Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verschwörungsmelange

Verschwörungsmelange

Titel: Verschwörungsmelange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Bauer
Vom Netzwerk:
hat. Ich mache mir dann nur Sorgen, ob er gut
nach Hause kommt. Gott sei Dank holt ihn manchmal sein Freund mit dem Auto ab.«
    »Und wer ist dieser Freund?«, erkundigte sich
Korber.
    »Ein Trainer vom Fußballplatz drüben. Ich glaube, er ist so
ziemlich der Einzige, der sich um ihn kümmert.«
    »Na, dann ist ja alles in Ordnung«, meinte Korber
gedankenverloren.
    »Nicht ganz«, erinnerte ihn die Kellnerin. »Gezahlt hat der
gute Mann nämlich nichts, wie Sie selbst gesehen haben. Ich bekomme genau 14
Euro und 80 Cent.«

     
    *

     
    »Sag einmal, wo steckst du?«
    »Dasselbe wollte ich dich auch gerade fragen.«
    »Komm, sei nicht so komisch.« Leopolds Stimme klang
verärgert. »Plötzlich warst du mit Harry verschwunden. Also, was ist? Ich habe
mir schon Sorgen gemacht.«
    »So ist’s recht«, sagte Korber. »Du willst, dass
ich deinen mutmaßlichen Mörder aushorche, und dann machst du dir Sorgen. Aber
beruhige dich, ich lebe. Wir haben von der Posch Gretl nichts mehr bekommen, da
bin ich mit Harry in dieses kleine Eckcafé Zur Christl gegangen.«
    »Schon gut, schon gut. Auf dem Eintracht-Platz ist mehr oder
minder tote Hose. Das Training ist aus, und die Gretl hat ihre Kantine
zugesperrt. Ich wollte gerade aufbrechen, um dich zu suchen. Hast du was
herausgefunden?«
    »Ja! Stell dir vor, unsere Angie heißt gar nicht Angie. Harry
hat sie einfach nur so genannt, weil sie sich bei dem Lied näher kennengelernt
haben. Sie heißt Barbara. Ich habe dir ja gesagt, der Name, den ich neulich
aufgeschnappt habe, erinnert mich an diese Dauerquizsendungen im Fernsehen.
Frauenname mit drei ›A‹: Barbara.«
    »Das hab ich mir so vorgestellt. Jetzt wird mir einiges
klarer. Hat er sonst noch was gesagt?«
    »Nichts von Bedeutung. Er ist dann wieder in sein Delirium
verfallen und hat herumgeschrien. Du hast behauptet, dass er in diesem Zustand
nicht gefährlich ist. Das sehe ich anders. Gestoßen hat er mich, dass ich
beinahe auf der Erde gelegen wäre. Das ist ein ziemlich aggressiver Typ, ich
halte ihn jetzt auch für den Hauptverdächtigen. Schließlich hat ihn die
Kellnerin hinausgeworfen. Ein Freund soll ihn dann mit dem Auto aufgelesen und
nach Hause gebracht haben.«
    »Welcher Freund?«, fragte Leopold misstrauisch.
    »Ich habe ihn nicht gesehen, aber der Beschreibung nach waren
es Helmut Sturm oder Robert Moser.«
    Einen Moment lang war es ruhig in der Leitung. »Ja, das
könnte hinkommen«, stimmte Leopold dann zu. »Wo bist du jetzt?«
    »Ich trinke hier noch gemütlich ein Achtel Wein. Ich habe
ohnehin die ganze Zeche bezahlen müssen, und da habe ich mir gedacht …«
    »Am besten, du denkst jetzt einmal überhaupt nichts«,
unterbrach Leopold seinen Freund. »Gott sei Dank haben wir heute das Auto
genommen. Ich hole dich ab. Wir müssen den beiden nach. Ich habe da so ein
ungutes Gefühl.«
    »Warum? Es ist doch alles im Lot. Wenn du möchtest, kannst du
deinem Freund Richard deine neuen Erkenntnisse mitteilen und morgen …«
    »Nicht morgen, jetzt. Richard rufe ich von unterwegs an.
Trink aus, ich erkläre dir alles später. Ich denke, ich weiß, wo Harry Leitner
wohnt. Hoffentlich sind sie dorthin gefahren. Wenn wir uns nicht beeilen,
passiert vielleicht tatsächlich ein Unglück.«
    Für Thomas Korber war alles ein Rätsel. Allerdings wusste er,
dass wirklich Feuer am Dach sein musste, wenn Leopold plötzlich so aufgeregt
war.

     
    *
    Die kleine Wohnung war einfach, aber zumindest
zum Teil neu eingerichtet. Sie wirkte leer wie ein Ort, dem nach und nach das
Leben abhanden gekommen ist. Harry Leitner benutzte sie wahrscheinlich nur zum
Schlafen, Aufstehen und wieder Fortgehen. Sie war ein Dach über seinem Kopf,
eine Bleibe. Im Grunde bedeutete sie ihm nichts.
    Er ließ sich in einen Sessel fallen, die Arme hingen schlaff
herab. In keiner der müden und abgehackten Bewegungen ließ sich die frühere
sportliche Eleganz und Wendigkeit erahnen. Der Alkohol hatte das Feuer in ihm
gelöscht, nur ab und zu leuchtete es noch in seinen Augen.
    »Du hast schon wieder zu viel getrunken. Jeden Tag
trinkst du zu viel. Du trinkst, bis du dich nicht mehr auskennst.« Helmut Sturm
sagte es vorwurfsvoll, gereizt.
    »Lass mich! Bring mir lieber ein Bier«, kam es aus Harry
Leitner heraus.
    Sturm hörte gar nicht hin. »Du vermasselst alles«, redete er
weiter. »Du denkst überhaupt nicht nach, was du sagst. Du schwafelst
irgendeinen Unfug und plauderst damit alles

Weitere Kostenlose Bücher