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Verschwörung in Florenz

Verschwörung in Florenz

Titel: Verschwörung in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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Vorvätern gnädigerweise zu Reichtum verholfen hätte. Da waren die Künstler, die Literaten, Dichter, Schauspieler, Musiker und Komponisten der Stadt, die wohl über Verstand, viele von ihnen sogar über Talent verfügten, die jedoch ausnahmslos von den Ersteren, den Bankiersleuten, abhängig waren. Sie waren kaum mehr als Broschen, Ringe und Halsketten, mit denen sich die reichen Florentiner zu schmücken pflegten. Ihre Arbeit, ihr Ruhm, ja, ihre ganze Existenz gründete sich allein auf den Reichtum ihrer Förderer. Schutzlos waren sie den Irrungen und Wirrungen des Schicksals ausgeliefert. Denn verlor ihr Gönner sein Glück und sank zurück in die Mittellosigkeit, aus der einst seine Vorfahren emporgestiegen waren, so ging auch der Stern des Künstlers mit unter, und bereits nach einem Monat kannte niemand mehr seinen Namen, selbst wenn er denn ein Genie gewesen wäre.
    Und dann waren da noch Cosimos Verwandte, die glorreichen Medici. Unter dem Dach eines ihrer zahlreichen Häuser geboren worden zu sein und in einer ihrer Wiegen gelegen zu haben, reichte bereits, um mehr Ansehen, Ein-fluss, Macht und Geld zu erlangen, als für den Verstand eines gewöhnlichen Menschen gut war. Noch weniger als die anderen Bankiers- und Kaufmannsfamilien der Stadt waren sie auf Glück oder gar Können angewiesen. Nicht einmal körperliche oder geistige Schönheit waren von Bedeutung. Der Name allein tat sein Werk. Und entsprechend traten auch seine zahlreichen Vettern, Cousinen, Onkel und Tanten ersten, zweiten und dritten Grades samt der ihnen angetrauten Männer oder Frauen auf – es waren nahezu ausnahmslos eingebildete, hochnäsige Menschen ohne Verstand oder Geschmack. Talent war in dieser Sippe nicht vonnöten. Jeder Einzelne von ihnen hatte ausreichend Geld und Macht, um jene zu bezahlen, die für sie dachten, die sie nach der neuesten Mode kleideten, die Farben der Wände ihrer Wohnungen für sie auswählten oder die Werke jener Dichter beschafften, die es angeblich wert waren, gelesen zu werden. Sie konnten keine Fehler machen, da andere es für sie vermieden. Sie waren Despoten. Nichts anderes als Autokraten in der Tradition der römischen Kaiser, die sich jedoch »modern« gaben und hinter ihrem bürgerlichen Gewand versteckten. Lediglich Lorenzo war eine Ausnahme. Er war in der Tat gebildet. Er verstand sein Geschäft. Er hatte sich seinen Ruf erarbeitet. Allerdings war er das derzeitige Oberhaupt der alles beherrschenden Familie der Medici. Sein Wort war in Florenz Gesetz. Und auch wenn es niemand laut zugegeben hätte, so hätte es doch kein Bürger der Stadt gewagt, ihm offen zu widersprechen.
    Wahrlich, es gibt keinen Grund, einen Rang inmitten dieser illustren Gesellschaft zu begehren, dachte Cosimo und ließ den ausgezeichneten Wein seine Kehle hinunterrinnen. Und dennoch fühlst du dich wie ein Ausgestoßener, ein vom Aussatz Heimgesuchter, ein lepröser Pestkranker von abscheulichem Äußeren, vor dem die anderen zurückweichen aus Angst, sich selbst mit dieser entsetzlichen Seuche zu infizieren. Sehen sie dir deinen Makel, deine Schande so deutlich an? Trägst du das Kainsmal, das Zeichen des Verräters, das Brandzeichen des Übeltäters mitten auf der Stirn, für jeden sichtbar außer dir selbst? Haben sie alle dich …
    »Welch eine Freude, Euch hier zu sehen, Cosimo!«
    Eine wohlklingende männliche Stimme riss Cosimo aus seinen trüben Gedanken. Er wandte sich um. Vor ihm stand ein gut aussehender junger Mann mit langen vollen Locken und klugen hellen Augen. Es war ein lächelndes Gesicht, voller Freundlichkeit, und die Worte, ehrlich gemeinte Worte, tropften wie heilender Balsam auf seine Seele. Wenn vortreffliche Männer wie Leonardo da Vinci sich freuten, ihn zu sehen, so war er gewiss nicht rettungslos verloren.
    »Auch mich freut es, Euch hier im Hause meines Vetters zu begrüßen, Leonardo!«, sagte er und ergriff die ausgestreckten Hände des jungen Mannes. »Lasst Euch willkommen heißen von einem, der wie Ihr selbst wohl geladen, aber unter all den ehrenhaften Bürgern unserer wunderschönen Stadt wenig erwünscht ist. Nun sind wir bereits zu zweit.«
    »Zu dritt, Cosimo«, verbesserte Leonardo ihn, und ein amüsiertes Lächeln spielte um seine Lippen. »Ihr vergesst den jungen Begleiter an Eurer Seite, der, wenn andere im Saal ihn erkennen würden, gewiss nicht mehr lange unter den freien Männern weilen würde. Zu schmerzhaft sind die Erinnerungen an so manche fehlende Geldbörse oder

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