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Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition)

Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition)

Titel: Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Curran
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Gewehrkolben auf den Hinterkopf. Ihre Augen schlossen sich und sie kippte nach vorn.
    Zehn Minuten später hatten wir es geschafft, sie mit einem dicken Draht, der vorher Holzstapel zusammengehalten hatte, an einem Zaun festzubinden.
    Danach zogen Carl und Texas Slim sich ein gutes Stück zurück. Sie wussten, was jetzt passieren würde.
    Mit Schweißtropfen im Gesicht blieb ich stehen. Voller Selbstverachtung und Hass auf das, was ich war – geworden war, ohne mich dagegen zu wehren. Voller Schuldgefühle. Oh Gott, wenn ich daran dachte, dass ich früher mal ein ganz gewöhnlicher Mensch mit einem ganz gewöhnlichen Leben gewesen war, der keiner Fliege was zuleide getan hätte.
    Mickey stand neben mir. Ihre Augen wirkten riesig, dunkel, feucht. Sie atmete schwer und ihre langen Glieder waren angespannt vor Erregung. Sie fand diese Geschichte offenbar im wahrsten Sinne des Wortes geil. Das spürte ich an der Hitze, die sie ausstrahlte, und an ihrem Moschusgeruch, der nun auch mich scharf machte. Ich bekam eine Erektion. So verrückt und pervers das auch klingen mag: In diesem Moment hätte ich nichts lieber getan, als Mickey auf den Boden zu werfen und sie ins Koma zu ficken.
    Was lediglich bestätigt, auf welch bizarre Weise das menschliche Gehirn arbeitet.
    »Tu es, Nash«, hauchte sie mir ins Ohr.
    Und so tat ich es.
    26
    Es näherte sich.
    Das Schattengebilde nahm Gestalt an.
    Mit einem Wirbel katapultierte es sich selbst ins Sein und brannte sich durch den Äther.
    Entkernte das Gebäude dieser Welt.
    Ich hatte es gerufen, und jetzt kam es. Sofort spürte ich, wie sich in der Luft ringsum etwas veränderte ... aufbrach ... sich so verkehrte, als ordneten sich die Atome neu. Oder als würden sie durcheinandergerüttelt, sodass das Innere zum Äußeren wurde. Die Luft war aufgeladen und sirrte, und ich konnte mich nicht bewegen. Ein pulsierendes elektromagnetisches Feld hatte sich aufgetan und drückte mich jetzt nieder, damit ich vor dem Altar meines Gottes auf die Knie sank.
    Sühne.
    Opfer.
    Ein Brandopfer.
    Ich versuchte zu vergessen, dass die an den Zaun gefesselte Frau einen Namen hatte und wandte mein Gesicht von ihr ab. Die Luft war mit statischer Elektrizität aufgeladen. Die Frau stöhnte, warf sich hin und her, schrie. Aber ich hörte sie nicht, weigerte mich, sie zu hören. Ringsum sirrte und knackte es und roch schneidend nach reinem Ozon. Und dann kam die Hitze, die alles verzehrende, alles einäschernde Hitze des lebenden nuklearen Ofens, der jetzt körperliche Gestalt annahm.
    Das Schattengebilde war hungrig.
    Ausgehungert.
    Hitze ... lodernde Energie ... das Summen einer Million, einer Milliarde Hornissen ... Sägeblätter, die in Stahl schnitten ... ein Kreischen ... ein Rauschen ... der Aufschrei der Welt, als sie auf subatomarer Ebene entkernt wurde ...
    Und dann schrie auch die Frau – Marilynn. Mein Gott, ja, Marilynn. Ein einziger sparsamer Schrei, der nur Sekunden anhielt.
    Das Schattengebilde nahm sie in sich auf, verzehrte sie.
    Ich sah nicht hin.
    Aber Mickey tat es. Konnte ihre Augen nicht davon losreißen. Sie starrte voller Verzückung und fast erotischer Faszination auf das Geschehen.
    Marilynn ...
    Ich hörte, wie sie mit einem Knistern – so als verbrenne Zellophan – zusammenschmolz. Und dann war es vorbei und die Welt wieder die gewohnte Welt. Ich schlug die Augen auf und zwang mich hinzusehen, wie ich mich jeden Monat bei Vollmond zum Hinsehen zwang.
    Marilynn war nur noch eine angekohlte, immer noch schwelende Vogelscheuche.
    Über die Erde hatte sich ein Sargtuch aus öligem schwarzen Rauch gelegt.
    Das Brandopfer war vollbracht.
    Marilynn war zu einem Klümpchen aus Knochen, Fleisch und Mark geschmolzen. Ein Klümpchen aus Blasen aufwerfendem dunklem Gelee, das sich jetzt, immer noch schwelend, verflüssigte und Knallgeräusche von sich gab, vom Zaun auf den Boden rann und dort eine Pfütze aus superheißen verstrahlten Rückständen bildete. Wo die Pfütze trockenes Gras berührte, loderten Flammen auf.
    Ich musste kotzen.
    Später – immer noch konnte ich das Schattengebilde spüren und wusste, dass ich ihm gehörte – sah ich zum Nachthimmel auf. Und dabei kam mir der bleiche, stille Mond da oben wie ein Totenschädel vor.
    Ich riss den Mund auf.
    Und schrie.

DES MOINES, IOWA
    1
    Sie fragen mich, ob mir das gefiel?
    Ob mir einer dabei abging, wenn ich diesem Monstrum Brandopfer darbrachte?
    Nein, und nochmals nein. Die Schuldgefühle machten mich krank, zerfraßen

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