Versehentlich verliebt (German Edition)
hinter einem Busch versteckt, als ich Benny und Theresa aus dem Auto habe steigen sehen. Ein blöder Köter hat mich angebellt, ich musste den Rückzug durch drei fremde Gärten antreten. Ohne leidenschaftlichen Sex und mit einem gebrochenen Herzen habe ich dann Unmengen an Schokolade in mich hineingestopft. Nein, die letzten Monate waren, auf gut Deutsch, scheiße. Ich werfe einen Blick über meine Schulter: Lukas, mein Chauffeur, ist der versöhnliche Abschluss eines echt fiesen Jahres.
Schlimm genug, verlassen zu werden – aber dann noch zu erfahren, dass mein Ex-Freund heiratet und die Frau, die jetzt seine wird (und mit der er mich sechs Monate lang betrogen hat) in wenigen Wochen auch noch Mama wird. Lukas ist vielleicht der verdiente Weihnachtsengel, der einige Wunden küssen soll. Das Lächeln auf meinem Gesicht wird breiter und breiter. Stop, da sind meine Ohren. STOP! Aber ich grinse noch immer. Und das nur, weil ich mir Lukas Lippen auf meinen vorstelle … Schlechte Idee. Ich spüre, wie mir die Hitze ins Gesicht steigt. Nein, ich werde rot und grinse wie ein Honigkuchenpferd. Etwas weniger verräterisch hätte es auch getan. Muss ja wirklich nicht jeder hier wissen, dass ich gerade schmutzige Fantasien über meinen Chauffeur hinter mir habe.
Er bremst direkt vor einer freien Telefonzelle ab, ich rutsche möglichst elegant von dem Wagen. Er öffnet mir die Tür zur kleinen Kabine und erinnert dabei an einen englischen Butler. Die Brille passt hervorragend zu seiner charmanten Art, die sich in den letzten paar Minuten in den Vordergrund gedrängt hat.
„Aber du kommst nicht mit rein.“
„Oh, natürlich nicht. Ich werde hier warten. Mit den Taschen.“
„Hältst du meine Cola. Aber nicht daraus trinken. Das finde ich nämlich total widerlich.“
„Ja, total. Klar, Miss Daisy.“
Ich verschwinde im Inneren und spüre, wie er in meinem Rücken die Tür schließt. Komisch, der gesamte Menschenauflauf hat sich in Luft aufgelöst. Vermutlich ist der Handyempfang schlagartig besser geworden oder sie haben aufgegeben. Außer mir sucht nur ein alter Mann passendes Kleingeld. Wie enttäuscht er sein wird, wenn er feststellt, dass nur eine Telefonkarte durch den Schlitz passt. Die Wunder der Technik. Meine Finger tippen die Nummer, ohne dass ich ihnen dabei zusehe. Ich sehe noch immer zu Lukas. Er steht beim Wagen, direkt vor meiner Zelle, die Cola in der Hand, die andere in der Hosentasche. Ein bisschen sieht er aus wie mein Bodyguard.
„Wunsch?“
„Papa? Hier ist Pippa.“
Ich hoffe, er erinnert sich – anders als meine Mutter – an seine Tochter, die im weite entfernten Freiburg wohnt und eigentlich auf dem Weg zu ihnen sein sollte.
„Hey, Kleines, wann kommst du denn endlich?“
Juhu! Mein Vater hat mich im Weihnachtsstress also nicht vergessen. Gott sei Dank!
„Ich habe noch keinen Flug. Es schneit wieder. Ich glaube nicht, dass ich es noch schaffen werde.“
„Es gehen gar keine Flieger mehr raus? Nichts?“
„Nichts in Richtung Berlin. Tut mir leid.“
„Och ... das ist schade. Dein Bruder und Nina werden enttäuscht sein.“
„Nina?“
„Deine Schwägerin.“
Ach so. Stimmt. Sie hat ja auch einen anderen Namen, außer das Tier. Da ich sie aber selten (nie!) mit ihrem Geburtsnamen anspreche, entfällt er mir von Zeit zu Zeit eben auch.
„Ja. Stimmt. Schade.“
Ich kann nicht anders und tue so, als ob ich mich übergeben müsste. Lukas grinst und hebt die Cola-Flasche zum Toast. Jetzt lächle ich auch. Er hat echt tolle Augen. Blau – und wenn er lacht, dann funkeln sie ein bisschen. Wie Sterne, die auf den Wellen im Meer tanzen. So stelle ich es mir zumindest vor, denn ich war noch nie am Meer. Aber pssst! Nicht Lukas sagen!
„Bist du noch dran?“
„Ja Papa. Ich bin da.“
„Mir ist nicht wohl bei dem Gedanken, dass du alleine in diesem Flughafen bist, Kleines.“
„Ich bin nicht alleine.“
„Wie bitte?“
Ich habe ganz vergessen, dass ich mit meinem Vater spreche. Mit dem Mann, der mein erstes Date quer durch unseren Garten gejagt hat, weil der Kerl der Meinung war, dass Gary Moore kein guter Sänger und Gitarrist ist. Meinem ersten festen Freund hat er so große Angst gemacht, dass ganze vier Wochen vergingen, bis wir uns zum ersten Mal küssten. Ich mag eine erwachsene Frau sein, aber für meinen Vater bin und bleibe ich sein „Kleines“. Und sein Kleines verbringt keine Nacht an einem Flughafen mit einem fremden Mann. Wenn er jetzt erfahren würde,
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