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Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition)

Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition)

Titel: Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Curran
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fort.
    Weder während dieser Fahrt noch später fragte ich meine Leute, wieso keiner von ihnen mir zu helfen versucht hatte, als ich in der Falle saß. Aber das war eigentlich auch überflüssig. Alle waren vor Angst wie gelähmt gewesen, das war mir klar.
    5
    Carl schlug einen Bogen um Omaha und lenkte den Jeep nach Norden, auf die U.S. Route 30. Je weiter wir fuhren, desto stiller wurde es im Wagen. Selbst die belanglosen Unterhaltungen verstummten nach einer Weile. Das Schweigen lastete so schwer wie der Nebel auf uns, und niemand wollte es durchbrechen.
    Wegen des Nebels mussten wir langsam fahren, schließlich wollten wir nicht auf irgendwelche abgestellten Autos oder Laster prallen.
    Nach einer Stunde hielten wir in einer kleinen Stadt, um den Tank aufzufüllen. Ihren Namen habe ich vergessen, aber ich weiß noch, dass sie völlig tot war und sich düstere Stille über alle Straßen gesenkt hatte. Die Häuser waren grau und baufällig, von den Mauern schälte sich der Verputz. Die Rasen waren verwildert, in den Rissen des Straßenpflasters wucherte Unkraut. Alle Fenster waren verstaubt und leer. Hier musste jedes Leben schon vor langer Zeit ausgestorben sein. Mickey stieß in einem kleinen Park gegenüber der Tankstelle, wo Carl Treibstoff absaugte, auf ein paar Skelette. Aber sonst gab es keinen Zwischenfall.
    Während wir weiterfuhren, schlief ich ein Weilchen. Als ich aufwachte, hatte Mickey ihren Kopf zum Schlafen auf meinen Schoß gebettet und die Knie bis zum Kinn angezogen. Ich begegnete Carls Blick, der anzüglich grinste. Schließlich wurde Mickey wach und sah dabei so aus, als wäre sie nicht abgeneigt, genau das zu tun, was Carl ihr unterstellt hatte.
    Immer noch war der Nebel ziemlich dicht.
    Wir gelangten zu einer weiteren kleinen Stadt, deren Straßen menschenleer waren. Links und rechts sahen wir ausgebrannte Häuser, viele Autowracks, von Unkraut überwucherte Grundstücke und zersprungene Fensterscheiben.
    »Schau mal«, sagte Mickey.
    Da sah ich sie: Wir fuhren an Menschen vorbei, deren Gesichter von Wunden und Wucherungen entstellt waren. Bei manchen war das rohe, verfaulende Fleisch zu sehen. Die Körper waren von Geschwüren zerfressen. Auf jeden, der aufrecht dastand, kamen Dutzende, die auf dem Pflaster ausgestreckt lagen oder in den Gossen verrotteten. Sie alle litten an Seuchen. Als sie uns mit Gegenständen bewarfen, die gegen den Jeep prallten, stellte ich mir zu meiner Beruhigung vor, es wären nur faule Tomaten.
    Nach mehreren Fahrtstunden bremsten wir schließlich wieder ab, denn ein Schild wies auf eine Kleinstadt hin. »Bitter Creek«, erklärte Carl.
    6
    Am ersten Abend fuhren wir nicht hinein, sondern kampierten in einem kleinen Park an der Straße. Es war schon spät und offensichtlich hatte keiner von uns Lust, die Kleinstadt im Dunkeln zu erkunden. Schon deswegen nicht, weil niemand wusste, was uns dort erwartete. Wir machten ein Lagerfeuer und hockten uns im Kreis darum, ohne viel zu reden. Es war eine schöne Nacht.
    Der Nebel hatte sich gelichtet, sodass die Sterne gut zu sehen waren. Genauso mochte der Himmel vor zehn Jahren oder in irgendeiner Zeit vor dem Untergang unserer Welt ausgesehen haben. Das einzige Verräterische war, dass hin und wieder ein blauvioletter Strahlenkranz am Horizont aufflackerte.
    Ich dachte an Price und all das, was er mir erzählt hatte. Daran, wie sich seine Informationen mit denen zusammenfügten, die mir meine Träume vermittelt hatten. Es tat mir sehr leid, dass er ein solches Ende gefunden hatte. Er hatte nicht in den Nebel hinausgehen wollen, aber wir hatten ihn überstimmt. Hatte er eine Vorahnung gehabt, dass er im Nebel sterben würde? Vermutlich nicht. Er war lediglich ein sehr weiser Mann gewesen, der dumme Ideen sofort als solche erkannte.
    Als ich die Augen fest zudrückte, sah ich nur noch die Gesichter lieber Freunde vor mir und schloss alles ringsum aus. Dann verblassten sie, und ich sah die Städte im Osten – ohne jedes Leben, vom Wind gebeutelt, voll schwelender Knochen. Östlich vom Mississippi war der Tod der Alleinherrscher, und nun kroch er langsam nach Westen. Auch Iowa war inzwischen tot, genau wie Minnesota, Missouri, Oklahoma, Arkansas und das östliche Texas. Auch auf Kansas, South und North Dakota wartete das Grab. Und als nächster Bundesstaat, so war mir klar, würde Nebraska dran sein.
    Die Medusa rückte immer schneller auf uns zu. Genau wie das Schattengebilde spürte ich, dass die Medusa auf ihrem Weg nach

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