Versehentlich verliebt (German Edition)
und ich komme zurück in die Realität.
„Huh?“
„Ob du nicht auch mal gerne an die ganzen Orte möchtest?“
„Doch klar, sicher. Irgendwann mal. Vielleicht. Mal schauen.“
Ein euphorisches „Na logo!“ sieht definitiv anders aus. Aber wozu lügen? Ich kann mir eben nicht vorstellen, wie ich alleine irgendwo auf Weltreise unterwegs bin. Ich finde es ja schon anstrengend, ein ganzes Wochenende nur mit mir alleine zu verbringen. Wie soll das erst werden, wenn ich drei Wochen buche? Irgendwie muss ich dieses Thema umschiffen.
„Und du spielst also Fußball?“
Da jeder Mann gerne über sich spricht, wird Lukas sicherlich keine große Ausnahme sein. Zwar zögert er – aber ich heuchle einfach etwas Interesse und ermutige ihn mit einem Lächeln dazu, mir etwas über sich zu erzählen.
„Ja, aber nicht hauptberuflich.“
Das habe ich mir schon gedacht, dafür sind seine Waden doch etwas zu zierlich. Haben nicht alle Fußballer dicke Waden? Oder waren es dicke Oberschenkel? Ich kenne mich beim Thema Fußball nicht sonderlich gut aus. Okay, ich kann sagen, welcher Spieler mit welchem Top-Model mal in den Schlagzeilen war. Aber der Sport an sich interessiert mich nicht im geringsten.
„Hauptberuflich machst du also was … ?“
Muss man ihm denn alles aus der Nase ziehen? Die meisten Kerle, die ich kennen gelernt habe, können gar nicht mehr aufhören, über sich zu sprechen, wenn sie erstmal losgelegt haben. Lukas hier scheint da etwas anders zu sein. Noch weiß ich nicht, wie ich das einschätzen soll. Ist er einfach nur schüchtern? Oder verheimlicht er mir etwas? So etwas in der Art, dass es sein Hobby ist, Frauenkleider zu tragen.
„Ich bin sowas wie ein Autor.“
„Sowas wie?“
„Ja. Also ich schreibe.“
Ein Schriftsteller, sieh einer an. Dazu passt natürlich auch schon seine Nerdbrille viel besser. Schriftsteller sind irgendwie sexy, haben immer diese Aura eines verträumten Poeten. Frauen wie ich fliegen auf Schriftsteller.
„Habe ich vielleicht sogar schon mal was von dir gelesen?“
Sein Lächeln wird breiter, seine Brust schwillt vor Stolz gerade zu an, und er will gar nicht mehr so schmal wirken.
„Da bin ich mir sogar sicher.“
Doppel-Wow. Ein Promi! Ich verbringe Weihnachten mit einem Promi. Lande ich etwa noch als Nebenfigur in seinem neuen Bestseller und kann damit meine studierten Kollegen beeindrucken? Das wäre nun wirklich der Hammer.
„Zum Beispiel?“
Er ist verlegen, das kann ich sehen, Vielleicht liegt es an mir, da ich mich wie ein kleines Fangirl aufführe. Aber darin habe ich nun mal genug Übung, immerhin bin ich seit 1991 großer Take That-Fan. Nein, das ist nicht wahr, ich bin RIESEN Take That-Fan – und ich weiß, wie sich Fangirls zu benehmen haben. Immerhin hatte ich viel Zeit, das zu perfektionieren. Wenn ein Lied der Jungs im Radio gespielt wird, dann kann ich noch immer kreischen, als wäre ich sechzehn und unglaublich in Jason Orange verliebt (ja, googeln Sie den Namen gerne, das ist der, an den sich außer mir nur wenige erinnern). Wie auch immer, ich bin ganz aufgeregt und gespannt zu erfahren, was für ein großartiger Schriftsteller meine neue Bekanntschaft ist.
„Kennst du dieses Orangen-Shampoo?“
Wovon redet er? Shampoo?
„Ähm, ja, ich denke schon. Wieso?“
Er räuspert sich und rückt seine Brille wieder gerade.
„Erfrischender Duft, der Sie auf eine Orangen-Plantage nach Sizilien entführt und Ihnen ein gänzlich neues Duschvergnügen beschert.“
Es klingt auswendig gelernt. So wie er mich ansieht, erwartet er nun Applaus oder offene Münder. Oder beides. Ich kann ihm nur Verwirrung anbieten.
„Das ist von mir.“
„Klingt nicht gerade wie Lyrik.“
„Nein, nein. Ich schreibe die Texte, die auf den Produkten stehen. Shampoo, Fertigsuppen, Rasierschaum, Kerzen … Das ganze Repertoire.“
Kein Schriftsteller. Kein Spiegel-Bestseller.
„Verstehe.“
Ich gebe mir offenbar nicht genug Mühe, meine Enttäuschung zu verbergen, denn er sieht mich traurig an.
„So reagieren alle. Erst so: Wow! Und dann: Ach, Werbefuzzi.“
„Nein, nein, es ist cool.“
Ist es nicht. Er ist nerdy und irgendwie …
„Ich habe mich ja schon immer gefragt, wer diese Texte schreibt.“
Interessant. Er hebt die Hand und grinst. So hat er irgendwas süßes, wenn er mich wie ein kleiner Junge etwas unsicher ansieht. Diese Grübchen sind wirklich süß. Diese Weihnachtshormone tun mir nicht gut. Ich werde zu einer billigen Kopie meiner
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