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Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition)

Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition)

Titel: Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Curran
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Seite des Mondes übersäten sie die Landschaft wie Pocken. Sie waren mit faul riechendem Wasser vollgelaufen, auf dem Blätter und Abfall schwammen. Hier und da ragten auch verrostete Autowracks halb aus der Brühe. Andere Straßen waren von ausgebrannten Bussen, Lastern und umgekippten Pkw verstopft, die auch jetzt noch als Militärfahrzeuge zu erkennen waren.
    Überall lagen Knochen herum, sowohl auf den Straßen als auch in den dreckigen Gossen. Manche Leichen hatte irgendjemand unter die Vordächer noch stehender Gebäude geschoben, andere, immer noch in Kleidung gehüllt, die inzwischen zerfiel, saßen in den von Kugeln durchsiebten Wagen.
    Carl spielte mit dem Geigerzähler. »Die Strahlung ist leicht erhöht ... zeigt um die 50. Ist aber nicht schlimm. Noch nicht.«
    Wir kamen an einer Kathedrale vorbei, von der nur noch – über einen ganzen Straßenzug verteilt – Steinhaufen übrig geblieben waren. Es stand nur noch der Turm, der sich jedoch bedenklich neigte. In den Wohnbezirken waren die Holzhäuser entweder zu Kleinholz zerfallen oder bei früheren Feuersbrünsten völlig ausgebrannt.
    »Nun ja«, sagte Texas. »Ist wirklich nett hier. Erinnert an Berlin im Jahre 1945. Aber trotz des malerischen Charmes bin ich dafür weiterzuziehen. Spüre ein seltsames Kitzeln an meinem Sack und bin mir sicher, dass es diesmal nicht Carls Mittelfinger ist.«
    »Leck mich doch«, gab Carl zurück.
    Unwillkürlich musste ich lachen, aber es kam als nervöses, verkrampftes Kichern heraus. Etwas war hier mehr als faul. Irgendwo in dieser zerbombten Stadt musste es noch Leben geben, und ich spürte, wie es uns beobachtete.
    »Texas hat recht«, meinte Mickey. »Ich kann spüren, dass da draußen irgendetwas lauert.«
    »Was suchen wir hier eigentlich, Nash?«, wollte Carl wissen. »Weißt du das überhaupt selbst?«
    Ich konnte nur den Kopf schütteln. »Ich werd’s wissen, sobald ich’s sehe. Fahr weiter, Mickey.«
    Janie saß neben mir, hatte mit mir aber kein Wort mehr gesprochen, seit ich Marilynn dem Schattengebilde geopfert hatte. Ich habe Janie wirklich geliebt, müssen Sie wissen. Doch allmählich nervte mich ihre ständig mürrische Stimmung und all der moralische Quatsch nur noch. Und nicht nur mich. Sie steuerte auf den Punkt zu, wo ihre hehren Grundsätze ihr ganzes Verhalten bestimmten. Es hatte mal eine Zeit gegeben, in der sie das, was wir tun mussten, zwar nicht gebilligt hatte, aber darüber hinweggegangen oder auch hinweggekommen war. Mittlerweile versank sie immer wieder in Depressionen, und dann weigerte sie sich, mit irgendjemandem von uns zu reden. Oft quengelte sie wie ein Kind. Es war dann so, als hätten wir es mit einem fünfjährigen Gör zu tun. Ich konnte keine Geduld mehr dafür aufbringen, und die anderen wohl auch nicht.
    »Wir müssen uns nach Treibstoff umschauen, Nash«, erklärte Mickey. »Der Tank ist zwar noch viertelvoll, aber das reicht nicht mehr lange.«
    Die Benzinbeschaffung stellte in dieser schönen neuen Welt kein Problem dar. Wenn man mit einem intakten Fahrzeug herumfuhr, konnte man mühelos Benzin von irgendeinem der zahllosen kaputten Wagen abzapfen. Carl hatte deshalb stets eine Absaugpumpe dabei.
    »In Ordnung, das erledigen wir besser gleich. Am besten, wir halten nach einem Parkplatz oder einem Autohaus Ausschau.«
    Mickey, die den Jeep durch die zerstörten, von Schutthaufen und Autowracks verstopften Straßen lenkte, war eine gute Fahrerin. Während ich die trostlose Gegend musterte, suchte ich nach Spuren von Leben, fand aber keine. Ich sah nicht einmal irgendeinen streunenden Hund, der aus einer Pfütze trank. Mir fiel auf, dass es hier keine Straßenschilder mehr gab und die Ampeln genau wie die meisten Telefonmasten umgestürzt waren. Die wenigen, die noch standen, hatten Schräglage, und ihre Leitungen baumelten so schlaff wie gekochte Spaghetti herunter.
    »Auf geht’s«, sagte Mickey und lenkte den Jeep auf den Parkplatz eines riesigen weißen Gebäudes, das fast einen ganzen Straßenzug einnahm. Riesige blaue Plastikbuchstaben verkündeten, dass hier die Vertretung von CHEVROLET – HUMMER residierte. Es standen jede Menge Wagen herum; viele davon waren völlig kaputt oder verrostet, bei manchen fehlten auch die Reifen oder die Windschutzscheiben waren zersprungen. Dennoch war ein großer Teil unversehrt.
    Wir stiegen aus.
    3
    Die Innenräume der Autovertretung waren staubig und verdreckt, die Büros geplündert, die Computer zerstört, die

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