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Versehentlich verliebt (German Edition)

Versehentlich verliebt (German Edition)

Titel: Versehentlich verliebt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adriana Popescu
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zu tun haben.
    „Ich bringe dich hin.“
    „Was machst du dann die ganze Nacht?“
    Er zwinkert mir zu und schiebt mich langsam zum Ausgang.
    „Ich warte auf das Frühstück. Das du mir ausgeben wirst.“
    Plant er doch mit mir? Mit uns?
    „Das wäre doch nicht fair! Du lässt deinen Flieger für mich sausen und jetzt sollst du in der Flughafenhalle übernachten?“
    „Ich habe noch etwas zu tun, mach dir um mich bitte keine Sorgen.“
    Ich ergreife seine Hand. Das ist das zweite Mal, dass ich die Initiative ergreife. Das sieht mir gar nicht so ähnlich, oder? Ich wachse hier noch über mich hinaus.
    „Ich folge dir. Mit dem Gepäckwagen, versteht sich, Miss Daisy.“
    Ich drücke ihm, einfach so, einen Kuss auf die Wange. Es überrascht ihn so sehr wie mich, aber es musste endlich mal getan werden. Eigentlich wollte ich auf seine Lippen zielen, aber das habe ich mich dann doch nicht getraut. Ich bin nun mal ein Schisser. Ich kneife immer dann, wenn andere springen oder sich überschlagen, oder andere tollkühne Dinge mit ihrem Körper anstellen. Und so kneife ich auch jetzt. Aber nicht ganz, es ist zumindest ein kleiner Kompromiss.
    „Wofür war das denn?“
    „Für alles.“
    Er sieht etwas verlegen aus, rückt die Brille zurecht und nickt. Ich verstehe nicht, warum so ein attraktiver Kerl nicht eine Freundin im schönen Hamburg hat, die nur auf seinen Anruf wartet und sich in den Schlaf weint, weil er nicht neben ihr liegt. Stattdessen steht er hier neben mir und fährt mein Gepäck Richtung Ausgang. Wir gehen im Gleichschritt und ich verdränge das Gefühl, das so sehr nach Abschied schmecken wird.
    Die Kälte will mir förmlich ins Gesicht beißen und ich ziehe den Schal enger um meinen Hals und den Mund. Es hat noch immer nicht aufgehört zu schneien, das viele Weiß wirkt so friedlich und fast schon feierlich. Dem besonderen Augenblick irgendwie angemessen. Lukas, der ein ganzes Stück größer ist als ich, zieht sich seinen Hut tiefer in die Stirn. Ich muss lächeln. Einfach so, weil es unglaublich schön ist, auch wenn es mich durcheinander bringt.
    „Kalt?“
    Er schüttelt den Kopf, aber ich sehe, dass auch er seinen Schal etwas höher zieht und die Jacke zumacht.
    „Wenn ich Handschuhe dabei hätte, würde ich eine Schneeballschlacht anfangen.“
    „Das wäre keine gute Idee. Frauen schreien immer und werden hysterisch, sobald sie auch nur einen Schneeball sehen.“
    „Wirklich? Aber doch nicht Frauen wie du.“
    Er wird langsamer und das macht mich nervös. Ich weiß genau, woran er denkt und was er vorhat. Er wird sich bücken, einen Schneeball formen und ich werde rennen. Rennen wie der Teufel, ausrutschen und mir Knie und Ellenbogen aufschlagen. So wie immer eben.
    „Du musst wissen ...“
    Ich halte ihn am Ärmel seiner Jacke, aber er bückt sich trotzdem.
    „ … ich bin schnell. Kein leichtes Ziel.“
    „Werden wir ja sehen.“
    Ich hasse Kerle, die aus dem schönen Schnee direkt einen Spielplatz für Schneeballschlachten machen müssen. Ich denke an das kalte Wasser, welches einem in den Kragen läuft. Nein, das muss doch wirklich nicht sein. Oder doch? Den Gepäckwagen zwischen uns, gehe ich zum ersten Mal in Deckung, als der Schneeball über meinen Kopf hinweg segelt.
    „Sogar für einen Hobbit war das eine miese Vorstellung.“
    „Das war doch nur zum Aufwärmen.“
    Und schon schmettert er den nächsten Schneeball, diesmal direkt in meinen Nacken. Das war ein Volltreffer. Aber, obwohl es so kalt ist, das meine Hände kaum diesen Ball formen können, setze ich zum Gegenschlag an. Ich bin keine leichte Beute, dafür hatte ich zu viele Winter in Freiburg. Bevor er auch nur zum Ausholen kommt, trifft ihn meine Rache im Gesicht.
    „Au!“
    „Treffer!“
    Frauen jubeln viel schöner als Männer – nur leider sehr viel kürzer, weil mich Lukas wie ein Footballer einfach zu Boden reißt. Wir landen beide weich im Schnee und mir fällt Bing Crosby ein. Vor kurzem hatte ich noch eine große Abneigung gegen ihn und sein Gefasel von weißen Weihnachten, aber inzwischen könnte ich dieses Lied den ganzen Tag singen. Hätte es heute nicht geschneit, hätte ich Lukas nie kennen gelernt, hätte diese Schneeballschlacht nicht machen können ... würde ich jetzt nicht hier liegen. Neben ihm im Schnee. Beide auf dem Rücken, den Blick in den Himmel gerichtet. Mir fällt Philipp Poisel wieder ein. Vorhin hat er noch für mich gesungen und wollte wissen, wo mein Himmel anfängt. Nun kann ich es

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