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Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition)

Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition)

Titel: Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Curran
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gesprossen, die sich zu einem zähen Geflecht verbunden hatten und bis tief unter die Haut gedrungen waren. Das Gewächs, das bis zu den Nasenlöchern reichte, hatte die Muskeln so deformiert, dass eine Gesichtshälfte zu einem hässlichen breiten Grinsen verzerrt war.
    »Nichts wie weg hier«, sagte ich.
    Ohne die Schlachtschauplätze ringsum weiter zu inspizieren, traten wir den Rückzug an. Selbst Janie, sonst ein Ausbund von Mitgefühl, drehte sich einfach um, weil all das einfach zu viel war, um es in sich aufzunehmen und zu verarbeiten. Sie war so ausgelaugt wie wir alle. Zum ersten Mal seit Monaten waren wir auf normale Menschen gestoßen, nur um feststellen zu müssen, dass man sie abgeschlachtet hatte.
    Während ich unseren Trupp vorwärts trieb, weg von dem Gemetzel, weg von dem Gestank, fragte ich mich, ob wir nach Überlebenden hätten suchen sollen. Doch im Grunde wusste ich, dass das nichts gebracht hätte. Hier hatte keiner überlebt.
    Doch genau in dem Moment, als ich um die Ecke bog, war der erste Schuss zu hören.
    16
    Wie alle anderen warf ich mich ebenfalls zu Boden und suchte Schutz hinter einem umgestürzten Wagen. Ringsum pfiffen Kugeln an mir vorbei, die in Hausfassaden und Straßenschilder einschlugen. Allerdings waren es keine gezielten Schüsse, wie mir bald klar wurde. Die nächste Kugel durchschlug die Spiegelglasscheibe eines Geschäfts und warf eine mit Staub und Spinnweben überzogene Schaufensterpuppe um.
    »Volltreffer«, bemerkte Texas Slim.
    »Die Schüsse kommen von dem Gebäude da drüben.« Carl deutete auf eine Steintreppe auf der gegenüberliegenden Straßenseite. »In einem Fenster im zweiten Stock blitzt immer wieder ein Gewehrlauf auf.«
    Ich sah zu dem Fenster hinauf, dessen Scheiben fehlten. Rosafarbene Gardinen bauschten sich im Wind. »Klingt wie ein mittleres Kaliber. Könnte eine .30-30 Winchester oder .30-08 sein.«
    »Du bist wirklich ein gewalttätiger Mensch, Mann«, sagte Texas. »Kennst dich viel zu gut mit Schusswaffen aus. Schande über dich!«
    Wir konnten weder vorwärts noch rückwärts, saßen hier fest, denn bis auf ein paar Autowracks gab es nichts, wo wir uns hätten verstecken können. Der Schütze hatte völlig freie Bahn. Unser einziger Vorteil lag meiner Ansicht nach darin, dass es kein besonders guter Schütze war. Die Kugeln kamen jeweils stoßweise und schlugen ziemlich weit entfernt von uns ein. Vielleicht sollte das Feuer uns auch nur verscheuchen oder daran hindern, weiter vorzurücken.
    »Was hältst du davon?«, fragte mich Carl, während er das Gebäude mit der Kalaschnikow ins Visier nahm.
    »Schwer zu sagen.«
    »Vielleicht verschwindet der irgendwann einfach wieder«, meinte Janie.
    »Und vielleicht hätte Carls Mutter besser daran getan, niemand zwischen ihre Beine zu lassen«, bemerkte Texas Slim.
    »Du hältst jetzt besser dein Schandmaul«, warnte Carl ihn.
    Ich legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Ruhig Blut.«
    »Ich bin dafür abzuwarten, bis dem Kerl die Munition ausgeht«, erklärte Gremlin.
    Carl lachte. »Das sieht dir ähnlich.« Er wandte sich mir zu. »Reich mir mal deine Savage.«
    Ich wusste nicht, ob das eine gute Idee war. Carl neigte dazu, mitten in Wespennester zu stechen, vor allem dann, wenn er bewaffnet war. Doch als ein Schuss folgte, der nahe vor uns in die Motorhaube des umgestürzten Wagens einschlug, gab ich ihm die Savage.
    Sofort sprang Carl auf, zielte, drückte ab und wiederholte die Prozedur zweimal in schneller Folge. Es dauerte nur Sekunden. Ich hätte das nicht so blitzschnell wie Carl geschafft. Und falls doch, hätte ich niemals so gut wie er getroffen. Die ersten beiden Geschosse schlugen knapp neben dem Fenster in die Hauswand, das dritte sauste mitten in die Fensterhöhle hinein.
    Jetzt zeichnete sich eine – meinem Eindruck nach weibliche – Gestalt im Fenster ab und feuerte, diesmal gezielter. Die Kugeln schlugen unmittelbar vor unserem Standort ins Pflaster. Sie wollte nachladen, doch offenbar war ihr die Munition ausgegangen, wie ich aus dem wutverzerrten Gesicht schloss. Schließlich fluchte sie lauthals und zog sich vom Fenster zurück.
    Carl gab mir die Savage zurück und griff nach seiner Kalaschnikow. »Ich schnapp mir das Miststück«, erklärte er.
    »Lass das!«
    »Wieso? Es ist bald Vollmond, Mann. Wir müssen uns vorher was besorgen, wenn du verstehst, was ich meine.«
    Als ich nickte, rannte Carl bereits los. Wie immer in solchen Situationen spürte ich Schuldgefühle an mir

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