Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition)
Kalaschnikow eins über den Kopf und der Mann stürzte zu Boden. Es war ein schäbig gekleideter Alter mit weißem Bart. Während er sich auf die Knie rappelte, atmete er schwer; von seinen Schläfen rann Blut.
Carl richtete die Waffe auf ihn.
»Wir werden dir nichts tun«, beruhigte ich ihn. Daraufhin sah er mich wie ein verstörtes Tier mit wildem, verwirrtem Blick an und murmelte irgendetwas, aus dem ich nicht schlau wurde. Als er den Rest der Gruppe, der inzwischen zu uns gestoßen war, bemerkte, geriet er in Panik und kroch auf allen vieren auf die Hintertür zu. Carl wollte ihm nachgehen.
»Lass ihn ziehen«, sagte ich.
Er schaffte es bis zu der breiten Scheunentür und schob sie auf. Sofort schlug Regen herein, es goss immer noch in Strömen. Binnen Sekunden war der Alte völlig durchnässt, rannte aber trotzdem ins Freie und rief dabei irgendetwas. All das dauerte nicht einmal eine Minute.
Wir sahen, wie er, von Regen und Wind schwer gebeutelt, erst hierhin, dann dorthin rannte. Und plötzlich ... schrie er auf. Etwas Großes schlängelte sich auf ihn zu, packte ihn und zerrte ihn mit sich. Es ging so schnell, dass wir nicht erkennen konnten, wer oder was ihn angegriffen hatte. Mir kam es so vor, als wäre eine Riesenschlange aus dem Zwielicht auf ihn zugeschossen.
Er schrie noch einmal auf, dann herrschte Stille.
Mit gezogenen Waffen spähten wir nach draußen, aber es blieb ruhig. Es war nur das unablässige Prasseln des Regens zu hören, der sich zu Pfützen sammelte und gegen die Seitenwände der Scheune schlug.
4
Als sich Sturm und Regen zwei Stunden später endlich legten, waren wir fest davon überzeugt, dass auf den Weiden und Kornfeldern ringsum irgendetwas Unbekanntes lauerte. Wir konnten es zwar nicht sehen, doch schon seit geraumer Zeit hatten wir leises Quieken und lautes Kreischen gehört. Und einmal auch ein widerhallendes Geräusch, als hätte jemand mit einem überdimensionalen Fuß gestampft.
Das Unwetter war einem rosafarbenen Nebel gewichen, allerdings verriet uns der Geigerzähler, dass er harmlos war. Doch obwohl wir keinen Fallout befürchten mussten, lastete er so schwer auf uns, als wollte er uns die Luft zum Atmen nehmen. In Anbetracht der seltsamen Geräusche in unserer Nachbarschaft sagte mir die Vorstellung, zu Fuß zum Jeep hinüberzulaufen, keineswegs zu. Zumal der Wagen im Nebel nur als Schemen auszumachen war.
»Es könnte sich als ratsam erweisen, abzuwarten, bis sich der Nebel hebt«, erklärte Price feierlich.
Ich wollte ihm widersprechen, weil wir weiterfahren mussten. Was mich auch antreiben mochte: Wir mussten so schnell wie möglich nach Bitter Creek, das wusste ich einfach. Jede Stunde zählte.
Alle reagierten auf den Vorschlag unseres Wissenschaftlers mit eisigem Schweigen. Alle – bis auf Mickey. »Ich glaube, er hat recht, Nash.«
Aber niemand unterstützte Mickey, das sah ich den Gesichtern an.
»Ich geh schon mal zum Jeep«, sagte Carl. »Nash, du kommst mit mir. Und du, Texas, führst auf mein Zeichen hin die anderen hinaus.«
In diesem Moment wurde mir klar, dass es den anderen genauso ging wie mir. Auch sie spürten eine innere Unruhe, die sie zum Weiterfahren drängte.
Carl ging hinaus und ich hielt mich unmittelbar hinter ihm. Sofort legte sich der Nebel feucht, fast klebrig über mein Gesicht. Schon nach drei Metern war von der Scheune hinter uns nichts mehr zu sehen. Der Nebel, der mir mit jeder Sekunde dichter und erstickender vorkam, hatte sie einfach verschluckt. Inzwischen hatte er sich zu einer milchig-trüben Suppe zusammengebraut und eine weißliche Färbung angenommen.
Als wir den Jeep endlich fanden, seufzten wir erleichtert auf. »Alles in Ordnung«, rief ich den anderen zu und wischte die Feuchtigkeit von meinem Gesicht. »Kommt rüber.«
Carl setzte sich sofort hinter das Lenkrad und versuchte zu starten, doch die Zündung funktionierte nicht, der Motor heulte nur kurz auf und erstarb gleich wieder. Ich stand kurz vor einer Panik und hielt den Atem an, denn manchmal versagte die Elektronik nach so schweren Unwettern – und zwar auf Dauer. Doch schließlich sprang der Wagen an und der Motor gab im Leerlauf beruhigend gleichmäßige Geräusche von sich. Ich holte tief Luft.
Allerdings war mir klar, dass wir hier draußen nicht allein waren. Hin und wieder hörte ich in der Ferne schleifende Geräusche und sah, wie sich gespenstische Silhouetten durch die Nebelschwaden bewegten.
Plötzlich nahm ich hinter dem Jeep eine
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