Versehentlich verliebt (German Edition)
Ihnen auch nur annähernd gefallen. Als ich es sehe, weiß ich sofort: das ist es! Das passiert mir beim Shoppen oft. Ich suche ein Shirt und kaufe einen Hut, in den ich mich sofort verliebt habe. Ich suche eine Hose und kaufe eine Tasche, von der ich meine, dass ich ohne sie nicht mehr leben kann. Als ich jetzt das perfekte Geschenk für Lukas finde, möchte ich am liebsten einen kleinen Freudentanz vollführen, aber es sind zu viele Menschen da und ich habe zu wenig Alkohol im Blut, um mir diese Peinlichkeit zu erlauben. Nur das kleine Fräulein in meinem Herzen, das steppt so wild wie die ganze Truppe um Riverdance.
Ich bezahle mehr als zehn Euro, weil ich noch eine Kleinigkeit als Bonus dazu lege und eine Frauenzeitschrift kaufe. Immerhin muss ich es auch noch einpacken und was bietet sich besser als Geschenkpapier an, als eine Ausgabe vom JOY-Magazin? Wenn es ihm nicht gefällt, werde ich mich einfach mit einem dümmlichen Witz aus der Affäre ziehen, damit er meine Enttäuschung in dem Fall nicht sehen muss.
Vor dem Duty-Free-Shop warte ich auf ihn, sein Geschenk liegt liebevoll eingepackt in meiner Tasche und der Stolz steht mir vermutlich ins Gesicht geschrieben. Dann sehe ich ihn mit dem Gepäckwagen um die Ecke kommen, ein Lächeln auf dem Gesicht, das es locker mit meinem aufnehmen kann. Direkt vor mir kommt der Wagen zum stehen.
„Hast du mich vermisst?“
Die Wahrheit ist: ja, tatsächlich – aber mein Kopf deutet etwas anderes an. Ich schüttele den Kopf und will mich sofort ohrfeigen. Wieso bin ich nicht einfach ehrlich?
„Gut, ich dich auch nicht.“
Wir lügen beide und wir schämen uns nicht das zuzugeben. Wenn der Mund etwas sagt, muss der Körper nicht immer die gleichen Signale senden. Oft genug habe ich behauptet, es würde mir gut gehen, dabei konnte ich vor Schmerzen kaum stehen. Alle haben es gesehen und wollten mich nach Hause schicken, aber ich habe es satt gehabt mich im Bett zu verstecken und zu weinen.
Lukas beobachtet eine Frau im Duty-Free-Shop hinter mir und schüttelt den Kopf. Ich folge seinem Blick zu einer blonden Dame, die in ihrem Kostüm sehr wichtig aussieht. Tagsüber muss sie eine wichtige Position in einer schicken Firma einnehmen. In meinen Jeans, den Ugg Boots und dem großmaschigen Schal sehe ich vermutlich nicht ganz so wichtig und durchgestylt aus.
„Völlig falsche Wahl.“
„Wie meinen?“
„Das Parfüm. Es ist scheußlich.“
Aber die Blondine sieht sehr begeistert aus.
„Der Text überzeugt sie vermutlich.“
Tatsächlich liest sie die Beschreibung auf der Packung und entscheidet sich dann, das Produkt zu kaufen. Es dämmert mir.
„Der Text ist von dir.“
Lukas nickt und zuckt die Schultern, als müsse er sich dafür entschuldigen.
„Die meisten Texte da drinnen sind von mir.“
„Aber natürlich.“
Männer! Immer müssen sie mehr aus dem machen, als es wirklich ist. Genervt verdrehe ich die Augen. Oft genug habe ich schon gehört: „Was Ronaldo und Messi mit dem Ball anstellen können, das kann ich auch.“ Echt? Wow! Wahnsinn. Kannst du auch acht Stunden in den Wehen liegen und dann ein 3500 Gramm schweres Lebewesen auf die Welt pressen? Nein? Egal, du kannst ja gegen einen Ball treten. Pfft. Männer!
Lukas nimmt meine Hand und zerrt mich ins Innere des Ladens.
„Komm schon. Ich beweise es dir!“
Er fordert mich auf, ein Produkt meiner Wahl zu nehmen. Es fehlt nur noch Markus Lanz, der sagt: „Topp, die Wette gilt.“ Aber ich will nicht so sein. Wahllos greife ich nach einem Produkt und drehe mich damit wieder zu Lukas, der diese Aufgabe sehr ernst zu nehmen scheint. Er sieht die kleine Flasche in meiner Hand nachdenklich an. Ich kann förmlich sehen, wie es hinter seinen schönen Augen rattert. Die Stirn in Falten gelegt, die Hand am Kinn, die Haare völlig außer Form geraten und dadurch nur noch attraktiver. Aber das sage ich ihm natürlich nicht.
„Lassen Sie sich von dem Duft afrikanischer Gewürze in eine fremde Nacht entführen, die Ihre Sinne betört und Ihnen lang anhaltende Frische verleiht.“
Ich schüttele fassungslos den Kopf, während ich die Zeilen, die Lukas vor sich hin spricht, tatsächlich Wort für Wort auf der Packung in meiner Hand lese.
„Du solltest damit irgendwo auftreten.“
Aber er schüttelt nur den Kopf und sieht sich weiter in dem Duty-Free-Shop um. Ich will wissen, wie gut er in seinem Job wirklich ist, also suche ich die Produkte aus und lasse mir von ihm den Text auf der Packung
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