd hören.
    In der Küche hatten sich die Diener zum Frühstück eingefunden. Sie saßen an einem langen weiß gescheuerten Holztisch: Matilda und Enrico, die Köchin, der Kutscher, der Pferdeknecht, die Waschfrau, die Mägde und die Pagen. Lediglich die beiden kleinen Küchenmädchen, die in der Rangordnung der Diener ganz unten standen, durften noch

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