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Verschwörungsmelange

Verschwörungsmelange

Titel: Verschwörungsmelange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Bauer
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geworden. »Glaubst du, hat unser
Kaffeehaus noch offen?«, fragte Leopold, als er wieder mit Korber im Auto saß.
    »Warum nicht?«, stellte Korber die Gegenfrage. »Aber
eigentlich müsstest du das besser wissen.«
    »Wenn es ihn nicht freut, ist der Waldi recht schnell beim
Zusperren«, erklärte Leopold. »Da jagt er die letzten Gäste gnadenlos hinaus.«
    »Sag, wieso willst du eigentlich hin? Ich habe geglaubt, es
gehört sich für einen Ober nicht, außerhalb der Dienstzeit mit einem Freund an
seiner Arbeitsstätte aufzukreuzen«, wunderte Korber sich.
    »Vergiss es. Ich brauche jetzt unbedingt einen Schluck zu
trinken. Und seelenlose Kneipen habe ich in letzter Zeit genug gesehen.«
    So hielt Leopold den Wagen vor dem Café Heller an, das
entgegen seinen Befürchtungen hell erleuchtet war. Als er gemeinsam mit Korber
zur Tür hineinkam, glaubte er freilich, seinen Augen nicht zu trauen. Ähnlich
wie drei Tage zuvor hatte sich der hintere Teil des Lokals wieder in eine Art
Fußballfanklub verwandelt, diesmal allerdings ohne das äußere Zeremoniell einer
Versammlung. Alle waren sie da: Hamm, Wittmann, Wotruba und wie sie alle
hießen. Es schien, als hätten die ›Freunde der Eintracht‹ den Fußballplatz an
diesem Abend einfach gemieden und sich hier zusammengefunden, um ihre Pläne zur
Rettung der Eintracht noch einmal in aller Ruhe zu besprechen. Herr Heller
genoss es sichtlich, in ihrer Mitte als zukünftiger Geldgeber gefeiert zu
werden und war gerade dabei, eine Runde zu spendieren. Die Stimmung war
offensichtlich blendend.
    »Ah, die Detektive sind auch schon da«, begrüßte Frau Heller
die Neuankömmlinge jovial. »Na, was treibt Sie beide denn zu dieser Stunde her?
Wollen Sie vielleicht auch etwas spendieren?«
    »Nein, danke! Ein Glas Bier nach einem anstrengenden Tag
reicht uns«, wehrte Leopold ab.
    »Wir werden immer mehr«, raunte Frau Heller ihm ins Ohr.
»Zweimal haben wir die Hymne heute schon spielen müssen.«
    »Ach, darum sind keine Stammgäste mehr da. Ich möchte wissen,
wann dieser Unfug endlich aufhört«, ereiferte sich Leopold. »Wann der Herr
Kreuzer wieder zum Billard und der Herr Sedlacek wieder zum Schachspielen
kommt. Und überhaupt unsere Tarockpartie, nach der man früher die Uhr hat
stellen können. Das sind ja keine Zustände.«
    »Hören Sie auf, den Miesepeter zu spielen, Leopold. Der
Tapezierer Manhardt hat auch schon zugesagt, uns zu unterstützen. Bald sind wir
nicht mehr aufzuhalten.« Das gesagt, kehrte ihm Frau Heller den Rücken zu und
kümmerte sich wieder um ihre neuen Klientelen.
    Korber stieß Leopold an. »Sollen wir denen sagen, dass wir
mittlerweile auch keinen Trainer mehr haben?«, wollte er wissen.
    Leopold winkte sofort ab. »Nein, auf gar keinen Fall. Ich bin
heute nicht mehr zum Diskutieren aufgelegt. Lass ihnen ihre Freude und uns
unsere Ruhe. Vielleicht gehen sie ja beizeiten ihrer Wege.«
    »Schaut mir nicht so aus«, meinte Korber, während
Waldemar ›Waldi ‹ Waldbauer mit einem lustlosen »Wohl bekomm’s«
zwei Krügel Bier vor die beiden auf die Theke stellte. »Was soll’s. Erzähl mir
jetzt lieber einmal, wie du plötzlich auf Sturm als Täter gekommen bist. Zuerst
hattest du doch lange Harry Leitner in Verdacht.«
    Leopold nahm einen Schluck von seinem Bier. Er genoss die
kühle Labung sichtlich, während in seinem Kopf der ganze Fall noch einmal
ablief. »Sagen wir so: Ich wusste, dass der Fall mit ihm zu tun haben musste«,
erklärte er. »Die Telefonnummer in Ehrentrauts Koffer war dafür ein sicheres
Indiz. Ich habe ihn auch kurze Zeit verdächtigt, das gebe ich zu. Aber dann bin
ich wieder daran gegangen, die wesentlichen von den unwesentlichen Fakten zu
trennen. Ich habe mich gefragt, ob Harry wirklich einen solchen Mord begehen
und nachher einfach so weiterleben könnte, als ob nichts geschehen wäre. Die
Antwort war nein.
    Heute ist mir aufgefallen, wie Sturm plötzlich grob wurde,
als du in der Kantine versucht hast, mit Leitner ins Gespräch zu kommen. Er tat
so, als ob er Angst um seine Gesundheit hätte. In Wirklichkeit hatte er Angst,
dass Leitner sich verplappern würde, weil er gemerkt hat, dass wir ihn
ausfratscheln wollten. Leitner dürfte zwar nie ganz mitbekommen haben, was mit
ihm geschehen ist, aber was, wenn wir ihn damit konfrontierten? Und was, wenn
er von seiner Angie zu schwärmen begann und ihm dabei herausrutschte, dass er
sie Sturm weggeschnappt hatte?
    Mir

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