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Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition)

Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition)

Titel: Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Curran
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Youngstown nach Cleveland hatten wir Motorräder benutzt, sie jedoch an der Stadtgrenze von Cleveland, in Garfield Heights, zurückgelassen, da sich einige große Vögel auf uns gestürzt und Specs den Hut geklaut hatten. Keine Ahnung, was das für Vögel waren. Sahen wie Raben aus – riesige, mutierte Raben. Nach diesem Zwischenfall waren wir zu dem Schluss gekommen, dass wir ein Fahrzeug brauchten, das uns ein Dach über dem Kopf bot.
    »Hast du dich schon mal gefragt, wo wir in einem Jahr sein werden, Nash?«
    »Nein, nie. Hab hier und jetzt genügend Probleme.«
    »Ich denke manchmal darüber nach und frage mich dabei, ob es irgendwo da draußen vielleicht noch Städte mit echten Menschen gibt.«
    Ich hatte keine Lust, darüber zu spekulieren. Nachdem ich meinen Eintopf gegessen hatte, warf ich die Konservenbüchse auf die Straße. Wir Überlebenden waren wirklich schreckliche Umweltverschmutzer. Danach rauchte ich und trank den letzten Rest Sprudel aus, den wir uns in einem früheren Feinkostladen besorgt hatten. Alles in diesem Laden war längst verfault, aber die Konserven und Getränkedosen waren noch genießbar. Die zivile Welt mochte untergegangen sein, aber diese Softdrinks würden ewig halten.
    »Wieso willst du eigentlich in den Westen, Nash? Wieso nicht in den Süden?«
    Diese Frage hatte Specs offenbar schon lange auf der Zunge gelegen. Also erzählte ich ihm von dem Schattengebilde. Eigentlich hatte ich das nicht vorgehabt, da er sich sowieso schon viel zu viel mit all diesem okkulten Mist befasste, und mir klar war, dass er dieses Schattengebilde für etwas Übernatürliches halten würde (was er selbstverständlich auch tat). Trotzdem blieb mir nichts anderes übrig, als ihn einzuweihen.
    Danach dachte er fast an nichts anderes.
    4
    Als es dunkel wurde, hatten wir immer noch kein passendes Fahrzeug gefunden. Mittlerweile kotzten mich Specs’ Spekulationen über das Schattengebilde wirklich an. Er war nämlich davon überzeugt, dass es ein alter heidnischer Gott sein musste, der jetzt, nachdem die Christenheit nahezu ausgestorben war, erneut auf der Bildfläche erschienen war. Ununterbrochen löcherte Specs mich mit Fragen.
    »Hör mal«, sagte ich schließlich, »was ich dir erzählt habe, ist ein Geheimnis, und wir reden nicht mehr darüber, okay? Lass die Sache einfach ruhen.«
    Es gab genügend andere Dinge, die uns Kopfzerbrechen bereiteten.
    Meine Erfahrungen in Youngstown sagten mir, dass man sich nach Einbruch der Dunkelheit auf keinen Fall im Freien aufhalten durfte. Wir mussten ein Nachtquartier finden. Im Moment gingen wir am Cuyahoga River entlang, wo es fast nur verwahrloste Industriegebäude gab, außerdem die üblichen Geschäfte, Bars und Schnellrestaurants, die sich in einer solchen Umgebung ansiedeln. Wir brauchten einen Unterschlupf, der uns die Möglichkeit zur Verteidigung bot.
    Während ich die Gegend sondierte, zerrte Specs mich am Ellenbogen. »Du meine Güte, Nash«, sagte er. »Schau doch mal.«
    Scheiße. Krätzekranke. Fünf oder sechs vor uns auf der Straße. Halb nackt, leichenblass und völlig verkommen hockten sie auf einem Trümmerhaufen – wie Raubvögel, die nach leckeren Nagetieren Ausschau halten. Ich war mir nicht ganz sicher, ob sie uns überhaupt bemerkt hatten. Einer der Krätzekranken, nur mit einer schwarzen Motorradjacke bekleidet, starrte jedoch aufmerksam in die Richtung, aus der wir gerade gekommen waren. Die anderen musterten mit dumpfem Blick die eigenen Füße.
    Leise zog ich die 38er aus meiner Jackentasche.
    Während Specs und ich vorsichtig zu einer Reihe zerstörter Gebäude schlichen, die kaum zehn Meter von uns begann, war mir deutlich bewusst, wie laut der Schutt unter unseren Füßen knirschte. Ich glaube, ich wagte nicht mal zu atmen, bis wir die Strecke hinter uns gebracht hatten. Es waren die längsten zehn Meter meines Lebens. Schließlich duckten wir uns und stiegen durch ein großes Loch in der Steinfassade einer Bar, das so aussah, als wäre hier ein Panzerabwehrgeschoss eingeschlagen.
    Geschafft!
    »He, nicht schlecht ...«, begann Specs, doch ich befahl ihm, die Klappe zu halten. »Schließlich sind die nicht taub!«
    Als ich um die Ecke spähte, sah ich, dass die Krätzekranken sich nicht von der Stelle gerührt hatten. Mit dem Finger an den Lippen führte ich Specs in den hinteren Teil der Bar. Das Geschoss, das die Hausfassade getroffen hatte, war weitergeflogen und hatte auch einen großen Teil der hinteren Wand und der dort

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