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Verschwörungsmelange

Verschwörungsmelange

Titel: Verschwörungsmelange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Bauer
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sein.«
    »Sollen wir ihm nach?«
    Leopold schüttelte den Kopf. »Der kommt nicht weit. Wir
müssen durch das Fenster zu Harry in die Wohnung. Komm, schnell.«
    Tatsächlich stand ein Fenster offen, aus dem leichter Rauch
kam. »Mach mir die Räuberleiter. Ich gehe hinein und öffne dir dann die Tür«,
befahl Leopold.
    Korber erkannte endgültig den Ernst der Lage. Eilig formte er
seine Hände zu einem Steigbügel, über den Leopold hinauf zum Fenster gelangte
und in Leitners Parterrewohnung einsteigen konnte. Ein Feuer brannte, aber Gott
sei Dank so schwach, dass Leopold keine Schwierigkeiten hatte, die Flammen mit
einer Decke zu ersticken. Die brennende Zeitung war ebenso wie der Polster zu
Boden gefallen, ohne größeren Schaden anzurichten. Offenbar war Sturm in
letzter Sekunde durch Leopold und Korber gestört worden.
    Für Harry Leitner sah es freilich auf den ersten Blick nicht
gut aus. Er reagierte auf keinen der Versuche Leopolds, ihn aus seinem
Dämmerzustand ungewissen Grades herauszuholen. Sturm und der Weinbrand hatten
ganze Arbeit geleistet. Als er sah, dass er hier nicht helfen konnte, ging
Leopold rasch, um seinem Freund die Tür aufzumachen.
    Durch das offene Fenster hörte man auch schon die
Polizeisirene. Augenblicke später standen die Beamten in der Wohnung.
    »Natürlich, es kann ja nicht anders sein. Der Herr Ober ist
wieder einmal als Erster am Tatort«, kam es unwirsch von Bollek. Ein genauer
Beobachter hätte diesmal freilich erkennen können, dass sich hinter der
strengen Fassade des beinahe purpurroten Gesichtes eine Spur der Erleichterung
verbarg.
    »Ah, Leopold, da bist du ja. Wie sieht es aus?«, fragte
Juricek. »Wie es scheint, seid ihr gerade noch zur rechten Zeit gekommen.« Nach
einem kurzen Blick auf Leitner bedeutete er einem seiner Männer, einen
Krankenwagen zu verständigen.
    »Es war Sturm. Er ist durch das Fenster abgehauen«,
berichtete Leopold.
    »Den kriegen wir schon«, sagte Juricek. »Es ist zu dumm! Ich
hatte ohnehin einen Beamten auf ihn angesetzt, um kein Risiko einzugehen, aber
der hat ihn im entscheidenden Moment aus den Augen verloren. Sturm muss geahnt
haben, dass er von uns beobachtet wird und hat ihn ausgetrickst. Hoffentlich
geht die Sache mit Leitner halbwegs gut aus.« Er nahm Leopold auf die Seite.
»Endlich hat der Posch Bertl den Mund aufgemacht und geredet«, teilte er ihm
mit. »Natürlich hat er Sturm nach dem Mord vom Tatort wegrennen gesehen. Aber
er hat es nicht übers Herz gebracht, ihn zu verraten, weil er ihm eigentlich
einen Gefallen getan hat. Gemeinsam mit seiner Frau haben wir ihn schließlich
zur Vernunft gebracht.«
    Leopold nickte. »Eigentlich haben wir’s uns ja auch so
gedacht«, meinte er.
    »Ja, aber uns haben die Beweise gefehlt. Die
Videoaufzeichnung allein war zu wenig.« Juricek kratzte sich an der Stirn, während
er zu Leitner hinüberschaute. »Weißt du, das sind die Augenblicke, wo es mir
dann wieder schlecht geht«, sagte er. »Da liegt ein Mensch, und man fragt sich,
ob man auch alles richtig gemacht hat. Man macht sich Vorwürfe. Vielleicht
hätte man diesen letzten Auswuchs verhindern können.«
    »Aber wenn du sagst, dass Sturm euch abgetäuscht hat …«
    Juricek machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ich hätte ihn
gleich aufs Kommissariat mitnehmen und Bertl Posch gegenüberstellen müssen.
Dann wäre das da nicht passiert.«
    »Ich glaube, du hast richtig gehandelt«, tröstete Leopold
ihn. »Von den beiden wäre keiner mit der Wahrheit herausgerückt, das hätte gar
nichts gebracht. Gretl war da schon das schwache Glied, bei dem man ansetzen
musste. Und ich glaube, Thomas und ich sind gerade noch rechtzeitig gekommen.«
    »Das sagt sich alles so leicht«, sinnierte Juricek. »Was ist,
wenn’s für den hier doch zu spät war? Oder wenn ihm was bleibt? Da kann man
nicht so einfach mit der Hand drüberwischen und sagen: Ist halt so. Das verfolgt
einen. Da träumt man davon.«
    Rettung und Spurensicherung trafen nacheinander ein. Mitten
in den Abtransport Leitners hinein läutete Juriceks Handy. Er lauschte kurz.
»Gut«, sprach er dann in den Apparat hinein. »Sehr gut.«
    »Haben sie ihn?«, wollte Leopold wissen.
    Juricek nickte. »Er war in seiner Wohnung. Er hat sich
widerstandslos festnehmen lassen. Er hat gewusst, dass es aus ist.« Mit starr
zum Fenster hinaus gerichtetem Blick fügte er kaum hörbar hinzu: »Wenigstens
etwas.«

     

13
    Es war spät

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